Es tut sich was auf der Baustelle

Noch liegen Kabel lose auf dem Boden, stehen Eimer herum, es wird gehämmert und gebohrt: Die Arbeiten in den Stockwerke 1, 2 und 7 des Einkaufszentrums „fritz“ und in der „Alten Spinnerei“ sind im vollen Gange. Im „fritz“ sind die ersten Büros bezogen, noch ein gutes halbes Jahr ist Zeit, bis die Universität Bayreuth die beeindruckenden Räume in der Spinnerei als Interimslösung für die Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit in Kulmbach übernehmen will. Wenn nichts mehr dazwischenkommt, können die Studierenden zum Wintersemester 2022/23 in diesen Räumen Seminare besuchen, sich zu Lerngruppen treffen, Bücher ausleihen oder in die Mensa gehen.

Noch liegen Kabel lose auf dem Boden, stehen Eimer herum, es wird gehämmert und gebohrt: Die Arbeiten sind in vollem Gange. (c) Jochen Nützel

„Wir brauchen diese Räume dringend“, sagt Gründungsdekan Prof Dr. Stephan Clemens, „denn wir rechnen dann mit 250 Studierenden. Dafür reichen die Behelfslösungen dieses Wintersemesters nicht mehr aus.“ Behelfslösungen - das sind zum Beispiel Konferenzräume bei Kulmbacher Unternehmen, eine Essensaugabe im BRK, die Volkshochschule und auch das Kino. Dass dies als Vorlesungsraum nicht nur "originell" ist, wird klar, wenn Prüfungen anstehen: Die müssen zumeist in Bayreuth, an der Universität geschrieben werden. „Zu kuschelig sollte es bei einer Prüfung nämlich nicht sein“, sagt Clemens schmunzelnd.

Wo die Jugend Kulmbachs jahrelang Tee unterm Graffiti trank, entsteht die neue Mensa. (c) Jochen Nützel

2017 fiel die Entscheidung, in Kulmbach eine Fakultät der Uni Bayreuth anzusiedeln. „Ich weiß noch, wie wir geradezu elektrisiert loslegten“, berichtet Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Leible rückblickend. „Der damalige Oberbürgermeister Henry Schramm hat mich im Urlaub erwischt, als er mir sagte, dass sich diese einmalige Chance bieten würde. Also haben wir in fünf Wochen ein fundiertes Konzept geschmiedet.“ Das hat offenbar überzeugt: Das Kabinett tagte im Juni 2017 in Kulmbach und präsentierte als „Mitbringsel“ die Fakultät. Ein Jahr lang saßen daraufhin die Verantwortlichen in der Universität am Feinkonzept, im Juli 2018 winkte das Kabinett auch dieses durch.

Seitdem hat sich viel getan – und vor allem alles gleichzeitig: Professuren wurden besetzt, Mitarbeiter*innen gesucht, Räume gefunden und vor allem: Studiengänge entworfen. Diese entpuppten sich als großer Erfolg: Quasi aus dem Nichts heraus kamen die Master „Food Quality and Safety“ und „Global Food, Nutrition and Health“ auf den Studiengangs-Markt und erhielten sofort internationale Aufmerksamkeit. Auch der jüngste Bachelorstudiengang „Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften“ kam sehr gut an.

Zum laufenden Wintersemester begann dann auch der „echte“ Studienbetrieb: Die ersten Präsenzvorlesungen starteten. Eine Premiere, denn nicht nur die Baufortschritte, auch das eigentliche Studium in Kulmbach wurde durch die Corona-Pandemie stark beeinträchtigt: Die ersten Studierenden mussten im Winter 2020 und im Sommer 2021 noch rein online starten.

Einen Wahnsinnsjob macht und machte da vor allem das Team in der Verwaltung: Zu Beginn war Dr. Matthias Kaiser noch alleine, dann kamen die Dekanatsmitarbeiterinnen Doris Pfaffenberger und Silke Kämpfer-Hauck hinzu. Kaiser ist mittlerweile Kanzler der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg, seine Nachfolgerin ist Campus Kulmbach Koordinatorin Dr. Susanne Strebin. Sie sagt lachend: „Wir können nicht zaubern, aber wir machen alles Menschenmögliche, um das Studieren und Forschen hier in Kulmbach trotz Provisorien so angenehm wie möglich zu machen.“ Die Studiengangskoordinatorinnen Helke Biehl und Dr. Pia Kaul sind seit Frühjahr 2020 an Bord. Sie sehen sich vor allem als Ansprechpartnerinnen für Fragen rund ums Studium. Doch sie sind für die Studierenden, die teilweise von weither kommen, ebenso Helferinnen bei so manchen persönlichen Kümmernissen. Auch in Bayreuth wirken zahlreiche Personen am Entstehen der Fakultät mit: Sei es in der Administration, beim Bau oder in der Studiengangsentwicklung, sei es bei der Formung des wissenschaftlichen Profils der neuen Fakultät und in der Lehre.

