Landesgeschichte und Erinnerungskultur: Eine Ausstellung zu oberfränkischen KZ-Außenlagern und marginalisierten Opfergruppen

Wie kann gute Erinnerungsarbeit und die nachhaltige Aufarbeitung der NS-Geschichte aussehen? Eine Möglichkeit, die NS-Geschichte in Oberfranken zu erforschen und in die Gesellschaft zu transferieren, unternahmen wir in den letzten Jahren am Institut für Fränkische Landesgeschichte. In mehreren Lehrveranstaltungen an den Universitäten Bayreuth und Bamberg widmeten wir uns dem Konzentrationslager Flossenbürg, dessen weitläufigem System an Außenlagern und Außenkommandos sowie den Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, misshandelt und ermordet wurden.

Plakatausstellung für den Einsatz im Schulunterricht

Zusammen mit engagierten Geschichtsstudenten der beiden oberfränkischen Universitäten, konzipierten Benedikt Martin Ertl und Verena Christina Jeschke auf Grundlage der in den Lehrveranstaltungen gewonnen Erkenntnisse eine Plakatausstellung mit Begleitpublikation für den Einsatz im Schulunterricht. Mit dem Projekt „In unserer Mitte. KZ-Außenlager in Oberfranken“ verfolgten wir zugleich mehrere Ziele. Zum einen wollten wir mit dieser Ausstellung Lehrerinnen und Lehrern an weiterführenden Schulen in Oberfranken Material an die Hand geben, um die regionale NS-Geschichte adäquater im Unterricht behandeln zu können. Zum anderen war uns daran gelegen, das verbreitete Narrativ, die nationalsozialistischen Verbrechen hätten meist weit weg in Vernichtungslagern stattgefunden, zu konterkarieren. Vielmehr waren die Verbrechen durch das weit verzweigte Netz an KZ-Stamm- und Außenlagern sowie zahlreichen Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager allgegenwärtig und spielten sich auch in unserer direkten Nachbarschaft ab. Daher auch der bewusst gewählte Titel „In unserer Mitte“. 

Der Roma Karl Stojka wurde im Alter von 11 Jahren von der Gestapo verhaftet und in mehrere Konzentrationslager deportiert.

Marginalisierte Opfergruppen in den Fokus stellen

Außerdem wollten wir mit der Ausstellung an marginalisierte Häftlingsgruppen erinnern, die in der Erinnerungskultur lange unterrepräsentiert waren und es zum Teil heute noch sind. Dazu zählen unter anderem Sinti und Roma, „Homosexuelle“ und „Berufsverbrecher“. Zudem nahmen wir eine Gruppe von politischen Häftlingen in den Fokus, die bisher nur am Rande in der deutschen Erinnerungskultur in Erscheinung getreten sind: spanische Kommunisten und Antifaschisten. Bei diesen meist auch als „Rotspanier“ bezeichneten Häftlingen handelte es sich um Männer und Frauen, die während es Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) auf Seiten der Republik gegen die Putschisten um Francisco Franco gekämpft hatten und 1939 zu Hunderttausenden nach Frankreich fliehen mussten. Zu Tausenden beteiligten sich diese Spanier in der französischen Résistance am Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Viele von ihnen wurden verhaftet und in deutsche Konzentrationslager deportiert: auch in fränkische Außenlager des KZ Flossenbürgs.

Das KZ-Außenlager Bayreuth (rot markiert) in der Neuen Baumwollspinnerei in der Carl-Schüller-Str. 58. (Bild: Stadtarchiv Bayreuth, NSB Fotos, bearbeitet durch Benedikt M. Ertl)

Spanische Flüchtlinge an der französischen Grenze im Januar 1939. Nach der Machtübernahme durch General Franco flohen ca. 500.000 Spanier nach Frankreich. (Bild: Fotoarchiv Heinrich Hoffmann / Privatbesitz: Benedikt M. Ertl)

Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk in Bayreuth

Erfreulicherweise fand die Plakatausstellung breiten Anklang bei der Zielgruppe und darüber hinaus. Auf diesem Weg kam auch die Kooperation mit Angelika Hager vom Evangelischen Bildungswerk in Bayreuth zustande. In einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung werden die Ausstellungsplakate am 9. November zum ersten Mal im Großen Saal des Bildungswerkes (Richard-Wagner-Str. 24) öffentlich präsentiert und die Ausstellungspräsentation mit einem vielfältigen Programm begleitet. Neben einem Fachvortrag zu dem Thema werden Bayreuther Schülerinnen und Schüler die Biographien von fünf Frauen und Männern vorlesen, die in Flossenbürg und / oder einem seiner Außenlager inhaftiert waren. Zudem werden Schülerinnen und Schüler des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums die Veranstaltung musikalisch einrahmen. Die Veranstaltung möchte für das Thema sensibilisieren und die Erinnerung an das Leid der Opfer wachhalten. Denn wie sagte schon der französische Existenzialist Albert Camus: „Der Mensch ist nicht schuld an der Geschichte. Er ist nur schuld, wenn sie sich wiederholt.“

Link zum Projekt

Jennifer Opel

Jennifer OpelStellvertretende Pressesprecherin, Leitung Campusmagazin UBTaktuell

Tel: +49 (0)921-55 5893
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