Neuanlage von zwei Sandarien
Unter der Leitung von Prof. Dr. Elisabeth Obermaier und Prof. Dr. Gerrit Begemann wurden am Campus zwei blühende Sandflächen angelegt.
Von Prof. Dr. Elisabeth Obermaier und Prof. Dr. Gerrit Begemann ·Prof. Dr. Gerrit Begemann, Professor für Entwicklungsbiologie und Prof. Dr. Elisabeth Obermaier, Wissenschaftliche Verantwortung für den Nutzpflanzengarten des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth
Wer dieser Tage auf dem Unicampus, vom NWI kommend, Richtung Geo-Gebäude läuft und nach rechts blickt, wird eine wunderbar bunt blühende Sandfläche sehen, auf der es, bei näherem Hinschauen, vielfach summt und brummt…
Sandarien sind künstlich oder naturnah angelegte Sandflächen, die eine wichtige Funktion zur Förderung der Artenvielfalt erfüllen. Viele seltene und spezialisierte Tier- und Pflanzenarten sind auf offene, sandige Standorte angewiesen, die in der intensiv genutzten Kulturlandschaft kaum noch vorhanden sind. Auf dem Campus der Universität Bayreuth entstanden in diesem Jahr zwei solcher Sandarien, eines vor dem GEO II Gebäude und eines am Rand der Südflächen im Ökologisch-Botanischen Garten (ÖBG). Ausgangspunkt war die Absicht, die Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität für bedrohte Tierarten auf dem Campus weiter voranzutreiben. Vor allem bodennistende Wildbienen, Grabwespen und Sandlaufkäferarten benötigen lockere, trockene und vegetationsarme Sandflächen, um sich erfolgreich fortzupflanzen.
Im Sommer 2024 bot sich die Gelegenheit, dieses lang gehegte Vorhaben spontan umzusetzen. Nach dem „Summerfeeling am Unistrand“ auf dem Campus-Rondell standen ca. 70 Tonnen Sand zur Verfügung, die, im Sinne der Nachhaltigkeit, als Sandarien und für die Mediterranpflanzenfläche des ÖBG recycelt werden konnten. Gemeinsam mit Dr. Andreas von Heßberg (Scientists for Future) konnten wir auf den Erfahrungsschatz der Initiative „Die Summer e.V.“ zurückgreifen, die bereits verschiedene Sandarien im Bayreuther Stadtgebiet angelegt haben. Die Wahl des Standorts fiel schließlich auf eine der Biodiversitätsflächen der UBT, eine ganztägig von der Sonne beschienene Wiese mit leichter Hanglage nach Süden vor dem Geo II-Gebäude. Ideal also, für wärmeliebende Tiere und Pflanzen! Im ÖBG wurde zeitgleich ein Sandarium am Südrand des Arboretums mit Blick auf die Südflächen angelegt.
Die Mitarbeiter der Zentralen Technik (ZT) stellten ihre Arbeitszeit und schweres Gerät zur Verfügung, um im November 2024 eine Grundfläche von ca. 100 Quadratmetern auf einer Tiefe von 20 cm auszuheben. Der Sand (idealerweise ist er ungewaschen, d.h. lößhaltig, und mit einer Korngröße von 0-2 mm) wurde von Mitarbeitern des ÖBG, wo er zwischengelagert worden war, Ende Februar 2025 ca. 50 cm hoch aufgeschichtet. Im Mai 2025 war es dann so weit: Mehr als 20 Freiwillige aus den Studiengängen Geoökologie und Biologie und Mitglieder der Hochschulgruppe des Landesbund für Vogelschutz (LBV) halfen beim Einsetzen von mehr als 150 kleinen Pflänzchen, die größtenteils von den Gärtnerinnen des ÖBG vorgezogen worden waren. Dabei handelt es sich um trockenheitsliebende Arten, wie Rundblättrige Glockenblume, Gemeiner Thymian, Kartäuser-Nelke, Färber-Kamille, Wiesenflockenblume, Wiesenschafgarbe, Wiesenmargerite, Gelbe Resede und Berg-Sandglöckchen. Sie spenden nicht nur Nektar und Pollen für Blütenbesucher, sondern werden von spezialisierten Schmetterlingsraupen auch als Futter benötigt. Zudem werden viele Wildbienenarten angelockt, die im verdichteten Sand bevorzugt in der Nähe kleiner Pflanzen ihre Nester graben. Übrigens sind kleine Sandarien auch im eigenen Garten sinnvoll: Neben ihrer Funktion als Lebensraum für bodennistende Insekten brauchen sie, bei geeigneter Bepflanzung, nicht gegossen werden, Schnecken meiden den trockenen Sand, und bei sonnigem Wetter lassen sich zwischen den schönen Blüten Wildbienen beobachten.
Die beiden Sandarien der UBT tragen nicht nur aktiv zum Schutz bedrohter Arten bei, sondern schaffen zugleich einen Erlebnisraum für Studierende und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dem Campus. Sie laden dazu ein, Naturbeobachtungen direkt auf dem Campus zu ermöglichen und ökologische Zusammenhänge sichtbar zu machen. Die sich dort ansiedelnden, spezialisierten Artengemeinschaften können in Austausch mit weiteren aktuell angelegten Sandflächen der Stadt Bayreuth im „Grünen Süden Bayreuths“ treten, z.B. am Röhrensee oder im neuen Bürgerhain in der Saas. Geeignete Informationstafeln werden in Zukunft zudem das Bewusstsein für Artenvielfalt und Nachhaltigkeit stärken. Damit leisten Sandarien einen doppelten Beitrag: Sie fungieren als ökologische Trittsteine im Stadtraum und fördern zugleich die Umweltbildung der Gesellschaft.
Das neu angelegte Sandarium am Geo-Gebäude liegt auf einer von aktuell 33 Biodiversitätsflächen (ca. 50.000 m2) des UBT-Campus. Die ersten dieser Flächen, die nur einmal im Jahr gemäht werden, um den Artenreichtum am Campus zu erhöhen, wurden bereits 2016 ausgewiesen. In der Zwischenzeit wurden, in Kooperation mit der Zentralen Technik, die Pflanzenartenvielfalt der Flächen durch Einsaaten artenreicher heimischer Saatgutmischungen weiter erhöht, die Zahl der Flächen, die in das Programm miteinbezogen werden vergrößert und ein Pflegekonzept, das sog. „insektenfreundliche Mahdregime“ eingeführt und erfolgreich umgesetzt. Letzteres verfolgt, aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, den Ansatz einer mosaikartigen Mahd für eine höchstmöglich Anzahl von Arten. Hierbei wird ein kleiner Teil der Flächen (ca. 20 %) im Sommer gemäht. Auf den mit einer Sommermahd gemähten Flächen entsteht eine zweite Blüte und die neu aufwachsende Vegetation bleibt über den Winter als wichtige Struktur und Winterquartier für Insekten stehen. Die restlichen Flächen (ca. 80 %) werden mit der üblichen Herbstmahd gemäht und das Mahdgut wird zur Abmagerung der Flächen entfernt.
Auch wenn manche der Biodiversitätsflächen bei der Neuanlage von Gebäuden am Campus zum Teil wieder verschwinden, bilden inzwischen ökologische Aspekte einen wichtigen Baustein bei der Umsetzung von Gestaltungsvorhaben von Grünflächen durch die ZT an der UBT.


