Netzwerktagung der Humboldt-Stiftung in Bayreuth
Vom 12. bis 14. November war die Universität Bayreuth Gastgeberin der Netzwerktagung der Alexander von Humboldt-Stiftung – und damit Schauplatz dieses internationalen Wissenschaftstreffens. Mehr als zweihundert Humboldt Fellows aus aller Welt kamen zusammen, um ihre Forschung vorzustellen, Kontakte zu knüpfen und die Universität Bayreuth als Forschungsstandort kennenzulernen.
Am Mittwoch, 12. November, eröffneten Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth, und Markus Zanner, Generalsekretär der Humboldt-Stiftung und alter Bekannter an der Universität Bayreuth – so war er als Kanzler der Vorgänger von Dr. Nicole Kaiser – die Tagung. Den Eröffnungsvortrag hielt Gilbert Shang Ndi, Professor für Komparatistik und Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Afrika und Lateinamerika. Unter dem Titel „A piece of Africa: Self-writing and remembering in Afro-latino diasporas“ sprach er über Erinnerungskulturen und Selbstschreibungen in afro-lateinamerikanischen Diasporas. Ein Einstieg, der Bayreuths internationale Ausrichtung zeigt. Denn: Bayreuth ist international bekannt für hervorragende Afrikaforschung, insbesondere durch das Exzellenzcluster Africa Multiple. Die lebhafte Diskussion im Anschluss an den Eröffnungsvortrag unterstrich dies einmal mehr.
Shang Ndi stammt aus Kamerun, studierte dort Bilingual Letters und Commonwealth Literature und kam 2010 für seine Promotion an die Universität Bayreuth. Von 2017 bis 2019 forschte er als Feodor Lynen-Stipendiat der Humboldt-Stiftung in Bogotá, Kolumbien. Nach seiner Rückkehr habilitierte er sich in Bayreuth und leitete zeitweise den Lehrstuhl für Romanistik/Komparatistik. Im Rahmen einer DFG-geförderten Heisenberg-Professur baut er nun Forschungsprojekte zu Netzwerken tropischer Kolonialität in afrikanischer und lateinamerikanischer Literatur auf.
Forschung hautnah erleben
Der Donnerstag, 13. November, stand ganz im Zeichen des Austauschs: Die Fellows besuchten Forschungsinstitute der Universität Bayreuth, erhielten Einblicke in aktuelle Projekte und diskutierten in Fachgruppen. Besonders lebendig wurde der Nachmittag: Ab 15 Uhr präsentierten Geförderte ihre Forschungsschwerpunkte in einer Poster Session im TAO-Gebäude.
Ana Pantazica aus Rumänien präsentiert hier zum Beispiel ihre Forschung am Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam. „Ich forsche an einem Impfstoff, der oral aufgenommen wird“, erklärt sie. Damit möchte sie es ermöglichen, dass eine Grippeimpfung nicht mehr jährlich gespritzt werden muss, sondern nur alle paar Jahre mit einer Tablette aufgenommen werden kann. Seit 1. September 2026 ist sie Humboldt Fellow. „Ich bin zum ersten Mal in Bayreuth. Der Ökologisch-Botanische Garten gefällt mir sehr gut. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich wiederkomme.“
Nur wenige Schritte weiter steht Thomas Laville vor seinem Poster. Er ist an der Fakultät für Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Als Post-Doc arbeitet er dort an der Erforschung der Evolution der Pancrustacea. Das ist eine Gruppe von Gliederfüßer. „Ich habe viel gutes Material, mit dem ich arbeiten kann“, sagt der Franzose. „Aber ich arbeite nicht nur direkt mit den Fossilien, sondern nutze auch moderne Bildgebungstechniken, wie zum Beispiel ein CT.“ Für ihn ist es der erste Besuch in Bayreuth, obwohl München nicht weit weg ist. Ein weiteres Jahr wird er noch als Humboldt Fellow in München arbeiten.
Erina Dawson hat selbst kein Poster bei der Session, informiert sich aber ausführlich über die Forschung der anderen. „Ich bin erst seit dem 1. Oktober Humboldt Fellow und an der Universität Tübingen“, sagt sie. „Von Bayreuth habe ich noch nicht viel gesehen, aber gestern Abend waren wir in der Orangerie der Eremitage. Das ist ein tolles Ambiente.“ Dawson stammt aus den USA und forscht im Bereich der tropischen Geometrie.
Supraleiter sind die Materialien, mit denen sich Roemer Hinlopen beschäftigt. Als Humboldt Fellow ist er in Hamburg am Max-Planck-Institut für Strukturen und Dynamik der Materie. Auf seinem Poster hat er auch einen Fun Fact notiert: Es wurden bereits fünf Nobelpreise auf dem Gebiet der Supraleiter vergeben. Obwohl schon viel in diesem Bereich geforscht wurde, gebe es aber noch viel zu tun. In Bayreuth ist der Niederländer zum ersten Mal. „Überhaupt im Süden von Deutschland war ich bisher noch gar nicht.“ Er habe die Möglichkeit gehabt, sich ein bisschen die Innenstadt anzuschauen. Klein, sei Bayreuth im Vergleich zu Hamburg. „Aber es ist eine wirklich schöne Stadt.“
Während der Poster Session stellte die Humboldt-Stiftung im TAO-Gebäude auch ihr Profil und ihre Förderprogramme vor. Hier bot sich allen Interessierten die Gelegenheit, mehr über die vielfältigen Möglichkeiten der Stiftung zu erfahren.
Internationale Vielfalt
Die Tagung spiegelte die enorme Bandbreite der Humboldt-Gemeinschaft wider:
- 63 % der Teilnehmenden kamen aus den Natur- und Lebenswissenschaften
- 25 % aus den Geistes- und Sozialwissenschaften
- 12 % aus den Ingenieurwissenschaften
Besonders stark vertreten waren Gäste aus China (24), Brasilien und Indien (je 14), Nigeria (13), Iran (12) und den USA (10). Mit der Netzwerktagung hat sich Bayreuth als Standort für internationale Forscherinnen und Forscher präsentiert. Die Veranstaltung war zugleich ein starkes Signal im Rahmen der Internationalisierungsstrategie der Universität.
„Die Netzwerktagung zeigt eindrucksvoll, wie internationale Zusammenarbeit funktioniert“, sagt Nina Nestler, Vizepräsidentin Internationalisierung an der Universität Bayreuth. „Dass wir mit dieser Tagung so viele exzellente junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Bayreuth willkommen heißen dürfen, freut mich sehr. Die Alexander von Humboldt Netzwerktagung ist weit mehr als eine Konferenz: Sie ist für die Gäste wie auch für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Ausgangspunkt für internationalen Austausch, künftige Kooperationen und gemeinsame Forschung. Und sicher behalten die Gäste auch die wunderbare Campusatmosphäre und die hervorragenden Forschungsbedingungen in Bayreuth auf ihrem weiteren Weg in guter und bleibender Erinnerung. Damit ist diese Tagung zugleich ein wichtiger Schritt, um unsere Universität als global vernetzten Forschungsstandort weiter zu profilieren.“





