Die Rote Waldameise (Formica rufa) ist eine der häufigsten Arten in unseren Breitengraden.

Waldameisen spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem Wald. Sie sind nicht nur natürliche Schädlingsbekämpfer, indem sie im Frühjahr pflanzenfressende Insekten als Nahrung in ihre Nester bringen und so die Bäume vor massiven Fraßschäden schützen. Sie reichern außerdem den Boden mit Nährstoffen an, fördern die Ausbreitung von Pflanzensamen und dienen zahlreichen Vogelarten als wichtige Nahrungsquelle. Aufgrund ihrer unverzichtbaren Funktionen im Waldökosystem stehen alle hügelbauenden Waldameisen in Deutschland unter besonderem Schutz: Ihre Nester dürfen nicht zerstört und die Ameisen weder getötet noch eingesammelt werden.

In den letzten Jahren haben Fachleute Anzeichen von lokal dramatischen Rückgängen der Waldameisen festgestellt. Um mehr darüber zu erfahren und ein Monitoring-Konzept zu entwickeln, hat Prof. Dr. Heike Feldhaar vom Lehrstuhl für Populationsökologie an der Universität Bayreuth Anfang des Jahres das Projekt „MonitAnt“ ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse der Waldameisen und deren Bedrohungen. „MonitAnt“ ist im Rahmen des groß angelegten „Biodiversa+“ Projekts der EU finanziert, welches Teil der europäischen Biodiversitätsstrategie 2030 ist und zum Ziel hat, in Europa Biodiversität zu erfassen und stärker zu fördern. Am Projekt sind Forschende aus sechs weiteren europäischen Ländern beteiligt, um möglichst flächendeckend Daten erfassen zu können. Für den deutschen Raum ist Melvin Opolka, Doktorand bei Prof. Feldhaar, zuständig.

Teil von „MonitAnt“ ist ein Citizen Science Projekt zur Erfassung von Ameisenhügeln. Über ein Online-Formular können Standort, Umgebung und Größe des Hügels sowie die Anwesenheit von Ameisen und anderen Insekten oder Spinnen übermittelt werden. Mit den gesammelten Daten wollen die Forschenden herausfinden, welche Ansprüche Waldameisen an ihr Habitat haben, wie stark der Rückgang der Waldameisen aktuell ist und welche Gründe der Rückgang haben könnte. So können Handlungsempfehlungen an Forst, Naturschutz und Politik gegeben werden, um den Schutz der Waldameisen zu verbessern.

Neben der Erfassung der Verbreitung von Waldameisen über das Citizen Science Projekt nehmen die Forschenden auch selbst Proben und Daten von Ameisenhügeln. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Claus Bässler vom Lehrstuhl Pilzökologie an der Uni Bayreuth werden die in ganz Europa gesammelten Proben hinsichtlich der Pilzgemeinschaft innerhalb der Ameisenhügel analysiert und verglichen. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf den Tieren, die in und an den Nestern der Waldameisen leben: sogenannte Myrmecophile. Die Anwesenheit der Myrmecophilen wird erfasst, um ihre Diversität bei verschiedenen Ameisenarten in unserer Region zu untersuchen.

Links: Doktorand Melvin Opolka (links) und Bachelorstudent Lukas Schaller bei der Probenentnahme an einem Ameisenhügel. Rechts: Ein Ameisenhügel der Starkbeborsteten Gebirgswaldameise (Formica lugubris) am Waldrand. Fotos: Melvin Opolka

Über Waldameisen

Waldameisen findet man nahezu weltweit in den gemäßigten Breiten. In Europa gibt es 13 Arten der hügelbauenden Waldameisen, sechs davon gehören zur Artengruppe der Roten Waldameise (Formica rufa). Ihre Nester, die teilweise mehrere Meter groß werden können, bestehen aus Nadeln und Erdmaterial. Vorwiegend findet man Waldameisen am Waldrand oder im Wald selbst, besonders häufig in Nadel- oder Mischwäldern mit einem Bestand an Fichten oder Kiefern, da die Ameisen einen Großteil ihres Nahrungsbedarfs durch Honigtau decken. Honigtau ist eine zuckerhaltige Substanz, die von Rinden- und Wurzelläusen ausgeschieden wird, nachdem sie den Pflanzensaft der Bäume aufgenommen haben.

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Theresa HübnerStellv. Pressesprecherin

Universität Bayreuth
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