
Africa Talks Environment Konferenz
Die Africa Talks Environment-Konferenz in München schlug ein neues Kapitel der deutsch-afrikanischen Umweltforschung auf: Die kenianische Autorin und Aktivistin Dr. Auma Obama übte eine scharfe Kritik an der internationalen Einflussnahme auf die afrikanische Landwirtschaft. Ihr Vortrag, gehalten am 19. November 2025 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW), bildete den öffentlichen Höhepunkt eines Tages, der mit einem intensiven wissenschaftlichen Symposium begann, bei dem Forschende aus Afrika, Europa und anderen Regionen zusammenkamen.
Obama – Alumna der Universität Bayreuth – hielt ihren Keynote-Vortrag unter dem Titel „Der Elefant im Porzellanladen – Wie externe Eingriffe die afrikanische Landwirtschaft und ihre Nachhaltigkeit beeinflussen“. Darin beschrieb sie Jahrzehnte externer Interventionen als „Elefanten im Porzellanladen“ – eine Kraft, die, so gut sie auch gemeint sein mag, häufig genau jene Systeme destabilisiert, die sie eigentlich stärken soll. Sie argumentierte, dass internationale politische und wirtschaftliche Agenden weiterhin maßgeblich die Agrarpolitik vieler afrikanischer Länder prägen – und dabei allzu oft das Wissen lokaler Bäuerinnen und Bauern, Gemeinschaften und Forschender verdrängen.
Während der Abendvortrag öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zog, war der Tag bereits geprägt von einer Reihe anspruchsvoller wissenschaftlicher Panels, die von der BAdW in der Münchener Residenz ausgerichtet und vom Exzellenzcluster Africa Multiple der Universität Bayreuth organisiert wurden. Im Laufe des Tages diskutierte die internationale und interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Umweltveränderungen auf dem afrikanischen Kontinent: von den sozialen Folgen veränderter Niederschlagsmuster über kulturelle Dimensionen der Landnutzung bis hin zu politischen Ökonomien, die Reaktionen auf Umweltstress bestimmen. Die Beiträge zeigten auf, wie ökologische Veränderungen mit Fragen von Regierungsführung, Migration, Ernährungssicherheit und indigenen Wissenssystemen verknüpft sind. Ziel des Symposiums war es, afrikanische Umweltfragen in globale Zusammenhänge einzuordnen, ohne in die Falle zu tappen, westliche Nachhaltigkeitsmodelle zu verallgemeinern.
Die Teilnehmenden betonten, dass die Afrikastudien – insbesondere mit ihrer umweltbezogenen Ausrichtung – zunehmend in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Debatten rücken. Sie werden nicht länger als Randdisziplin gesehen, sondern als zentraler Bereich für das Verständnis zukünftiger globaler Klimapolitik. Immer wieder kehrte die Diskussion zu der Notwendigkeit zurück, Forschungskooperationen zu fördern, die Expertise über Kontinente hinweg anerkennen und alte Hierarchien in der Wissensproduktion herausfordern.
Obamas Abendvortrag schärfte diese Themen weiter. Sie warnte davor, dass in Europa oder Nordamerika entworfene Nachhaltigkeitsstrategien häufig die Komplexität afrikanischer Agrarsysteme übersehen. Solche Strategien kämen oft mit vorgefertigten Rezepten, die mit den lokalen ökologischen und kulturellen Gegebenheiten unvereinbar seien. Entwicklungsinitiativen würden allzu oft ohne jegliche Einbindung der direkt Betroffenen gestaltet, was einen Kreislauf nähre, in dem ausländische Akteure die Rahmenbedingungen vorgeben und lokale Gemeinschaften sich diesen anpassen müssten. Dies, so Obama, sei keine Zusammenarbeit, sondern eine subtile Form des Paternalismus.
Ihre Botschaft war keine Absage an internationale Kooperation, sondern ein Aufruf, deren Grundlagen neu zu denken. Wirksames umweltpolitisches Handeln müsse, sagte sie, mit Zuhören beginnen – nicht mit Vorgaben. Es erfordere die Anerkennung, dass afrikanische Gemeinschaften über tiefe Wissensschätze in der Landwirtschaft verfügen, die die Gestaltung jeder Nachhaltigkeitsinitiative leiten sollten.
Die Veranstaltung war mehr als ein Moment des gemeinsamen Nachdenkens. Es war die erste gemeinsame Aktivität im Rahmen einer hoffentlich längerfristigen Zusammenarbeit zwischen der BadW in München und dem Africa Multiple Cluster of Excellence an der Universität Bayreuth. Prof. Dr. Markus Schwaiger, Direktor der BadW, und Prof. Dr. Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth, bezeichneten die Konferenz als einen Schritt hin zu einer nachhaltigeren Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen, die den regionenübergreifenden Dialog, gemeinsame Forschungsprojekte und neue akademische Formate fördern soll, die Disziplinen und Regionen miteinander verbinden.
Als der Tag zu Ende ging, wurde die Bedeutung dieser entstehenden Allianz deutlich. Angesichts weltweit zunehmender Umweltbelastungen argumentieren die beteiligten Institutionen, dass es ein neues Modell des Wissensaustauschs brauche – eines, das Afrika nicht als Objekt politischer Intervention behandelt, sondern als vollwertigen Partner bei der Gestaltung globaler Umweltzukunft. Obamas abschließende Worte trafen den Kern dieses Anspruchs: Nachhaltige Landwirtschaft könne nicht aus der Ferne aufgebaut werden. Sie müsse in den gelebten Realitäten jener Wurzeln schlagen, die das Land bestellen. Für internationale Akteure bestehe die Herausforderung nun darin, vorsichtiger aufzutreten, aufmerksamer zuzuhören und Partnerschaften aufzubauen, die die fragilen – und zugleich widerstandsfähigen – Systeme respektieren, die sie zu unterstützen hoffen.

