Die Teilnehmenden am PhD Symposium 2023 des SFB Mikroplastik in Waischenfeld

Eingebettet in die fränkische Schweiz, in der Mitte des Städtedreiecks Bayreuth-Erlangen-Bamberg liegt das malerische Waischenfeld mit dem Fraunhofer Forschungscampus . Ein wenig abseits von allen drei Orten, aber auch abseits von allem, was ablenken könnte. Von den Gründern damals bewusst als Standort gewählt, zur „Einkehr und Besinnung auf das wissenschaftliche Netzwerken“, sagt Angelika Schmidt, die Teamleiterin vom Forschungscampus Waischenfeld. Die Abgeschiedenheit war auch bewusst so gewählt für das diesjährige PhD Symposium des SFB 1357 Mikroplastik der Universität Bayreuth. Abseits des Uni-Alltags Zusammenkommen, Kennenlernen, Austauschen und auch einfach Zeit miteinander verbringen: bei einer kleinen Wanderung zur Burg Waischenfeld, beim Boule- oder Billardspielen oder beim Zusammensitzen und Reden an der Feuerstelle.

Der Forschungscampus Waischenfeld des Fraunhofer Instituts

„Das Ziel ist ja, dass sich alle - die Neuen und die, die die schon länger dabei sind - kennenlernen oder wiedersehen, und Hemmungen abbauen, sich bei den Forschungsarbeiten gegenseitig zu informieren und zu unterstützen,“ so Eike Esders, einer der Organisatoren und bisheriger Doktorandensprecher des SFB 1357.

In Waischenfeld trafen sich etwa 40 Doktorand*innen des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs erstmals zu Beginn der zweiten Förderperiode, um die anderen Forschungsteams und ihre Inhalte kennenzulernen, sich auszutauschen und mögliche Synergien und Kooperationen auszuloten. SFB-Sprecher Professor Christian Laforsch eröffnete das diesjährige PhD Symposium. Sein Bericht über das bisher Erreichte und sein positiver Ausblick gaben den Startschuss für die nächste Etappe des Sonderforschungsbereichs. 

PICO-Sessions eröffnen den interaktiven Teil

Das Konzept der PICO-Sessions“, sagt Eike Esders, „habe ich dieses Jahr auf der European Geoscience Union-Konferenz in Wien kennen- und schätzen gelernt und wollte das auch hier versuchen.“ PICO („Presenting Interactive Content”) Session ist ein relatives neues Format, bei dem einem 1- bis 2-minütigen Vortrag über die Kernaussagen der Forschung ein längerer Austausch mit ausführlichen Informationen und Beantwortung von Fragen in einem kleineren, interaktiven Rahmen zwischen den Vortragenden und interessierten Konferenzteilnehmer*innen folgen.

„Gerade die Diskussionsrunde nach einem üblichen, ausführlicheren Vortrag führt schnell zu einem reinen Expertengespräch Einzelner, während sich andere nicht trauen, daran teilzunehmen. Das wird durch diese Form des schnellen Wechsels zwischen Vorstellung und direktem Gespräch aufgebrochen“, so Eike Esders weiter.

Doktorandensprecher Eike Esders im Gespräch mit Ashank Updadhyay.

In drei Blöcken wurden alle Projekte aus den Projektbereichen, die jeweils einen bestimmten Forschungsaspekt im Themenbereich Mikroplastik abdecken, vorgestellt. Der SFB ist in folgende Projektbereiche aufgeteilt: A: Biologische Effekte
B: Verhalten und Migration in und zwischen Umweltkompartimenten
C: Degradation von Kunststoffen in natürlichen und technischen Systemen sowie die Entwicklung neuer Lösungsansätze und
S: Vorhersage der Toxizität und Abschätzung des Umweltrisikos von Mikroplastik-Partikeln basierend auf deren Eigenschaften.

Die Forschenden kommen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, wie Biochemie, Biologie, Chemie, Physik, Ingenieurswissenschaften, Informationstechnologie und vielen mehr. Nach einem Drittel der Kurzvorträge gab es eine Diskussionsrunde an Projekt-Tischen, an denen sich die Teilnehmenden mit den für sie interessanten und relevanten Projektrepräsentant*innen austauschten und erste Synergien und Kooperationen ausloteten. „Es fällt nach dieser Vorstellung leichter, jemanden direkt anzusprechen und zu befragen, als in einem großen Plenum, und daraus haben sich für mich neue Ideen ergeben und ich bin auf neue Techniken gestoßen“ sagt Anika Mauel aus dem Projekt C01 „Alterung und Degradation von Mikroplastik“.

