Prof. Dr. Thomas Peternell erhält die Ehrendoktorwürde in Nancy.

Der Ehrendoktortitel für Prof. Dr. Thomas Peternell ist eine Anerkennung für sein nachhaltiges Wirken an der französischen Universität. Peternell ist seit den 1980er Jahren mit der Universität in Nancy verbunden. Gleich nach seiner Dissertation nahm Peternell 1982 an der Konferenz "Journées complexes de Nancy" teil. „Ich habe eine sehr enge Verbindung nach Nancy“, sagt Peternell. „Die Université de Lorraine war die erste Uni, an der ich als Wissenschaftler eingeladen war.“ Bis heute war Peternell regelmäßig in Nancy – zum Forschen, aber auch als Gastredner bei Konferenzen.

In Bayreuth hat Peternell den Lehrstuhl für Mathematik I - Komplexe Analysis inne. Promoviert hat er über holomorphe Vektorraumbündel. In den letzten Jahren hatte seine Forschung die Klassifikationstheorie kompakter Mannigfaltigkeit zum Schwerpunkt, insbesondere das sog. minimale Modellprogramm für Kählermannigfaltigkeiten, die Struktur Ricci-flacher Varietäten und die Uniformisierungstheorie.

Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde

UBTaktuell: Herr Prof. Peternell, wie haben Sie von der Auszeichnung erfahren?
Peternell: Ganz klassisch über eine E-Mail von der Direktorin des Instituts. Recht unspektakulär eigentlich.


War dann die Verleihung spektakulärer?

Es war eine wirklich sehr schöne Zeremonie. Man muss dazu sagen, dass das in Frankreich
viel formeller abläuft. Die Universität in Nancy wurde schon 1572 gegründet und hat eine sehr lange Tradition. Bei der Verleihung wurde zum Beispiel auch ein Talar getragen. Außerdem wurden die Nationalhymnen und die Europahymne gespielt. Ja, es war schon etwas Besonderes.


Sie haben in den letzten Jahrzehnten viel Zeit auch in Nancy verbracht. Sehen Sie einen
Unterschied in der universitären Lehre zwischen Frankreich und Deutschland?

Oh ja, besonders ein großer Unterschied fällt mir da ein. In Frankreich gibt es keine großen Vorlesungen, sondern viel mehr kleine Gruppen. Gerade bei den Anfängern haben wir in Mathematik manchmal 100 bis 120 Studierende in einer Veranstaltung. In Frankreich würde ich sagen, sind es eher um die 30 Studierende. Das liegt an der Struktur, aber vor allem auch an der personellen Aufstellung der Universitäten. Der Mittelbau ist dort größer. Bei uns gab es da ja auch starken Protest in jüngster Vergangenheit. In Frankreich werden diese Stellen im Mittelbau „maître de conférence“ genannt und das
sind Dauerstellen. Selbst wenn es finanziell mittlerweile auch für französische Universitäten schwieriger wurde und es nicht mehr viele maître de conférence gibt, ich würde schon sagen, man könnte aus dem französischen System lernen.

Wenn Sie auf Ihre lange Karriere zurückblicken, gibt es ein Forschungsergebnis oder eine Publikation, auf die Sie besonders stolz sind?
Ich habe das Glück, dass ich mit sehr vielen sehr guten Wissenschaftlern  zusammenarbeiten konnte. Daher will ich eigentlich nichts herausstellen.

Wenn man in etwas gut ist, dann macht das einem meistens auch Spaß. Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten?
Sowohl die Forschung als auch die Lehre gefallen mir. Bei der Forschung, gerade auch in der Mathematik hat man viele Freiheiten. Man kann sich die Forschungsthemen frei aussuchen, natürlich im Rahmen der Thematik des Lehrstuhls, auf den man berufen wurde. Das schätze ich sehr, ebenso die zahlreichen internationale Kontakte, nicht nur in Europa, sondern insbesondere in Ostasien und natürlich den USA. Aber eben auch die Arbeit mit den Studierenden ist toll. Mathe ist kein Massenfach, man baut schnell ein persönliches Verhältnis zu den Studierenden auf. Und ich muss auch sagen, dass die Bedingungen hier in Bayreuth sehr gut sind. Ich bin immerhin schon 36 Jahre hier und hätte auch die Chance gehabt zu wechseln. Unterm Strich lässt sich sagen, das was ich mache, das ist mein Traumjob.

Prof. Dr. Thomas Peternell mit seiner Urkunde

Die Université de Lorraine begründete die Auszeichnung von Thomas Peternell unter anderem damit, dass er einer der führenden Experten auf dem Gebiet der komplexen Geometrie, einem Gebiet mit engen Verbindungen zu Arithmetik, Algebra, Differentialgeometrie, Topologie sowie Differential- und partiellen Differentialgleichungen ist. „Viele seiner Arbeiten sind wichtige Fortschritte auf diesem Gebiet, das seit Ende der 1970er Jahre eine regelrechte Revolution in Bezug auf Ergebnisse, Methoden und Perspektiven erlebt hat“, heißt es in der Würdigung der Universität.

Die Feierlichkeiten in Nancy markierten für die dortige Universität auch die „Rückkehr zur Normalität“. Erstmals nach Ausbruch der Corona-Pandemie fand wieder eine Veranstaltung in dieser Größenordnung statt. Prof. Dr. Thomas Peternell beendete die Zeremonie mit dem Vortrag „The mystery of the six dimensional sphere“ (dt.: Das Mysterium der sechsdimensionalen Sphäre).

Peternell

Prof. Dr. Thomas PeternellLehrstuhl für Mathematik I – Komplexe Analysis

Tel.: +49 (0)921 / 55-3369
E-Mail: thomas.peternell@uni-bayreuth.de

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