Innovationskatalysator für Glasfirmen nicht nur in Bayern
Neuartige Verarbeitungstechnologien, digitale Prozesse in der Glasindustrie und innovative Glasprodukte - das alles entsteht im Technologie Anwender Zentrum (TAZ) Spiegelau.
2012 wurde es mit Unterstützung der Gemeinde Spiegelau, des Landkreises Freyung-Grafenau und des Freistaats Bayern gegründet. Es bündelt als Außenstelle der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) in Kooperation mit der Universität Bayreuth Kompetenz in Forschung und Entwicklung rund um das Thema Glas und dessen Wertschöpfungskette.
Das Besondere am TAZ Spiegelau: Der Fokus liegt gleichermaßen auf digitaler Wirtschaft, nachhaltigem Wirtschaften sowie innovativen Prozessen und neuen Werkstoffen. Aktuell kommen Fragestellungen hinzu, die auch schon zur Gründung des TAZ Spiegelau bekannt waren, aber heute neue Relevanz haben: Energieeinsparung wegen drastischer Preissteigerungen und -schwankungen sowie Bewältigung des Fachkräftemangels.
Staatsminister a.D. Bernd Sibler sieht im TAZ Spiegelau ein richtungsweisendes Beispiel dafür, wie Forschung außerhalb der Mauern klassischer Universitätsstandorte Perspektiven für strukturschwache Regionen bieten kann, sagte er im Rahmen der Feierlichkeiten. Durch eine kluge Politik seien gezielt kleinere Strukturen in der Region aufgegriffen und Räume, die von Abwanderung geprägt waren, würden über die angewandte Forschung neue Impulse erfahren.
Ministerialdirigent a.D. Dr. Wolfgang Zeitler dankte der Universität Bayreuth für den Mut einer beispielhaften Kooperation mit der Technischen Hochschule Deggendorf. Durch das TAZ Spiegelau werde ein alter Werkstoff neu belebt. Zeitler ist sich sicher: „Hightech-Glas aus Spiegelau wird unser aller Alltag prägen.“
Prof. Dr.-Ing. Thorsten Gerdes vom Keylab Glastechnologie am Lehrstuhl Keramische Werkstoffe der Universität Bayreuth, Nominierter für den Deutschen Zukunftspreis 2020 und Mitbegründer des TAZ Spiegelau, beschreibt die Rolle der Wissenschaft am TAZ Spiegelau: „Wir treiben gemeinsam mit Partnern aus der Glasindustrie die Entwicklung neuartiger Glasprodukte voran, bearbeiten zusammen die Themen Glasrecycling, Glasschmelz- und Glasformgebung. Bedürfnisse der Hersteller, die des Marktes, Anforderungen aus der Politik und neueste Entwicklungen in der Technologie kommen so zusammen.“ Denn auch das ist eine Besonderheit des TAZ Spiegelau: die enge Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Industriepartnern. „Durch die Bündelung und den gemeinsamen Ausbau der Kompetenzen ist in Spiegelau, in einer Region mit langer Glasmachertradition, der Grundstein für ein Zentrum gelegt worden, das sich auch durch sein enges Netzwerk mit Firmen entlang der Prozesskette der Glasherstellung auszeichnet“, sagt Gerdes. Eine der Säulen ist die EFRE-geförderte Glas-Technologie-Allianz Oberfranken-Ostbayern mit über 20 Firmenpartnern. Diese starken Netzwerke sollen und werden die regionalen Mittelständler bei den Herausforderungen auf dem Weg zu einer klimaneutralen Glasherstellung und bei der Transformation in eine „Circular-Economy“ unterstützen.
„Das TAZ ist nicht nur eine wichtige Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Leible, „hier wird auch beispielhaft die Kooperation über Hochschulgrenzen hinweg gelebt.“ Bereits 2010, in der Planungsphase für das TAZ-Spiegelau, haben die Universität Bayreuth und der Technischen Hochschule Deggendorf (damals FH Deggendorf) eng zusammengearbeitet und nicht nur die inhaltliche Ausrichtung, sondern auch das Konzept einer kollegialen wissenschaftlichen Leitung über Hochschulgrenzen hinweg beschlossen. Das TAZ Spiegelau wird heute gemeinsam wissenschaftlich von Prof. Dr.-Ing. Thorsten Gerdes von der Uni Bayreuth und Prof. Harald Zimmermann von der THD geleitet.
Die Glasforschung an der UBT wird seit 2017 im Keylab Glastechnologie am Lehrstuhl Keramische Werkstoffe gebündelt und ausgebaut. Dessen Erfolge sind auch begründet in der engen Kooperation mit dem TAZ Spiegelau, der Durchführung gemeinsamer Forschungsprojekte, dem Austausch von Personal und dem gut abgestimmten gemeinsamen Aufbau einer hervorragenden Forschungsinfrastruktur. Allein in diesem Jahr werden mindestens zwei weitere Verbundpromotionen (die Promotion an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit Betreuung durch eine Universität) am TAZ Spiegelau starten.
Details: https://www.th-deg.de/taz-spiegelau

