Was macht eigentlich… eine Professor für Lebensmittelrecht?
Was konkret erforschen Sie an der neuen Fakultät in Kulmbach?
Wenn sich die Lebensmittelsysteme ändern – veränderte Ernährungsgewohnheiten, neue Lebensmittel, dramatische Auswirkungen von Kriegen oder Klimawandel auf die Lebensmittelproduktion und Verteilung der Lebensmittelproduktion – dann muss auch der Rechtsrahmen angepasst werden. Wir erforschen, wie Recht und Regulierung an der Transformation unserer Lebensmittelsysteme teilhaben kann. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Innovationen im Lebensmittelsektor – Stichwort „Novel Food“ - und deren Regulierung gelegt. Wie ist Recht ausgestaltet und wie sollte es ausgestaltet sein, damit wir auch in Zukunft alle ernährt bekommen? Lebensmittel haben kulturelle, natürliche und gesellschaftliche Implikationen, daher ist unser Ansatz interdisziplinär: Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften sind ebenso wichtig wie Forschungen aus den Verhaltens- und Datenwissenschaften, um zu ermitteln, ob gesetzliche Regelungen tatsächlich so gestaltet sind, dass sie eine bessere Information der Verbraucher ermöglichen. Andere Disziplinen wie die Wirtschaftswissenschaften, die Politikwissenschaften und die Soziologie können uns ebenfalls dabei helfen, festzustellen, ob das Recht die angestrebten Ziele erreicht und wie wir das Recht auslegen, verstehen und gestalten sollten.
Worin sehen Sie den potenziellen Nutzen dieser Forschung?
Eine Transformation des Lebensmittelrechtes ist dringend notwendig, insbesondere innerhalb des größten und einflussreichsten Marktes der Welt: der Europäischen Union. Das Recht spielt eine wesentliche Rolle bei einer solchen Transformation. Es reguliert die komplexen Lebensmittelsysteme, in denen private und öffentliche Akteure sowohl über geografische als auch rechtliche Grenzen hinweg handeln. Immer mit dem Ziel, Probleme der Lebensmittelsicherheit, der Ernährungssicherheit und den damit verbundenen Konsequenzen zu lösen bzw. zu verhindern. Wir tragen also dazu bei, die knappen Ressourcen zur Lebensmittelerzeugung so zu verteilen, dass wir auch in Zukunft noch genug sichere, nahrhafte, gesunde und schmackhafte Lebensmittel zur Verfügung haben. Dabei schauen nicht nur auf die Regulierung der Lebensmittelkette, sondern auch auf das gesamte Lebensmittelsystem.
Kooperieren Sie dabei mit Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen in der Region? Mit welchen und wie?
Wir kooperieren mit der Adalbert-Raps-Stiftung, mit IREKS, mit dem Cluster Ernährung am KErn, mit der Kulmbacher Brauerei, mit Bergofor, mit EDEKA Seidl, mit den Betreibern des Restaurants in Schloss Hohenstein und anderen - auf den unterschiedlichsten Feldern: Wir richten im Juli zusammen mit den Museen im Mönchshof und dem Cluster Ernährung den 1. Kulmbacher Bierrechtstag, eine Konferenz zum Green Deal und seinen Folgen für die gesamte Braubranche, aus. Wir beraten auch mit Unterstützung der Raps-Stiftung Start Ups dabei, Novel Foods auf den Markt zu bringen. Und wir sind offen für weitere Kooperationen!

