
"Innovationsführerschaft nur durch mutige und engagierte Menschen"
Barbara Frenkel ist als erste Frau in den Vorstand der Porsche AG gewählt worden. Bei der akademischen Jahresfeier der Universität Bayreuth spricht sie nun über die Potenziale von Bildung und Forschung, um bestehende Standards zu überdenken und Innovationen zu generieren.
Zum Universitätsgeburtstag kommt in diesem Jahr als Festrednerin Barbara Frenkel. Die gebürtige Hoferin hatte an der Universität Bayreuth Chemie studiert, bevor sie 1984 bei der Helsa Group in die Arbeitswelt einstieg. Seit 2001 ist sie bei der Porsche AG angestellt, zuerst als Leiterin Qualitätsmethoden und –systeme, mittlerweile als Mitglied des Vorstands Beschaffung.
Bei der akademischen Jahresfeier wird Barbara Frenkel einen Festvortrag zum Thema „Zukunft und Wandel der deutschen Automobilindustrie: Der Weg zur elektrischen Transformation“ halten. Mit UBTaktuell hat sie zuvor gesprochen.
Frau Frenkel, welche (guten) Erinnerungen haben Sie an die Universität Bayreuth?
In meiner Studienzeit war die Universität Bayreuth noch sehr jung und im Aufbau. Das hatte den großen Vorteil, dass die Wege kurz, die Anzahl der Studierenden klein, der Kontakt zu den Dozenten intensiv und die Laborausstattung state-of-the-art war. Worauf wir Studierende uns jedoch immer sehr gefreut hatten, war die Weihnachtsvorlesung der Anorganischen Chemie – das war Wissenschaftslehre und -kommunikation par excellence; heute würden wir Science Slam dazu sagen!
Welche Studienrichtung würden Sie jungen Menschen heute empfehlen?
Die Wahl eines Studiums ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, die jede und jeder Einzelne für sich selbst treffen sollte. Dabei spielen zukunftsweisende Trends, persönliche Interessen und die eigenen Fähigkeiten eine tragende Rolle. Es ist wichtig, sich zu fragen: In welchen Bereichen bin ich talentiert? Was bereitet mir Freude und wo möchte ich mein Wissen vertiefen? Meine eigene Erfahrung zeigt, dass der berufliche Werdegang nicht zwangsläufig geradlinig verlaufen muss: Ich habe Chemie und Kautschuktechnologie studiert und war anschließend bei verschiedenen Zulieferern tätig, bevor ich leitende Funktionen bei Porsche übernommen habe – unter anderem im Qualitätsmanagement und Vertrieb. Heute bin ich Vorständin für Beschaffung. Daher lautet mein Appell: Seid mutig, verwirklicht euch selbst und beschreitet Euren ganz persönlichen Weg.
Wo sehen Sie die Möglichkeiten der Wissenschaft, die elektrische Transformation in derAutomobilindustrie noch aktiver mitzugestalten?
Ich bin fest davon überzeugt, dass uns im Rahmen der elektrischen Transformation noch zahlreiche Technologiesprünge bevorstehen. Die Wissenschaft nimmt dabei eine wichtige Rolle ein, um diese Transformation erfolgreich voranzubringen. Beispielsweise durch Innovationen bei der Fortentwicklung leistungsstarker Batterien, der Optimierung der Ladeinfrastruktur, der Erforschung gewichtsreduzierender Materialien, der Verbesserung von Antriebstechnologien und der Förderung umweltfreundlicher Produktions- und Recyclingprozesse. Hier kann die Wissenschaft einen bedeutenden Beitrag zur Gestaltung der Mobilität der Zukunft leisten und damit auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv machen.
Was muss die Forschungslandschaft ändern, damit Deutschland die Innovationsführerschaft wiedererlangt?
Eine Innovationsführerschaft kann nur durch mutige und engagierte Menschen erreicht werden, die mit ihrem Pioniergeist die Zukunft gestalten. Und genau für diese kreativen Köpfe müssen wir in Deutschland die notwendigen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten schaffen - durch eine gute Ausbildung, zielgerichtete Fördergelder, Investitionen, Gründerstipendien sowie attraktive Stellen in Unternehmen und eine aktive Start-up-Kultur. Wissenschaft, Wirtschaft und Politik müssen hierfür eng zusammenarbeiten. Zusammen müssen wir uns auf die Bedürfnisse und Herausforderungen der Zukunft konzentrieren und dabei auf eine nachhaltige Entwicklung achten.

