Was beeinflusst, welche Lebensmittel gekauft werden?

Die Wahl der Lebensmittel, die in unserem Warenkorb landen, wird von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Dazu zählen unter anderem der Preis, die Verfügbarkeit und Herkunft, aber auch die Erfahrung und soziokulturelle Prägung. Wenn Lebensmittel unseren spezifischen Qualitätsanforderungen entsprechen und uns etwas gut schmeckt, kaufen wir es immer wieder ein, mehr oder weniger losgelöst vom gesundheitlichen Aspekt.

Wie groß ist der Einfluss einer gesunden Ernährung auf die Gesundheit?

Aus wissenschaftlicher Sicht bestimmt unser Lifestyle – also unser Ernährungs- und Bewegungsverhalten, aber auch der Konsum von schädlichen Produkten wie Tabak und Alkohol - maßgeblich unseren Gesundheitszustand und ist signifikant für die Entstehung nicht-übertragbarer Erkrankungen wie Krebs, Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen verantwortlich. Dazu kommen natürlich zelluläre Prozesse, die die Aktivität von Genen beeinflussen und grundsätzliche genetische Aspekte, Einflüsse des Darmmikrobioms (die Mikroorganismen im Darm) und psychische Aspekte wie Stress. Aus individueller Sicht sind wir uns dessen nicht immer bewusst, denn oft ist unsere Ernährungsweise mit bestimmten Verhaltensweisen und soziokulturellen Rahmen, in denen sie stattfinden, verknüpft: Zum Beispiel essen wir in Gesellschaft mehr und meist auch deftiger als sonst, dazu kommt oft der Genuss von Alkohol- und Tabakprodukten in höherem Ausmaß. Wenn wir Gäste zum Essen einladen, servieren wir meist Gerichte mit tierischen Produkten wie Fleisch und Fisch, auch wenn wir uns zu den Flexitariern mit seltenem Fleischverzehr bekennen.

Ist Ernährung der wichtigste Gesundheitsfaktor?

Nein, die Ernährung ist nur ein Baustein! Neben einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung ist auch die körperliche Aktivität ein wichtiger Faktor, der unsere Gesundheit beeinflusst. Statistisch gesehen bewegen wir uns im Alltag immer weniger und essen immer mehr, was inzwischen weltweit durch eine positive Energiebilanz über den Tag zur Entwicklung von Übergewicht und Fettleibigkeit mit pandemischen Ausmaßen führt.

Die Rahmenbedingungen müssen so angepasst werden, dass die gesunde und nachhaltigste Wahl, die einfachste Wahl wird.

Was muss passieren, damit nachhaltige und gesunde Ernährung gefördert wird?

Die Rahmenbedingungen müssen so angepasst werden, dass die gesunde und nachhaltigste Wahl, die einfachste Wahl wird. Das heißt: Preis und Verfügbarkeit gesunder Ernährung müssen niedrigschwelliger werden.

Wie kommt es zu einer Verhaltenslücke zwischen den Ergebnissen aus Studien zum Kaufverhalten und Alltagsverhalten?

Das Ernährungs- und Konsumverhalten wird durch eine Vielzahl an individuellen und soziokulturellen Faktoren beeinflusst. Die Kluft zwischen „etwas vorhaben“ und „etwas tun“ stellen wir alle auch oft an uns selbst fest. Warum wir trotz Wissen, beispielsweise um ökonomische und ökologische Vorteile einer Ernährung mit regionalen Lebensmitteln bzw. der Intention, regionale Lebensmittel zu kaufen, tatsächlich etwas anderes essen oder kaufen, lässt sich nicht gänzlich erklären. Ernährung und Lebensmittelkonsum basieren vor allem auf Gewöhnung: Wir nennen das habitualisierte Handlungsweisen, die oft automatisiert und unreflektiert ausgeführt werden. Sogar wenn Einstellung und auch die gesellschaftlich-kulturelle Prägung einer Person den Konsum regionaler Lebensmittel begünstigen, können externe Variablen wie Verfügbarkeit, Zugang oder Preis von regionalen Lebensmitteln dann doch dazu führen, dass die Absicht nicht in das gewünschte Verhalten umgesetzt wird. Hierbei sind vor allem auch logistische Herausforderungen zu erwähnen, da es für kleinere regionale Betriebe häufig sehr zeitaufwendig und komplex ist, Waren an regionale Abnehmer*innen auszuliefern. Lösungen hierfür werden derzeit in einem Drittmittelprojekt an der Fakultät erforscht. (Zum Beispiel: https://www.uni-bayreuth.de/pressemitteilung/regionalvermarktung und https://www.foodscm.uni-bayreuth.de/de/projekte/index.html)

Was lehrt der Studiengang Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften konkret in diesen Bereichen?

Im Studiengang “Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften” beschäftigen wir uns mit aktuellen Herausforderungen im Bereich Ernährung und Gesundheit. Wir betrachten das aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Ein wichtiges Thema ist, wie man gesund und nachhaltig essen kann. In der Lehre behandeln wir naturwissenschaftliche, rechtliche, wirtschaftliche sowie sozialwissenschaftliche Aspekte. Dazu zählen u.a. Grundlagen der Ernährungsepidemiologie (Erforschung der Ursachen und Verteilung von ernährungsmitbedingten Erkrankungen), Verhaltens- und Handlungstheorien in Bezug auf die Ernährung, Kommunikationsstrategien und Ansätze zur Förderung nachhaltiger Handlungsweisen, Ansätze zur Gesundheitsförderung und Prävention sowie Grundlagen der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und Aspekte des Lebensmittel-, Gesundheits- und Datenrechts. Daneben beschäftigen wir uns mit transformationstheoretischen Ansätzen, also solchen, die einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen sollen. Diese werden von den Studierenden auf eigene Projekte angewendet und in die Praxis umgesetzt. Der Fokus naturwissenschaftlicher Fächer umfasst chemische Grundlagen, molekular- und zellbiologische Konzepte, Inhalte zur Humanbiologie und Ernährungsphysiologie, sowie Ernährungs- und Pflanzenbiochemie. Wir untersuchen, wie der Körper auf Essen reagiert und wie die Ernährung die Gesundheit beeinflusst. In weiteren aufbauenden und fächerübergreifenden Modulen lernen die Studierenden, wie sich gesunde von erkrankten Geweben unterscheiden und welchen Beitrag eine mangelhafte Ernährung zur Entstehung von Krankheiten leisten kann. Daneben lernen die Studierenden wie wichtig Bewegung ist, um gesund zu bleiben, besonders wenn man älter wird. In fächerübergreifenden Fallstudien sowie in den Wahlfächern wird das gesammelte Wissen abschließend angewendet, um Ideen und Lösungen für die Zukunft abzuleiten. 

Kontakt zur Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit:

Fritz-Hornschuch-Str. 9-13
D- 95326 Kulmbach
Tel.: +49 (0) 92211/407 1000

Dekanin Prof. Dr. Janin Henkel-Oberländer, Inhaberin des Lehrstuhls für Biochemie der Ernährung: dekanin.leg@uni-bayreuth.d
Studiendekan Prof. Dr. Christian Fikar, Professur für Food Supply Chain Management: christian.fikar@uni-bayreuth.de

Studiengang Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften : https://www.lgw-bachelor.uni-bayreuth.de/de/index.html 

Anja-Maria Meister

Anja-Maria MeisterPressesprecherin der Universität Bayreuth

Universitätsstraße 30
D - 95447 Bayreuth
Tel: +49 (0) 921 / 55 - 5300
Mail: anja.meister@uni-bayreuth.de

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