Am 15. Februar 2022 startete empowerMINTDoc, das neue Programm für MINT-Studentinnen, die an einer Promotion interessiert sind. Damit betritt die Stabsabteilung Chancengleichheit Neuland, denn ein solches Programm hat es bisher nicht gegeben. empowerMINTDoc ist Teil der Realisierung der Maßnahme im StEP 2025 „Unterstützungsangebote für MINT-Fächer ausbauen und nachhaltig etablieren, u.a. Orientierungsangebote für MINT-Nachwuchswissenschaftlerinnen schaffen“ und fügt sich in die Kampagne I LOVE SCIENCE des Bayerischen Wissenschaftsforums und der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an bayerischen Hochschulen ein.

Zwar studieren heute genauso viele Frauen wie Männer, was keineswegs immer eine Selbstverständlichkeit war. Die Astronomin Caroline Herschel zum Beispiel durfte einige Jahre lang mit ihren Brüdern zur Schule gehen, damit sie lesen und schreiben lernte. Eine weitere Schulbildung oder gar ein Studium blieb ihr im 18. und 19. Jahrhundert jedoch verwehrt. Dennoch waren und sind ihre Entdeckungen und die Berechnung präziser astronomischer Reduktionen bahnbrechend.

Auch wenn Frauen im Laufe des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in zahlreichen europäischen Ländern studieren durften, wurden ihnen weiterhin Steine in den Weg gelegt. So durften Frauen bereits 1903 an bayerischen Universitäten studieren, was auch Emmy Noether ermöglichte, sich an der Universität Erlangen einzuschreiben. 1907 wurde sie dann in Göttingen promoviert. Auch das war inzwischen möglich geworden. Dennoch waren Frauen in der Wissenschaft immer noch eine Minderheit: Emmy Noether war die zweite Frau in Deutschland, die einen Doktortitel in Mathematik erhielt. Habilitieren durfte sie sich allerdings erst 1918.

Gleichstellung durch das Grundgesetz

Solche Verbote und Einschränkungen sind heute nicht mehr möglich. Das Grundgesetz fordert Gleichberechtigung. Und auch wenn sich die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert haben, wenn formale Hürden abgebaut wurden, verändern sich über Jahrhunderte gewachsene heteronormative und patriarchale Strukturen nur sehr langsam.

Werfen wir einen Blick auf die Universität Bayreuth: In der Fakultät I sind 25 % der Studierenden Frauen, aber nur 15 % der Promovierenden. In der Fakultät II sind 56 % der Studierenden Frauen. Gleichzeitig promovieren aber nur 35 %. Auch in der Fakultät VI studieren nur wenige Frauen: hier sind es 25 %, aber von den Promovierenden sind 32 % Frauen. Schaut man sich die Professuren an, so wird die Zahl der Professorinnen immer kleiner. Bei der Zahl der Studierenden gibt es nur in der Fakultät VII einen Unterschied: Hier überwiegen die Studentinnen. Bei den Professuren dominieren jedoch wieder die Männer.

Viel zu wenige herausragende Studentinnen, insbesondere in den MINT-Fächern, wagen den Schritt zur Promotion nicht. Das mag daran liegen, dass bestimmte Disziplinen eine gewisse Exklusivität für bestimmte Geschlechter aussenden. Damit fehlt es zukünftigen Studentinnen und Wissenschaftlerinnen an Vorbildern, d.h. an erfolgreichen Frauen in der Wissenschaft, die promoviert und habilitiert haben.

Raum für Fragen

Mit empowerMINTDoc soll diesen Entwicklungen entgegentreten werden. Wie der Name schon sagt, geht es um Empowerment, d.h. um Maßnahmen, die den Grad der Autonomie und Selbstbestimmung im Leben eines Menschen erhöhen. Die Frage, ob eine Promotion der richtige Karriereschritt für die Programmteilnehmerin ist, kann und will dieses Programm nicht beantworten. empowerMINTDoc möchte den Teilnehmenden aber den Raum geben, ihre Fragen zu stellen: Was kommt während deiner Promotion auf mich zu? Wie sieht der Alltag aus? Was wird von einem in Lehre und Forschung verlangt? Dies geschieht durch Informationsveranstaltungen und durch die Gespräche mit Role Models, die von ihren Karrierewegen und Entscheidungen berichten. Darüber hinaus gibt es Workshops, Vernetzungstreffen und Peer-Mentoring in Form der Kollegialen Beratung.

In diesen Rahmen ist dann auch die Kick off-Veranstaltung am 15. Februar einzureihen, zu der Prof. Dr. Heike Feldhaar, Professorin für Tierökologie und stellvertretende Universitätsfrauenbeauftragte ein Grußwort sprach. Neben einer Einführung in das Programm, seinen verschiedenen Veranstaltungen und ersten Informationen zu einer Promotion, die von der Koordinatorin Dr. Elena Köstner vorgestellt wurden, fand auch ein Mini-Workshop zum Thema Kompetenzenbilanz statt, der von Dr. Mabel Braun geleitet wurde. Die Teilnehmerinnen sollten sich über ihre Kompetenzen und Fähigkeiten bewusstwerden; damit wurde der Grundstein gelegt für ein weiteres selbstreflektierendes Tun in den sich anschließenden Workshops. Mit der gelungenen Auftaktveranstaltung sind wir mit unserem neuen Programm gut gestartet, das in diesem Jahr noch mit weiteren interessanten Workshops und Gästen aufwarten wird.

Dr. Elena Köstner

Dr. Elena KöstnerProjektkoordinatorin "GO Forschung"

Servicesstelle Chancengleichheit
Telefon: +49 (0)921 / 55-2192
E-Mail: elena.koestner@uni-bayreuth.de
www.frauenbeauftragte.uni-bayreuth.de

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