Ist der deutsche Wald noch zu retten?
Am 21. März ist der Tag des Waldes. In einem Interview mit der UBTaktuell beantwortet Dr. Gregor Aas, Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth, Fragen rund um den deutschen Wald.
Deutschland zählt zu den waldreichsten Ländern in der Europäischen Union. Doch dem deutschen Wald geht es nicht gut. Borkenkäferbefall, Stürme und Unwetter, Dürre und Waldbrände haben ihre Spuren hinterlassen.
Die Schäden im deutschen Wald haben in letzter Zeit rapide zugenommen. Großflächig sterben vor allem Fichten auf Grund von langen Trockenperioden, aber auch Buchen und Eichen macht die oft anhaltende Dürre zu schaffen. Jetzt geht es darum, geschädigte Waldflächen so wiederaufzuforsten, dass sie dem Klimawandel standhalten. Artenreiche Mischwälder, die sich resilienter gegenüber klimatischen Veränderungen zeigen, sind die Wälder der Zukunft in Deutschland.
Zum Tag des Waldes beantwortet PD Dr. Gregor Aas, Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth, folgende Fragen:
Was bringt die Zukunft für den Wald?
Gregor Aas: Der Klimawandel und sich wandelnde Ansprüche der Gesellschaft an den Wald führen dazu, dass sich der Wald in den nächsten Jahrzehnten deutlich verändern wird. Die bisher dominierenden Baumarten Fichte und Kiefer werden deutlich seltener, Laubbaumarten häufiger.
Wie hoch ist der Holzvorrat und „ernten“ wir momentan zu viel Holz?
Nach den Daten der letzten Bundeswaldinventur ist Deutschland mit 3,4 Mrd Kubikmeter Holz das Land mit den höchsten Holzvorräten. Auf jedem Hektar Waldfläche stehen bei uns im Mittel etwa 320 Kubikmeter Holz, Tendenz steigend. In Deutschland werden derzeit jedes Jahr rund 70 Mio Kubikmeter Holz geerntet. Diese Nutzung liegt unter dem, was pro Jahr im Wald an Holz nachwächst.
Welche Baumarten sind am besten für Bayreuth/Oberfranken geeignet?
Oberfranken ist klimatisch und von den Böden her sehr unterschiedlich. Überall sind derzeit die Bedingungen für die Rot-Buche günstig. Wärmere Gebiete, wie das Regnitz- und Maintal bieten heute schon und in Zeiten des Klimawandels immer mehr günstige Standorte für die Eichen, aber auch bislang seltenere Laubbaumarten wie den Spitz- und den Feld-Ahorn, die Elsbeere oder die Edelkastanie. Im Fichtegebirge und im Frankenwald fühlen sich dagegen vor allem die Weiß-Tanne, der Berg-Ahorn oder die Vogelbeere wohl.
Wie kann der Wald zum Klimaschutz beitragen?
Dem Wald kommt für den Klimaschutz eine Schlüsselrolle zu. Zum einen entziehen Bäume durch ihr Wachstum der Atmosphäre viel CO2. Werden sie nicht geerntet und bleiben nach ihrem Absterben im Wald, so verbleibt auch für längere Zeit der gebundene Kohlenstoff als Totholz oder als Humus im Wald. Wird Holz andererseits geerntet, kann es als Baustoff für Häuser oder Möbel verwendet werden und so der gespeicherte Kohlenstoff längerfristig gebunden bleiben. Zudem kann Holz Baustoffe wie Stahl oder Beton, die nur unter hohem Verbrauch fossiler Energieträger hergestellt werden, substituieren, womit durch Minderung von CO2-Emmissionen ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann.
Ist der deutsche Wald noch zu retten?
Ja! Wald wird es bei uns auch in Zukunft bei zunehmender Trockenheit geben. Erforderlich ist aber ein gezielter Umbau hin zu Wäldern mit Baumarten, die besser als Fichte und Kiefer an den Klimawandel angepasst sind. Nur so kann der Wald noch in 100 Jahren seine vielfältigen Funktionen für die Gesellschaft wie die Lieferung von Holz und sauberem Trinkwasser, den Schutz der Artenvielfalt und des Klimas sowie die Möglichkeit zur Erholung für uns Menschen leisten.


