Exzellenzcluster Africa Multiple mit interdisziplinären Forschungsprojekten


Das Konzept des Bayreuther Exzellenzclusters Africa Multiple sieht vor, die Afrikaforschung durch neue theoretische Ansätze, veränderte Forschungsstrukturen und innovative Projekte neu auszurichten. Mit diesem Ziel vor Augen hat der Exzellenzcluster seinen Forschungsaktivitäten eine besondere Struktur verliehen. Die Teams bestehen aus leitenden Forscherinnen und Forschern, den sog. Principal Investigators, sowie assoziierten Kolleginnen und Kollegen, Postdocs sowie Doktorandinnen und Doktoranden. Diese kommen aus 15 Disziplinen und arbeiten innerhalb von sechs thematischen Schwerpunkten, den Research Sections, zusammen. Innerhalb dieser Schwerpunkte sind 2019, im ersten Jahr des Clusters, zunächst 21 Forschungsprojekte entstanden, die durch den Exzellenzcluster gefördert werden. Bis Ende 2020 sind weitere siebzehn Forschungsprojekte aus den afrikanischen Cluster Centers hinzugekommen.

Research Sections:
Affiliations - Arts and Aesthetics - Knowledges - Learning - Mobilities - Moralities

Das Forschungsprojekt "Making a Living: Learning trajectories towards the ability to earn a livelihood"

Research Section: Learning

Die Bildungslandschaft im ländlichen Westafrika durchläuft derzeit einen einzigartigen historischen Prozess. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 hatten die Vereinten Nationen im Rahmen ihrer UN-Millennium Development Goals II mehrere groß angelegte, globale Kampagnen lanciert: Kindern, vor allem Mädchen auf der ganzen Welt sollte ein Schulbesuch ermöglicht werden. Die Kampagnen waren erfolgreich: Heute gibt es eine Generation junger Erwachsener, die auf einen – wenn auch manchmal nur kurzen – Schulbesuch zurückblicken können. Viele von ihnen haben als erstes Familienmitglied überhaupt eine Schule besucht und wurden in Bezug auf eine Schul- und Ausbildung zu "Pionieren" in ihrem Umfeld. So ist auch in Afrika eine ganze Altersgruppe junger Menschen entstanden, die durch die Kampagnen der Vereinten Nationen nachhaltig beeinflusst wurde und mit ihrer Bildung entsprechende Hoffnungen und Erwartungen verbindet. Jedoch hat nur ein kleiner Teil dieser jungen Menschen die weiterführende Schule auch abgeschlossen.

"Making a Living: Learning trajectories towards the ability to earn a livelihood" ist ein Forschungsprojekt der Research Section "Learning" des Exzellenzclusters Africa Multiple.

Innerhalb dieses einzigartigen historischen Kontextes untersucht das Bayreuther Exzellenzcluster-Forschungsprojekt "Making a Living: Learning trajectories towards the ability to earn a livelihood" (dt. "Seinen Lebensunterhalt verdienen: Lernfortschritte in Bezug auf die Fähigkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen"), welche Rolle unterschiedliche Lernprozesse inner- und außerhalb der Schule spielen, wenn es um

  • das Erwachsenwerden,
  • das Ergreifen eines Berufes und
  • das Verdienen des Lebensunterhaltes ("making a living")

in dem frankophonen westafrikanischen Land Benin geht. Das Forschungsteam versteht "making a living" als einen relationalen und vielschichtigen Prozess, der sozio-ökonomischen Bedingungen untersteht und mit der Zugehörigkeit im sozialen Gefüge sowie den individuellen Hoffnungen auf soziale Mobilität einhergeht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, inwieweit sich die generellen und abstrakten Versprechen der Schulkampagnen und Hoffnungen der Jugendlichen mit den tatsächlichen biografischen Entwicklungen decken. Bevölkerungswachstum, Landverknappung, die wachsende Relevanz formaler Examen und die spezifischen Probleme des Arbeitsmarktes scheinen Hindernisse in dem Unterfangen zu sein, den eigenen Platz im Erwachsenenleben zu finden.

Während dieses spezifischen historischen Moments, in dem die Perspektiven der jungen afrikanischen Generation zwischen Hoffen, Warten und Hoffnungslosigkeit zu schwanken scheinen, nimmt das Forschungsteam eine pragmatische und relationale Perspektive ein. Es untersucht die konkrete Art und Weise, wie sich das Erwachsenwerden und das Verdienen des Lebensunterhalts von Mitgliedern dieser Generation aus ländlichen Gegenden darstellt. Durch seinen relationalen, methodologischen Ansatz, der die Akteure über einen gewissen Zeitraum begleitet, leistet das Forschungsteam einen Beitrag zu den Debatten über Jugendliche, das Erwachsenwerden und "making a living". Das Projekt trägt darüber hinaus zum Diskurs über Lebensläufe, Jugend und Bildung bei, indem es neue Wege der Biografieforschung beschreitet, die bis dato oft eher retrospektiv betrieben wird. Zudem schafft das Projekt neue Formate der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Bildungswissenschaften und der sozialen Anthropologie, indem gemeinsam erhobene Daten zusammen analysiert werden, um sie anschließend mit Partnerinnen und Partnern in der Forschungsregion zu teilen.

Das Forschungsteam besteht aus den Wissenschaftlerinnen Erdmute Alber (Sozialanthropologie), Iris Clemens (Allgemeine Pädagogik), Sabrina Maurus (Sozialanthropologie) und dem Wissenschaftler Issa Tamou (Allgemeine Pädagogik) – alle von der Universität Bayreuth. Weitere Informationen zu den Research Sections und den Cluster-Forschungsprojekten gibt es hier:

www.africamultiple.uni-bayreuth.de/en

Sabine Greiner

Sabine GreinerWissenschaftsjournalistin

Exzellenzcluster Africa Multiple
Universität Bayreuth
Nürnberger Straße 38 / Haus 3
95448 Bayreuth
Telefon: +49 (0) 921 / 55-4795
E-Mail: sabine.greiner@uni-bayreuth.de
www.africamultiple.uni-bayreuth.de

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