Der zunehmende Fachkräftemangel sowie der demografische Wandel von Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzten führen zu einer steigenden Arbeitslast in Arztpraxen. Digitale Lösungen der Praxis-Patienten-Kommunikation (PPK) können das Praxispersonal entlasten. Während die Forschung zu Auswirkungen der digitalen PPK auf die medizinische Qualität zunimmt, mangelt es aber weiterhin an Wissen über deren Auswirkungen auf die Effizienz der Praxen und ihres Personals. An diesem Punkt setzt das aus drei Studien bestehende Forschungsprojekt EMIDOC der Universität Bayreuth an. Durchgeführt wurde es zwischen 2022 und 2024 am Lehrstuhl für Medizinmanagement und Versorgungsforschung gemeinsam mit der medatixx GmbH & Co. KG, einem Anbieter von Praxissoftwarelösungen und -dienstleistungen.

Nach einem Screening von 4.237 Artikeln analysierte das Forscherteam um Michael Burkard, David Weber und Prof. Dr. Martin Emmert in einer systematischen Literaturrecherche 22 Studien und fand heraus, dass einzelne digitale PPK-Lösungen bereits international etabliert sind und kurzfristig zu Effizienzsteigerungen führen können. So berichtete eine Studie aus den USA beispielsweise, dass die Nutzung der Videosprechstunde die Dauer der Vorbereitung und Durchführung einer Arztkonsultation in der Primärversorgung durchschnittlich um acht Minuten reduziert; bei jährlich 1 Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten in der deutschen vertragsärztlichen Versorgung ergäbe dies ein immenses Potenzial zur Effizienzsteigerung. Gleichzeitig berichteten einige Studien, je nach spezifischer PPK-Lösung und dem jeweiligen Setting (bspw. Land/Versorgungssetting), indifferente Ergebnisse sowie bei der Nutzung digitaler PPK-Lösungen kurzfristig auftretende Ineffizienzen bzw. Mehraufwände; bspw. durch Prozessanpassungen und nötige Mitarbeiterschulungen. Insgesamt bergen viele weitere PPK-Lösungen, wie Messenger-Dienste oder Online-Terminbuchungssysteme, Effizienzpotenziale, die in der Fachliteratur bisher teilweise nicht beziffert wurden und/oder erst mittel- bis langfristig zum Tragen kommen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass es einer frühen Einbindung und Schulung des Gesundheitspersonals sowie einer zielführenden gesundheitspolitischen Strategie bedarf, um ebendiese Effizienzpotenziale zu heben und das Auftreten möglicher Ineffizienzen zu vermeiden. Die Ergebnisse der Studie dienen Gesundheitspolitik und -praxis als Orientierung zur Weiterentwicklung und Implementierung effizienter, digitaler PPK-Lösungen.

Präsentiert wurde die Studie jetzt von Michael Burkard, Doktorand am Lehrstuhl für Medizinmanagement und Versorgungsforschung der Uni Bayreuth, auf dem 16. IHEA World Congress on Health Economics in Indonesien. Die International Health Economics Association (IHEA) ist die größte wissenschaftliche Fachgesellschaft im Bereich der Gesundheitsökonomie; mit über 1.500 Mitgliedern aus mehr als 100 Ländern. Hierbei stellt ihr alle zwei Jahre stattfindender Kongress das weltweit größte Forum für Gesundheitsökonomen, Forscher und gesundheitspolitische Entscheidungsträger dar (dieses Jahr ca. 2.300 eingereichte Beiträge). Im Fokus steht das Präsentieren aktueller Forschungsergebnisse und die Diskussion ihrer Auswirkungen auf Gesundheitspolitik und -praxis.

Michael Burkard, M.Sc.

Healthcare Management and Health Services Research University of Bayreuth
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Anja-Maria Meister

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