Auszeichnungen als Karriere-Boost

Ein Schwerpunkt dieses Symposiums lag auch auf dem Bewerben um Auszeichnungen und Preise für die eigene Forschung. Dafür konnten drei Vortragende gewonnen werden, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema beleuchteten. Den Anfang machte Dr. Mirjam Horn-Schott, Forschungsreferentin in der Servicestelle Forschungsförderung der Universität Bayreuth. Sie betonte, dass nicht nur die Doktorarbeit an sich, sondern auch die nachhaltige Nutzung dieser Arbeiten wichtig für die weiteren Karriereschritte sind. Gerade die Bewerbung um Wissenschaftpreise sei dabei ein großartiges Werkzeug, um die eigenen Methoden und Ergebnisse zu kommunizieren und sie in und außerhalb der wissenschaftlichen Welt sichtbar zu machen. Dabei zeigte sie die verschiedenen Motivationen zur Bewerbung und Herangehensweisen zur Auswahl und der Bewerbung für verschiedene Preise auf, sowohl die der Universität Bayreuth, als auch von externen Fördergebern.

Der zweite Tag mit gut gelaunten Teilnehmer*innen startete mit einem Vortrag von Dr. Manuel Häußler, dem Gewinner des Deutschen Studienpreises 2022 der Körber-Stiftung für die Entwicklung eines recycelbaren Kunststoffs. Dr. Häußler ist Nachwuchsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam und Projektleiter eines Transferprojekts an der Universität Konstanz. Er wurde von den PhD-Sprechern eingeladen, um über seine persönlichen Erfahrungen als Gewinner des renommierten Preises zu berichten. Dabei erläuterte er neben seiner Forschung insbesondere die Vorbereitung auf und die Präsentation an sich vor einer Jury. Auch die Auswirkungen des Gewinns auf seine Karriere und auf ihn persönlich zeigte er eindringlich und appellierte an die Zuhörerschaft, keine „Chance für so einen Entwicklungsschub“ zu verpassen. Neben der finanziellen Zuwendung war das mediale und daraus folgend das breite, öffentliche Interesse riesig. So gab es Einladungen zu etlichen Interviews und zu Veranstaltungen, die wieder zu neuen Kontakten führten. Die rege Diskussion im Anschluss zeigte das große Interesse an der Forschung und der Person, die ein so nachhaltiges wie wegweisendes Projekt ermöglichten. So ergaben sich Anknüpfungspunkte für zukünftige mögliche Kooperationen.

Von links nach rechts: Doktorandensprecher Eike Esders, Dr. Jasmin Herr (GDCh), neuer Doktorandensprecher Simon Wieland, Dr. Melanie Pöhlmann (SFB Geschäftsstelle), Dr. Manuel Häußler (MPI Potsdam), Dr. Mirjam Horn-Schott (UBT)

Im zweiten Vortrag berichtete Dr. Jasmin Herr, Referentin der Geschäftsführung der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und zuständig für Auszeichnungen und Stiftungen der GDCh. Sie erläuterte die vielen Möglichkeiten und Chancen, sich für Preise ihrer Organisation zu bewerben: Die Range reicht von der Masterarbeit bis zur Würdigung von besonderen Verdiensten in den einzelnen Fachbereichen (Lebenswerk). Dabei beleuchtete Jasmin Herr den Prozess von der Auswahl des richtigen Preises, über die individuelle Erstellung der Bewerbungsunterlagen, bis hin zur Auswahl und Vergabe durch ein Gremium. Wichtig war ihr dabei auch, die positiven Folgen für Preisträger*innen zu beschreiben: die Sichtbarkeit für Kolleg*innen und die wissenschaftliche Welt, aber auch die sich daraus ergebenden Karrieremöglichkeiten. Die so eingestimmten Teilnehmenden konnten dann im Workshop recherchieren und auswählen, welche potenziellen Preise für sie als Gruppe oder im Einzelnen in Frage kommen, und welche man aktiv für eine Bewerbung verfolgen sollte.

Mit der Wahl der neuen Doktorandensprecher*innen endete die diesjährige Doktorandentagung des SFB Mikroplastik. Berufen wurden Johanna Fritsche (Projekt A05: „Auswirkungen der Aufnahme von Mikroplastik-Partikeln auf zellulärer Ebene und in Geweben“) und Simon Wieland (Projekt A04: „Zelluläre Aufnahme von Mikropartikeln in Abhängigkeit von elementaren Partikeleigenschaften“).

Julian Brehm vom Projekt A01 („Effekte von Mikroplastik auf aquatische Modellmakrofauna in Abhängigkeit von Partikeleigenschaften: Vergleich von Mikroplastik zu natürlichen Partikeln“) fasst die zwei Tage so zusammen: „Mit Blick auf unsere Forschung und für Publikationen sind Kooperationen mehr als hilfreich und deswegen war dieses Treffen an zwei stark komprimierten Tagen hier in Waischenfeld für uns essenziell. Es hat uns gezeigt, dass wir im Sonderforschungsbereich Mikroplastik gute Projekte mit guten Leuten zusammenbringen.“

Andreas Dietl

Andreas DietlReferent für Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer beim SFB Mikroplastik

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