Fehlendes Verständnis im Bereich der Arithmetik ab der Grundschule kann schwerwiegende Folgen für den weiteren Bildungsweg eines Kindes nach sich ziehen. Nicht nur wird das weitere Lernen in Fach Mathematik erheblich erschwert, sondern auch psychische Probleme, Versagensängste und schlechte Schulleistungen können Symptome einer verpassten Chance zum Erwerb grundlegender Kompetenzen in Mathematik sein.

Dieses Phänomen lässt sich allerdings nicht nur im deutschen Schulsystem, sondern auch auf internationaler Ebene beobachten. Um ihm entgegenzuwirken, müssen solche Verständnislücken frühzeitig erkannt und Vorstellungen zu Zahlen aufgebaut werden. Deshalb hat Prof. Dr. Volker Ulm der Universität Bayreuth mit „BASIC-MATH“ im Rahmen des europäischen Kooperationsprogramms „INTERREG Bayern – Tschechien 2021-2027“ ein EU-gefördertes Projekt ins Leben gerufen, das zum Ziel hat, sowohl Lehramtsstudierende als auch Lehrkräfte in Bayern und der Tschechischen Republik dahingehend auszubilden. Darüber hinaus entwickeln beide Universitäten im Laufe des Projektzeitraums ein Konzept zur angemessenen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit tiefgreifenden Verständnislücken.

Im April 2025 fand dazu an der Universität in Budweis das erste Projekttreffen der beiden Arbeitsgruppen statt. Aufgrund langjähriger Zusammenarbeit an Forschungsprojekten der vergangenen 20 Jahre besteht eine enge Verbindung zwischen den Forschenden der Südböhmischen Universität in Budweis und der UBT. Zielgruppe des Projekts sind Lehramtsstudierende für Realschule und Gymnasium bzw. die zweite Phase der tschechischen Elementarschule. 46 Studierende der Südböhmischen Universität und der UBT haben am Projekttreffen teilgenommen und eine Vielzahl an Projekten vorgestellt, die sie in Seminaren im Laufe eines Semesters entwickelt haben. Anhand dieser Seminare werden die Studierenden dafür sensibilisiert, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, die in der Grundschulzeit kein tragfähiges Verständnis für Zahlen und das Rechnen aufgebaut haben und spezifisch gefördert werden müssen. Die vorgestellten Projekte reichten von konkreten Förderaktivitäten im Unterricht, z. B. mit mathematischen Spielen, bis zu Fallstudien in der Einzelförderung.

Eine Gruppe von Studierenden stellte einen Rechentest vor, der Aufgaben zu den Lehrplaninhalten der Grundschule enthält. Der Test wird an Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in den fünften Klassen geschrieben. Anhand der Ergebnisse können die Lehrkräfte erkennen, welche Kinder in den fünften Klassen Verständnislücken in der Mathematik haben, und dem entgegenwirken. Beim Projekttreffen stellte die Studierendengruppe den Test sowie die Ergebnisse einzelner Schülerinnen und Schüler vor. Zudem zeigte sie auf, wie man aus den fehlerhaften Bearbeitungen der Aufgaben auf Defizite im Mathematikverständnis schließen kann. Der Test steht kostenlos zur Verfügung.

Eine andere Gruppe von Studierenden stellte an Beispielen vor, wie man im Mathematikunterricht differenziert unterrichten kann. Der Unterricht wird so gestaltet, dass Schülerinnen und Schüler unterschiedlich schnell, auf unterschiedlichen Niveaus und auch an unterschiedlichen Inhalten arbeiten. Dies bietet zum einen Raum für die individuelle Förderung von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern, die noch Verständnisdefizite zu Inhalten aus früheren Jahrgangsstufen haben. Zum anderen schafft dieser Ansatz aber auch Freiräume für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler, um besondere Begabungen weiter zu entfalten.

Weitere solche länderverbindende Treffen für Lehramtsstudierende beider Universitäten sind für 2026 in Bayreuth und für 2027 in Budweis geplant. Jeder Lehramtsstudierende der UBT mit dem Fach Mathematik ist eingeladen, daran teilzunehmen und dazu jeweils ein zugehöriges Seminar im Wintersemester zu besuchen.

Prof. Dr. Volker UlmLehrstuhl für Mathematik und ihre Didaktik

Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-3267
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