
Geographische Themen mit Fokus auf Kriege
Das Geographische Institut bietet auch in diesem Semester wieder eine für alle Interessierten öffentliche Vorlesungsreihe an. Sie findet immer dienstags statt.
Die Vorlesungsreihe des Geographischen Instituts (GIB Lecutre Series) nimmt jedes Semester Themen geographischer Forschung in den Fokus und lädt unter einem Oberthema Gastdozierende ein. Diese stellen ihre Arbeit vor und sind im Anschluss offen für eine Fragerunde. Die Vortragsreihe wird dabei auch über Zoom übertragen.
In diesem Semester ist das Thema politische Geographie mit Schwerpunkt „Räume des Krieges“ und aufgrund der momentan herrschenden militärischen Konflikte besonders aktuell und relevant.
„Die Lecture Series bietet geographische Perspektiven auf Kriege und gewaltsame Konflikte“, erläutert Prof. Dr. Martin Doevenspeck, Professur für politische Geographie. „Der russische Angriff auf die Ukraine zeigt erneut die Bedeutung von Räumen, Orten, Territorialitäten und geopolitischen Imaginationen für Entstehung, Verlauf und die mögliche Befriedung von gewaltsamen Konflikten.“
Die Vorträge finden dienstags, von 16.15 bis 17.45 Uhr im H8 (Gebäude
GEO II) statt.
Beginn ist am 28. November mit dem Vortrag von Dr. Kevin Limonier (Institut Français de Géopolitique, Universität Paris 8).
From OSINT to “digital fieldwork”: how online investigation can “augment” geopolitical analysis and the study of conflicts
Zum Vortrag: Open Source Intelligence (OSINT) ist ein Begriff aus der Welt der Geheimdienste und beschreibt die Informationsgewinnung aus frei verfügbaren Quellen. In seinem Vortrag erläutert Dr. Kevin Limonier dieses Vorgehen und zeigt an praktischen Beispielen mit Bezug zu dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wie OSINT für Untersuchungen der Politischen Geographie und Geopolitik genutzt werden können.
Zum Referenten: Dr. Kevin Limonier ist Assistenzprofessor für Geographie und Slawistik am französischen Institut für Geopolitik der Universität Paris und stellvertretender Direktor des Forschungszentrums Geode, das sich mit der Geopolitik der Datensphäre befasst und Leiter der Beobachtungsstelle für den russischsprachigen Cyberspace des französischen Verteidigungsministeriums.
Am 5. Dezember spricht Prof. Derek Gregory über Geographies of war: the anatomies of later modern war.
Zum Vortrag: Es besteht seit langem eine enge Beziehung zwischen Krieg und Geograie. In seinem Vortrag „Geographien des Krieges: Die Anatomie des modernen Krieges“ diskutiert unterschiedliche Formen militärischer und paramilitärischer Gewalt und geht anhand von Gaza, der Ukraine und Syrien auf fünf eng miteinander verbundene Merkmale des modernen Krieges ein: die räumliche Entgrenzung des Schlachtfelds, die Digitalisierung des Krieges, völkerrechtliche Ausnahmeräume in denen Töten legal ist, die medialen Räume des Krieges und die zivilen Opfer.
Zum Referenten: Derek Gregory ist derzeit Peter Wall Distinguished Professor und Professor für Geographie an der University of British Columbia, Vancouver. Er ist Autor einer Reihe herausragender Publikationen über die Beziehungen zwischen Macht, Wissen und Geographie.
Der Vortrag von Dr. Valeria Lazarenko (Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung,
Humboldt-Universität zu Berlin) am 12. Dezember dreht sich um Refugees and war migrants as actors of urban changes.
Zum Vortrag: Kriegsflüchtlinge sind nicht passiv, sondern neue Akteure des städtischen Wandels. Am Beispiel ukrainischer Geflüchteter und deren translokalen Perspektive untersucht Dr. Valeria Lazarenko wie in Städten von Aufnahmegemeinschaften neue Räume geschaffen und so etablierte urbane Machtverhältnisse in Frage gestellt werden. Als Reaktion auf die emotionalen Geographien der Vertreibung werden Praktiken wie Umbenennungen, die Schaffung neuer Räume der Solidarität und die Beanspruchung des öffentlichen Raums diskutiert.
Zur Referentin: Valeria Lazarenko hat an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kyiv promoviert und arbeitet zurzeit am Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung der Humboldt-Universität zu Berlin.
Der Abschluss der GIBT Lectures Series findet am 23. Januar 2024 in Zusammenarbeit mit dem Bayreuther Netzwerk peace and conflict studies statt. Dann spricht Benno Fladvad (Institut für Geographie, Universität Hamburg) über Kriege und ihre Umweltfolgen: Warum ökologisches Denken und Friedenspolitik zusammengehören.
Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.geographie.uni-bayreuth.de/de/Veranstaltungen/GIB-Lecture-Series/index.html

