Ein echter Ironman bei den Juristen
Finn Große-Freese ist der jüngste deutsche Profiathlet bei der diesjährigen Ironman WM auf Hawaii - und nimmt sich dafür frei von seinen Vorlesungen, denn er studiert nebenher Jura an der Uni Bayreuth.
Finn Große Freese vor dem Rad-Training
privat
Er ist der bekannteste und prestigeträchtigste Triathlon über die Langdistanz: der Ironman auf Hawaii. 3,8 km Schwimmen, gefolgt von über 180 km auf dem Rad und einem anschließenden Marathon mit knapp 42 km Laufdistanz, und das bei über 30 Grad, starkem Wind und hoher Luftfeuchtigkeit. Der Ironman findet seit 1978 auf Hawaii, der Geburtsstätte dieses Triathlons, statt – dieses Jahr für die Männer am 26. Oktober. Mit dabei ist der 23-jährige Finn Große-Freese, Student an der Uni Bayreuth. Im Jahr 2021 kam er für den Studiengang Sportökonomie an die Uni Bayreuth, schwenkte jedoch im Sommersemester 2024 auf Jura um. Er ist der jüngste deutsche Profiathlet, der Ende des Monats in Kailua-Kona an den Start geht.
Nervosität vor seinem Hawaii-Debüt ist dem gebürtigen Rostocker im Gespräch mit UBTaktuell nicht anzumerken. „Wenn mein Fahrrad heil auf Hawaii angekommen ist, ist das schon die halbe Miete“, sagt er selbstbewusst. Für den Ironman in Kailua-Kona qualifizierte er sich bei der EM in Frankfurt – er kam als Neunter ins Ziel. Im Jahr zuvor wurde er Vierter beim Ironman in Italien, nachdem er erst im Juni 2023 in Hamburg zum ersten Mal als Profi startete. „Beim Ironman auf Hawaii ist auch noch was drin“, sagt Finn. Sein Ziel sind die Top Ten unter den 55 qualifizierten Profis bei insgesamt knapp 2.000 Startern, darunter weitere vier deutsche Profiathleten.
In der 4. Schwimmen, in der 8. Triathlon
Finn begann in der vierten Klasse mit dem Schwimmen, in der achten Klasse wechselte er zum Triathlon. Dann ab der zehnten Klasse der Wechsel aufs Sportgymnasium in Neubrandenburg, wo er sich an dieser „Eliteschule des Sports“ des Deutschen Olympischen Sportbundes intensiv mit dem Triathlon befasste. Die Frage, ob Finn wegen des frühen Starts im Schwimmen diese Disziplin im Triathlon bevorzugt, verneint er. „Mittlerweile macht mir das Schwimmen nicht mehr so viel Spaß, weil ich es schon so lange mache. Die beste Leistung bringe ich aktuell beim Radfahren, aber meine Stärke sehe ich im Laufen“, sagt der Deutsche Meister in der Mitteldistanz.
Finn Große Freese beim Lauftraining auf Hawaii
privat
Seit dem 10. Oktober ist Finn bereits auf Hawaii, damit er sich rechtzeitig bis zum Ironman akklimatisieren kann: Temperatur, Luftfeuchtigkeit und vor allem auch die Zeitverschiebung. Pro Stunde Zeitverschiebung sollte man einen Tag zur Eingewöhnung einplanen. Auch seine Ernährung muss er an die höheren Temperaturen und den damit verbundenen Elektrolytverlust anpassen. Das Training geht auch auf Hawaii weiter, für eine optimale Vorbereitung auf das Hawaii-Debüt. Aufregung oder Druck verspürt Finn deshalb nicht. Aber nicht nur vor dem Start ist mentale Stärke wichtig. „Beim Ironman ist man über sieben Stunden unterwegs, da muss man sich geistig beschäftigen“, so Finn. Er selbst geht im Kopf Songtexte durch – oder geht in Gedanken den abschließenden Marathon durch. Alles, was hilft, um durch die Wüste und Lavafelder bis ins Ziel zu kommen. Am Tag nach der WM soll es wieder zurück nach Deutschland gehen.
Und dann? Zurück zur Juristerei? Wie sieht der Alltag eines studierenden Profisportlers aus? „Ich versuche, im Wintersemester mein Studium durchzuziehen, im Sommersemester steht dann wieder der Sport im Vordergrund“, erklärt Finn. Denn dann geht die neue Saison los, für deren Wettkämpfe er zum Teil weit reisen muss. „Mein Studium bringt schon Struktur in meinen Alltag“, sagt Finn. Pro Woche trainiert er etwa dreißig Stunden, Vorlesungen besucht er mittags nach dem Training oder abends. Auch am Wochenende steht Sport auf dem Programm. Zeit für ein normales Studentenleben hat Finn nicht, aber er sagt von sich, als „eher ein Einzelgänger“ fokussiere er sich vollkommen auf seine sportliche Leidenschaft: „Mein Ziel ist es, irgendwann vom Sport leben zu können.“ Denn aktuell, ohne zahlungskräftige Sponsoren, muss die Familie noch viel aus eigener Tasche bezahlen. So auch die Reise nach Hawaii, die knapp 10.000 Euro kostet. Sein Studium will Finn dennoch abschließen, für einen Plan B. Mit einer Rückkehr nach Bayreuth ist also fest zu rechnen und vielleicht kann die Uni Bayreuth bald einen waschechten Ironman Weltmeister zurück auf dem Campus begrüßen.
Finn Große Freese beim Lauf-Training
Ruben Best

