GeQuInDi Jahrestagung 2024
Bei der diesjährigen GeQuInDi-Jahrestagung im Iwalewahaus haben Forschende, Studierende und Interessierte aktuelle Entwicklungen und Diskussionen im Bereich Geschlechter- und Intersektionalitätsforschung beleuchtet.
Das 2016 an der Uni Bayreuth gegründete Netzwerk „Gender, Queer, Intersectionality and Diversity Studies“ (GeQuInDi) hat sich zum Ziel gesetzt, die institutionelle Sichtbarkeit der namensgebenden Bereiche zu erhöhen. Ende November fand die Jahrestagung des Netzwerks statt. Die Tagung eröffneten Veronika Rudolf, M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachgruppe Medienwissenschaft und Mitglied des GeQuInDi-Netzwerks sowie Dr. habil. Elena Köstner, Mitarbeiterin in der Servicestelle Chancengleichheit und Projektleiterin von GO Forschung.
Veronika Rudolf (links) und Dr. habil. Elena Köstner bei der Eröffnung der GeQuInDi-Jahrestagung.
Carolin Braico
GO Forschung Award 2024: Würdigung herausragender Forschung
Im Rahmen des Strukturentwicklungskonzepts „Gender – Offensive – Forschung“ (GO Forschung) der Universität Bayreuth, das vom BMBF durch die Förderrichtlinie „Geschlechteraspekte im Blick“ gefördert wird, wurde erstmals der mit 500 Euro dotierte GO Forschung Award vergeben, der herausragende studentische Abschlussarbeiten zu Geschlechtlichkeit und Intersektionalität auszeichnet. In einer feierlichen Laudatio würdigte Elena Köstner die Arbeit von Annica Wattler, die den Preis für ihre Masterarbeit „The effect of multi-faceted training programmes on the socio-economic status of young females: New evidence from Ghana“ erhielt. Frau Wattler analysierte in ihrer Arbeit die Auswirkungen von Ausbildungsprogrammen auf den sozioökonomischen Status junger Frauen in Ghana. Ihre Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen in grundlegenden Bildungs- und Einkommensindikatoren, ein bedeutender Beitrag zur Geschlechter- und Entwicklungspolitik.
„This is not a backlash?!“
Der Höhepunkt der Tagung war der Vortrag von Prof. Dr. Christine M. Klapeer, Professorin für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Gender Studies an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Mit der Universität Bayreuth ist Prof. Klapeer in besonderer Weise verbunden. Als ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie maßgeblich am Aufbau des Netzwerks GeQuInDi beteiligt und prägte dessen Entwicklung nachhaltig. In ihrem Vortrag „This is not a backlash?! Intersektionalität, Anti-Gender Politiken und die Krise(n) der Demokratie“ legte sie eindrucksvoll dar, wie aktuelle Anti-Gender-Mobilisierungen – gerade durch rechte und konservative Gruppen und Parteien – nicht nur die Gleichstellung gefährden, sondern auch grundlegende demokratische Prinzipien infrage stellen.
Prof. Dr. Christine M. Klapeer bei ihrem Vortrag bei der GeQuInDi-Jahrestagung.
Carolin Braico
Christine Klapeer eröffnete ihren Vortrag mit einer prägnanten historischen und analytischen Einführung in die Entstehung und Entwicklung der Anti-Gender-Politiken seit den frühen 2000er Jahren. Sie legte dar, wie der Begriff „Gender“ zunehmend als politisches Schlagwort instrumentalisiert wird, um Feindbilder zu konstruieren. Begriffe wie „Gender-Wahn“ oder „Frühsexualisierung“ dienen dazu, Ängste zu schüren und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen. Diese Strategien seien jedoch keine isolierten Angriffe auf geschlechtergerechte Sprache, Gleichstellungspolitiken oder LGBTIQ+-Rechte, sondern Teil eines umfassenderen Plans, der autoritäre und antidemokratische Tendenzen befördert.
Ein zentraler Aspekt ihres Vortrags war die Vorstellung von Anti-Gender-Politiken als Form einer „exkludierenden Intersektionalität“. Christine Klapeer analysierte, wie diese Bewegungen emanzipatorische Begriffe wie „Freiheit“ oder „Selbstbestimmung“ gezielt umdeuten, um exklusive und diskriminierende Narrative zu legitimieren. Besonders auffällig sei dabei, dass diese Bewegungen paradoxe Allianzen zwischen konservativen und vermeintlich progressiven Akteurinnen und Akteuren schaffen, die durch ein gemeinsames Interesse an der Bewahrung traditioneller Machtstrukturen geeint sind.
Zum Schluss setzte Prof. Klapeer die Anti-Gender-Mobilisierungen in einen größeren Kontext und zeigte auf, wie diese Strategien darauf abzielen, gesellschaftliche Debatten über Geschlechterverhältnisse zu entpolitisieren und bestehende Machtverhältnisse zu zementieren. Diese Mobilisierungen seien demnach eben nicht nur ein Angriff auf die Gleichstellung, sondern stellen eine grundlegende Bedrohung für demokratische Werte und Prozesse dar.
Austausch und Ausblick
Nach dem Vortrag diskutierten die Teilnehmenden mit Christine Klapeer die vorgestellten Thesen und deren Bedeutung für Forschung und Praxis. Der Tag klang mit einem gemeinsamen Abendessen aus, das in einer entspannten und informellen Atmosphäre Raum für weiteren interdisziplinären Austausch bot. Mit vielen neuen Impulsen und frischen Ideen blicken die Teilnehmenden bereits voller Vorfreude auf die nächsten spannenden Veranstaltungen im kommenden Jahr.
Ein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten, die durch ihre Beiträge und ihr Engagement diesen Tag zu einem Erfolg gemacht haben, sowie dem Team des Iwalewahauses, das bei den Vorbereitungen sehr unterstützte. Wir freuen uns schon auf die nächsten Zusammenkünfte und darauf, diesen wichtigen Dialog fortzuführen!

