Premiere der DGNet-Methodenschule auf Schloss Thurnau
Im Herbst hat die Deutsche Gesellschaft für Netzwerkforschung (DGNet) erstmals eine Methodenschule zum Thema „Soziale Netzwerkanalyse“ abgehalten. In Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth (fimt) fand das neue Fortbildungsformat auf Schloss Thurnau statt – ein Auftakt, der die Universität Bayreuth erneut als wichtigen Standort für Netzwerkanalyse im deutschsprachigen Raum positioniert.
Die Soziale Netzwerkanalyse als zentrale Methode der Sozialwissenschaften zur Aufnahme, Beschreibung und Erklärung sozialer Beziehungen hat längst Eingang in Disziplinen wie Psychologie, Ökonomie und Geschichtswissenschaft gefunden. Gleichzeitig mangelt es außerhalb ihrer Kernfächer Soziologie, Politik oder Pädagogik an fundierten Einführungen und praxisorientierten Weiterbildungsangeboten. Zudem waren während der Corona-Pandemie erfolgreiche Summerschool-Formate zur Sozialen Netzwerkanalyse vielerorts eingeschlafen. Seit 2023 arbeitete die DGNet deshalb daran, ein eigenes Angebot zu etablieren. Ein universitätsübergreifendes Organisationskomitee – Heike Krüger (Aachen), Norbert Luttenberger (Kiel), Melanie Nagel (Tübingen) und Daniel Reupke (Bayreuth) – trieb das Projekt seit vergangenem Herbst voran. Reupke brachte das fimt auf Schloss Thurnau als Veranstaltungsort ins Spiel.
Mit seiner zurückgezogenen Atmosphäre bot das Schloss Thurnau ideale Bedingungen für konzentriertes Arbeiten und intensiven Austausch. Die Methodenschule war dem 10. DGNet-Kongress in Bayreuth vorgeschaltet. Schon 2019 und 2021 wurden in der Wagner-Stadt Tagungen und Kongresse von DGNet-Arbeitskreisen abgehalten, da das Forschungsfeld in Bayreuth bereits einen hohen Stellenwert hat: in der Pädagogik, der Musiktheaterwissenschaft und seit Kurzem in den Ernährungswissenschaften wird die Methode in Projekten angewandt.
35 Teilnehmende, sechs Dozierende, 30 Stunden Programm
Insgesamt nahmen 35 Nachwuchsforschende aus 24 Einrichtungen und 20 Fachbereichen teil. Renommierte Experten der Netzwerkanalyse – darunter Markus Gamper (Köln), Melanie Nagel (Tübingen), Andreas Herz (München), Heike Krüger (Aachen), Norbert Luttenberger (Kiel) und Steffen Triebel (Aarhus) – boten Einführungen und Workshops zu Themen wie qualitative Methoden, Datenextraktion aus Texten oder RSiena, einer aktuellen Statistiksoftware zur Simulation stark dynamischer Akteursnetzwerke. Abgerundet wurde das Programm durch ein Konferenz-Dinner, eine Schlossführung, ein Kirchenkonzert sowie eine abschließende Keynote des DGNet-Vorsitzenden Christian Stegbauer (Frankfurt/Main). Die Organisation vor Ort lag bei Daniel Reupke.
Lob von allen Seiten – und der Blick nach vorn
Die Resonanz fiel ausgesprochen positiv aus. Teilnehmende lobten „die tolle Organisation an diesem beeindruckenden Ort“, hoben die hohe praktische Relevanz der Workshops hervor und empfahlen Thurnau bereits für künftige Veranstaltungen. Ein Teilnehmer zog gar den Vergleich zur Berliner Methodenwoche mit ihren 300 Besuchenden und attestierte der DGNet-Methodenschule dennoch mehr inhaltliche Wirkung, persönlichen Austausch und intensivere Vernetzung. Folgerichtig planen die Veranstalter daher, die Methodenschule im Herbst 2026 am gleichen Ort wiederaufzunehmen – es gibt bereits Anmeldungen.