An diesem Projekt imponiert mir, dass alle an einem Strang ziehen

Dr. Nicole Kaiser, Universitätskanzlerin

Dr. Nicole Kaiser hat als Universitätskanzlerin und gebürtige Kulmbacherin ein ganz besonderes Interesse am Erfolg des Projekts. „Ohne das große Engagement vieler innerhalb und außerhalb der Universität hätten wir noch ganz andere Herausforderungen“, sagt sie dankend an all diejenigen, die sich an den verschiedenen Stellen einbringen. „Der Aufbau eines Außenstandorts und die Entwicklung einer Fakultät sind spannend und herausfordernd zugleich. Lehre und Forschung aufzubauen und die administrativen Strukturen dafür zu schaffen, ist viel Arbeit“ - damit meint Kaiser nicht nur den Einzug in die „Alte Spinnerei“ und das „fritz“. Die nächsten Schritte sind bereits im Blick: Sobald ein Grundstück gekauft ist, geht es mit den Vorbereitungen für die Projektierung des Neubaus in Kulmbach los, dort, wo die Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit ihre endgültige Heimat finden soll.

Der bisherige Weg zum Campus in Kulmbach:

  • Juni 2017: Beschluss des bayerischen Ministerrats, eine siebte Fakultät der Universität Bayreuth mit der Bezeichnung „Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit“ mit bis zu 1.000 Studierenden, 150 Mitarbeitenden und 20 Professuren am Standort Kulmbach anzusiedeln
  • Dezember 2017: Erstes Fakultätsbüro in Kulmbach öffnet im „Pförtnerhaus“ der alten Spinnerei.
  • Juli 2018: Die Bayerische Staatsregierung billigt das wissenschaftliche Konzept und den Fahrplan zum Aufbau der Fakultät.
  • Oktober 2018: Änderung der Grundordnung der UBT zur Regelung des Aufbaus ihrer siebten Fakultät
  • Oktober 2018: Einzug in das Verwaltungsgebäude
  • März 2019: Eröffnung der Fakultät 7 für Lebenswissenschaften der Universität Bayreuth in Kulmbach mit Staatsminister Bernd Sibler
  • Herbst 2019: Start der Ausschreibungen für die ersten Professuren
  • Oktober 2019: Aufnahme des Projekts „Fakultät 7“ in die High-Tech-Agenda der Staatsregierung
  • Januar 2020: Der erste öffentliche Vortrag der Fakultät (Prof. Dr. Martin Korte von der TU Braunschweig auf Einladung der Fakultät 7 in der Kulmbacher Stadthalle) zieht hunderte Interessierte an.
  • Mai 2020: Die erste Professur ist besetzt.
  • August 2020: Bundesernährungsministerin Julia Klöckner besucht die Fakultät 7.
  • September 2020: Die erste Studentin der 7. Fakultät wird immatrikuliert.
  • November 2020: Start Online-Studienbetrieb der Fakultät 7 (wg. Corona-Bedingungen)
  • November 2020: Akademie für Neue Medien, KErn und Universität Bayreuth starten den „Ernährungsradar“, ein Onlineportal zu Ernährungsfragen – gefördert durch die Oberfrankenstiftung, das by. Staatsministerium für Ernährung und das Bundesministerium für Ernährung
  • Juni 2021: Bezug der ersten Büros im „Fritz“
  • Oktober 2021: Start Präsenzstudienbetrieb in Kulmbach
  • Oktober 2021: Bezug der ersten Laborräume im Fritz
  • November 2021: Leitfaden durch den EU-Regulierungsdschungel für Food-Start-ups vorgelegt – mit Unterstützung der Adalbert Raps Stiftung
  • Juli 2022: geplanter Einzug in die Interimsräume in der alten Spinnerei

Faculty 7 of the University of Bayreuth for Life Sciences: Food, Nutrition & Health in Kulmbach

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