BRAUWELT: Herr Prof. Purnhagen, nach dem Thema Bier und Nachhaltigkeit im vergangenen Jahr dreht sich beim 2. Bierrechtstag alles um das Thema „Alkohol und Gesundheit“. Warum haben Sie diesen Schwerpunkt für die Veranstaltung gewählt? 

Prof. Dr. Kai Purnhagen: "Die Europäische Kommission wählt bestimmte Schwerpunkte aus, zu deren Verwirklichung sie neue Gesetzesinitiativen oder andere Interventionen plant. Sie hat im Herbst des letzten Jahres verlauten lassen, sich dem Thema Alkohol und Gesundheit in den nächsten Vorhaben anzunehmen. Gemäß unserem Credo in Kulmbach, stets der Zeit ein bisschen voraus zu sein, werden wir beim Bierrechtstag den geeigneten Rahmen schaffen, um den Austausch zwischen der Wissenschaft, der Politik und der Branche gleich zu Beginn zu gewährleisten. Dies erlaubt uns vor allem auch, kommende Neuerungen evidenzbasiert zu gestalten und nicht nur zu reagieren."

BRAUWELT: Die Museen im Mönchshof widmen sich Bier, Brot und Gewürzen. Wie gehen Sie, Frau Dr. Metzel, mit dem Thema „Alkohol und Gesundheit“ um?

Dr. Helga Metzel: "Bier und Brot sind in Bayern kulturhistorisch betrachtet wesentliche Grundnahrungsmittel. Der Kulmbacher Mönchshof versteht sich mit dem Bayerischen Brauereimuseum, dem Bayerischen Bäckereimuseum und dem Deutschen Gewürzmuseum als kulturhistorisches Schaufenster des Lebensmittelstandortes Kulmbach und gilt als Lebensmittelkulturzentrum im Herzen Oberfrankens. Hier wird die Kulturgeschichte von Bier, Brot Gewürzen und Fleischwaren auf unverwechselbare Weise inszeniert. Prädestiniert für diese Aufgabe ist der Kulmbacher Mönchshof vor allem auch im Hinblick auf seine eigene Geschichte, die bereits seit dem Mittelalter geprägt ist vom gerade auch in unserer Zeit wieder hochaktuellem Thema naturnaher und gesunder Ernährung. Wir fördern mit unserem Tun den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit unserem Kulturgut Bier. Als Beispiel nenne ich unsere 'Verantwortungsseminare', in denen Schüler und Schülerinnen weiterführender Schulen bei uns im Museumspädagogischen Zentrum Wissenswertes sowohl über die Rohstoffkunde, das Brauen von Bier und die Historie als auch über den verantwortungsvollen Umgang mit Bier lernen. Vorträge zur Wirkung von Alkohol gehören hier auch dazu."

Brauwelt: Im Gegensatz zu 2022 teilt sich das Programm in einen wissenschaftlichen und einen praxisorientierten Teil – was steckt dahinter?

KP: "Wir haben beim ersten Bierrechtstag gemerkt, dass wir zu viel wollten. Wissenschaft darstellen und zugleich ein Forum für den Austausch der Branche geben: Das geht aber eben nicht zeitgleich. Daher haben wir uns nun dafür entschieden, den Bierrechtstag so aufzuteilen wie wir es uns auch in der Gesetzgebung und -anwendung wünschen. Erst die wissenschaftlichen Erkenntnisse, dann auf deren Grundlage eine Diskussion darüber, wie man dies nun umsetzt. Um dies räumlich zu untermalen, wird der erste Teil auch in den neuen Räumlichkeiten am Campus Kulmbach der Universität Bayreuth, der zweite Teil in den Museen des Mönchshofs stattfinden."

