Was macht eigentlich…? – Die Professur für Globale Ernährungs- und Gesundheitspolitik
Tim Dorlach ist Juniorprofessor für Globale Ernährungs- und Gesundheitspolitik an der Fakultät VII der Universität Bayreuth am Campus Kulmbach. Im Interview erklärt er, an was er forscht und wie sich das auf Oberfranken und darüber hinaus auswirken könnte.
Was konkret erforschen Sie an der neuen Fakultät in Kulmbach?
Ich erforsche die politischen Voraussetzungen innovativer Gesundheits- und Ernährungspolitik. Zurzeit befasse ich mich vor allem mit gesetzlichen Regelungen zur Nährwertkennzeichnung im Rahmen der Prävention nichtübertragbarer Krankheiten. In diesem wichtigen neuen Politikfeld sind viele lateinamerikanische Länder, allen voran Chile, uns Europäern weit voraus. Auch hier in Deutschland beobachten wir einen ernährungsbedingten Anstieg von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen. Aber der deutsche Staat ist bisher noch sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, Konsumenten effektiv auf die Gefahren einer ungesunden Ernährung hinzuweisen und vor diesen zu schützen.
Worin sehen Sie den (potenziellen) Nutzen dieser Forschung?
Es ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden, dass eine grundlegende Transformation unserer Lebensmittelwirtschaft und Ernährungsweisen notwendig ist. Ich bin überzeugt, dass dies im Kern vor allem eine politische Herausforderung ist. Daher sind Erkenntnisse darüber, wie eine moderne und effektive Ernährungspolitik politisch umsetzbar ist, von zentraler Bedeutung für Politik und Gesellschaft. Verschiedene politische Faktoren stehen einer effektiveren Prävention ernährungsbedingter chronischer Krankheiten in Deutschland derzeit entgegen, nicht zuletzt die allgemein sehr kurzfristige Orientierung der Politik, aber auch die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag sowie der politische Einfluss von Industrieinteressen. Mit meinen Forschungsprojekten möchte ich diese und andere Kausalzusammenhänge aufzeigen und damit im Endeffekt auch einen Beitrag zu einer konsequenteren Präventionspolitik leisten.
Kooperieren Sie dabei mit Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen in der Region? Mit welchen und wie?
Derzeit noch nicht. Aber ich würde mich freuen, mit lokalen politischen Akteuren ins Gespräch über mögliche Innovationen in der kommunalen Ernährungs- und Gesundheitspolitik zu kommen.


