Bayreuther Alumna Judith Pirscher im Gespräch
Judith Pirscher ist Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung. An ihre Zeit an der Universität Bayreuth denkt sie gerne zurück.
Bundesregierung/Steffen Kugler
Was haben Sie in Bayreuth studiert und was war Ihr Schwerpunkt ?
Judith Pirscher: Direkt nach dem Abitur habe ich begonnen, Rechtswissenschaften in Bayreuth zu studieren. Am meisten haben mich das öffentliche Recht und das Arbeitsrecht interessiert – um zu verstehen, wie das Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zum Staat geregelt ist und wie die Rechtsbeziehungen im Arbeitsleben normiert sind bzw. gestaltet werden können.
Warum haben Sie sich für die Uni Bayreuth als Studienort entschieden?
Mein Studienplatz wurde mir damals von der Zentralen Vergabestelle für Studienplätze (ZVS) zugeteilt.. Bereits nach kurzer Zeit war ich davon überzeugt, mit dieser jungen Campus-Universität, mit ihren guten Studienbedingungen, ihrem familiären Umfeld und der wunderschönen Stadt Bayreuth den idealen Studienort gefunden zu haben. Ein möglicher Wechsel kam für mich deshalb nicht mehr in Frage.
Wenn Sie zurück an die Zeit in Bayreuth denken, welche drei Schlagworte fallen Ihnen da ein?
Ideale Lehr- und Lernbedingungen und ein fächerübergreifender Austausch der Kommilitonen untereinander. Zu vielen Kommilitonen habe ich bis heute Kontakt.
Schöne Biergärten und selbstverständlich die Bayreuther Festspiele.
Wie hat das Studium Sie für Ihre jetzige Stelle als Staatssekretärin vorbereitet?
Im Jurastudium werden die Grundlagen der deutschen Justiz-, Verwaltungs- und Staatsorganisation vermittelt. Es gibt Antworten darauf, wie unser europäisches Rechtssystem aufgebaut ist und allgemein, wie unser Rechtsstaat funktioniert. Dabei stammen die behandelten Sachverhalte meist mitten aus dem Leben. Man wird in dem Erlernen abstrakter Denkstrukturen geschult, die es gestatten, komplexe Sachverhalte schnell zu analysieren, logisch zu denken und überzeugend zu argumentieren.
Fähigkeiten, die im Alltag und im Berufsleben vorteilhaft sind. Das sind auch gute Grundlagen für meine heutige Tätigkeit als Staatssekretärin.
Was hätten Sie gerne im Studium schon über die Arbeit als Juristin gewusst?
Da ich bereits im Studium schon Kontakt zu im Beruf befindlichen Juristinnen und Juristen hatte, besaß ich eine gute Vorstellung von der Arbeit als Juristin. Vieles wird dann später während der Referendarzeit vermittelt. Ein Studium erfordert meines Erachtens immer ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Sich selbst auch um Dinge zu kümmern – das formt die Persönlichkeit und bereitet auf das Berufsleben vor.
Wie war Ihr beruflicher Einstieg und Werdegang?
- Rechtsanwältin in einer Düsseldorfer Kanzlei
- Mitarbeiterin im Büro der umweltpolitischen Sprecherin der FDP-Bundesfraktion in Bonn und Berlin
- Justiziarin und Tätigkeit in der Geschäftsführung der FDP-Landtagsfraktion in NRW
- Leitung des Büros des Innenministers von NRW
- Landesrätin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
- Regierungspräsidentin der Bezirksregierung Detmold
- Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung
Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Mit politischen Themen habe ich mich bereits während der Schulzeit befasst. Im Studium wurde mir klar: An der politischen Willensbildung kannst du dich am besten, wie vom Grundgesetz vorgesehen, als Mitglied einer Partei beteiligen. Mit ihren Programmen legen Parteien dar, wie sie die demokratische Gesellschaft gestalten wollen. Demokratie mitzugestalten, mich für sie einzusetzen, war für mich immer eine Herzensangelegenheit. Der Diskurs und die Willensbildung in den politischen Gremien machen mir nach wie vor viel Freude. Ich sehe diese Arbeit als meine staatsbürgerliche Pflicht an.
Sehen Sie sich eher als Politikerin oder als Juristin?
Als Staatssekretärin bringe ich meine Kompetenzen und Erfahrungen ein, um stets die bestmögliche Lösung zu erzielen. Über eine bestimmte Rolle als Politikerin oder Juristin denke ich dabei nicht nach. Das würde das Denken und Handeln einschränken. So bin ich eine politisch denkende Juristin.
Wenn Sie einen Wunsch für 2023 frei hätten, dann wäre das…?
Für das Jahr 2023 und die Jahre danach wünsche ich mir eine Staatengemeinschaft mit noch mehr Bildungschancen und gefestigten Demokratien, die ein friedliches, selbstbestimmtes und glückliches sowie diskriminierungsfreies Leben ermöglichen.