HM: "Wir bieten bei uns im Kulmbacher Mönchshof die idealen räumlichen Möglichkeiten, das Gehörte miteinander offen zu diskutieren. Wir haben in der Gestaltung des Programmes für den 2. Kulmbacher Bierrechtstag 2023 darauf Wert gelegt, noch mehr Zeit für den interdisziplinären und besonders auch persönlichen Austausch untereinander zu haben. Mit dem Bayerischen Brauereimuseum haben wir einen perfekten Ort, um durch Emotion tief in die Tradition des Brauens und die Historie von Bier einzutauchen. Und auch kulturhistorische Entwicklungen im soziokulturellen Kontext besser zu verstehen."

Brauwelt: Wo liegt beim wissenschaftlichen Teil der inhaltliche Fokus? 

KP: "Es geht vor allem um eine wissenschaftlich differenzierte Einordnung des Themas Gesundheit und Alkohol, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ob und wie diese sodann in Recht und Regulierung umgesetzt werden bzw. werden können, das ist Gegenstand des rechtswissenschaftlichen Teiles. Wir sind sehr froh zu diesem Themenkreis ausgewiesene Experten wie meine Kollegin Prof. Dr. Janine Henkel-Oberländer oder Prof. Dr. Dr., Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, gewonnen zu haben."

Brauwelt: Was erwartet die Teilnehmer beim praxisorientierten Teil? 

KP: "Hier freuen wir uns auf einen guten Einblick in die aktuellen Pläne der Regulierung in diesen Bereichen sowie darauf, wie die Vertreter aus Industrie und Handel dies aufnehmen."

HM: "Aus der Erfahrung im letzten Jahr können die Teilnehmer im praxisorientierten Teil Meinungsaustausch konkret erleben und Networking betreiben."

Brauwelt: Welchen Teilnehmerkreis möchten Sie mit der Veranstaltung erreichen?

KP: "Wir hoffen auf eine rege Teilnahme aus der gesamten Lieferkette der Branche, vom Erzeuger über den Brauer bis hin zum Verbraucher. Darüber hinaus hoffen wir auch auf rege Teilnahme der zuständigen Behörden und des Gesetzgebers. Vor allem freuen wir uns auch auf Beteiligung aus dem Kreis der Wissenschaft, da ist, wie wir beim letzten Bierrechtstag gesehen haben, noch deutlich Luft nach oben'."

HM: "Wir setzen zudem auf weitere Vertreter der Fachmedien – die Erkenntnisse, die beim 2. Kulmbacher Bierrechtstag gewonnen werden, sollen für möglichst viele Mitglieder der Branche greifbar werden. Ein herzliches Dankeschön sprechen wir an dieser Stelle der BRAUWELT für die Unterstützung als erneutem Medienpartner wie auch der Kulmbacher Brauerei AG für die ideelle und auch finanzielle Unterstützung dieses Expertenforums aus."

Brauwelt: Auf was freuen Sie sich persönlich am meisten?

KP: "Ich freue mich am meisten darauf, neue Erkenntnisse aus der Forschung und Praxis zu erhalten. Ich freue mich auch darauf, die verschiedenen Akteure kennenzulernen und, wie beim letzten Bierrechtstag geschehen, auch im kleinen Kreis mit den wesentlichen Akteuren gewichtige Probleme ansprechen und lösen zu können sowie neue Projekte anzuschieben."

HM: "Das gesamte Team der Museen im Kulmbacher Mönchshof und auch ich ganz persönlich – wir freuen uns darauf, dass wir wieder Gastgeber für alle Teilnehmer dieser hochwertigen Veranstaltung sein dürfen. Wir werden alles daransetzen, dass sich unsere Gäste bei uns im Mönchshof wohlfühlen, um wirklich frei diskutieren zu können! Wir werden damit - von der Tradition und Geschichte des Bierbrauens kommend – unser Kulturgut Bier auf seinem Weg in die Zukunft soziokulturell begleiten. Wer mag, darf bei uns Bier bewusst genießen. Auch alkoholfrei."  

Publikation mit freundlicher Genehmigung der

Anja-Maria Meister

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