Mit Corona-bedingt zweijähriger Verspätung feierte der Studiengang Philosophy & Economics am 04. Juli 2022 sein zwanzigjähriges Bestehen. Im Rahmen dieser Festveranstaltung standen aber nicht etwa die erfolgreichen vergangenen zwei Dekaden, sondern vielmehr die Herausforderungen der nächsten 20 Jahre im Vordergrund. Die Aufgabe, eine mögliche Zukunft für den Philosophy and Economics Studiengang an der Universität Bayreuth zu skizzieren, kam dabei Karolina Milewicz, einer neuberufenen Professorin im Bereich Global Political Economy, zu. Professorin Milewicz empfahl in ihrem Vortrag zum einen die Bachelor- und Masterstudiengänge durch ein strukturiertes Doktorrandenprogramm zu ergänzen, um im internationalen Wettbewerb um die besten Studierenden auch zukünftig bestehen zu können. Zum anderen sollten in Zukunft vermehrt politikwissenschaftliche Akzente in der Lehre gesetzt werden, ohne jedoch die starke Verzahnung der Philosophie und Ökonomie durch ein einfaches und an international renommierten Universitäten durchaus übliches Nebeneinander dreier gleichwertiger Studienangebote in Philosophie, Ökonomie und Politikwissenschaften zu ersetzen.       

Höhepunkt der Veranstaltung war die Adam Smith Preisverleihung an Professor Ernst Fehr von der Universität Zürich. Professor Fehr ist nicht nur im Bereich der Ökonomie einer der international renommiertesten Wissenschaftler, sondern durch seine interdisziplinäre Forschung in den Bereichen der Verhaltens- und Neuroökonomie weit über die Fachgrenzen hinaus bekannt. Nach einer feierlichen Preisverleihung durch Professor Thomas Scheibel, den Vizepräsidenten für Internationalisierung, Chancengleichheit und Diversity der Universität Bayreuth, hielt Professor Fehr einen sehr spannenden Vortrag zum Thema „Economics as Science of Character Formation“, in dem er der Frage nachging, ob durch Intervention bei Kindern ihre Präferenzen und Charakterbildung beeinflusst werden können. Dabei stand im Vordergrund, ob durch freiwillige Mentorenschaft oder ein entsprechendes schulisches Angebot, Nachteile von Kindern aufgrund Ihrer familiären bzw. sozialen Herkunft verringert werden können. Professor Fehr konnte basierend auf verschiedenen Studien zeigen, dass gezielte Interventionen sowohl soziale Präferenzen als auch für die zukünftige Entwicklung wichtige charakterliche Eigenschaften wie Geduld und Selbstkontrolle nachweislich erhöhen. Besonders überraschend war hierbei, dass einfache und stark zeitlich befristete Maßnahmen eine dauerhafte Wirkung auf Präferenzen und Charaktereigenschaften haben können.

Obwohl aufgrund der aktuellen Corona-Welle wichtige Akteure Ihre Teilnahme am Abend kurzfristig absagen mussten, war die feierliche Veranstaltung ein großer Erfolg und stieß insbesondere bei den Studierenden der Universität Bayreuth auf sehr breites Interesse. Bayreuth zeigte einmal mehr, dass es ein Universitätsstandort mit hoher internationaler Strahlkraft ist, an dem auch durchaus kritische wissenschaftliche Themen unter Einbeziehung der Studierenden offen diskutiert werden können.               

Fotos: Peter Kolb

Hartmut Egger

Prof. Dr. Hartmut EggerLehrstuhl für Internationale Makroökonomik und Handel

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