Dem Geheimnis eines gesunden Lebensstils auf der Spur
Ende September sind anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) etwa 140 Expertinnen und Experten sowie Schülerinnen, Schüler, Studierende und Personen der Berufspraxis an der Universität Bayreuth zusammengekommen, um über den Zusammenhang zwischen Sport, Bewegung, Ernährung und einem gesunden Lebensstil zu diskutieren.
Sport, Bewegung und Ernährung gehören zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf Gesundheit in modernen Gesellschaften und spielen in Wissenschaft und Gesundheitspraxis eine bedeutsame Rolle. Zusammenhänge zwischen Sport, Bewegung und Ernährung einerseits und Wohlbefinden sowie der Prävention nicht-übertragbarer, chronisch-degenerativer Erkrankungen andererseits sind vielfach nachgewiesen. Doch wie unzertrennlich sind Sport, Bewegung und Ernährung in ihrer Bedeutung für einen gesunden Lebensstil? Entstehen Synergien bei einer kombinierten Förderung? Sind kompensatorische Effekte möglich, analog der im Alltagsdiskurs verbreiteten Überzeugung: ‚Wenn ich mich viel bewege, kann ich alles essen‘?
Mit diesen Fragen haben sich die Teilnehmenden bei der Jahrestagung der dvs Kommission Gesundheit befasst. Das Programm wurde von den Lehrstühlen von Prof. Dr. Susanne Tittlbach und Prof. Dr. Othmar Moser, vom BaySpo – Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft, sowie Prof. Dr. Janin Henkel-Oberländer von der Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit in Kulmbach vielfältig angelegt. In 13 wissenschaftlichen Arbeitskreisen, vier Praxisworkshops und zwei ausgelasteten Postersessions wurden von den Tagungsteilnehmenden aktuelle wissenschaftliche Befunde und Entwicklungen diskutiert.
Komplexes Gesundheitsverhalten in modernen Gesellschaften im Kontext unterstützender und hinderlicher Faktoren, die Wirkung kombinierter Sport-, Bewegungs- und Ernährungsinterventionen, digitaler Interventionen und Co-Kreation-Ansätze wurden ebenso in den Blick genommen wie die Frage, ob sich kompensatorische Effekte zwischen Sport, Bewegung und Ernährung nachweisen las-sen. Die angewandten Settings reichten vom Gesundheit-, und Breitensport über den Behinderten-, Reha- und Präventionssport bis hin zum Amateur- und Leistungssport. Alles wissenschaftlich betrachtet unter der Lupe von Bewegung und Ernährung.
Hochkarätige Keynote-Speaker und neue Formate
Als Keynote-Speaker konnten Prof. Dr. Javier Gonzales von der University Bath, UK, sowie Prof. Dr. Julika Loss vom Robert-Koch-Institut, Berlin, gewonnen werden. Prof. Gonzalez legte in seiner englischsprachigen Keynote den Fokus auf gezieltes Training und dessen Interaktion mit der Aufnahme und Metabolisierung von Kohlenhydraten. Prof. Julika Loss legte ihren Fokus auf Bewegung und Ernährung im Kontext gesellschaftlicher Megatrends wie Urbanisierung, Klimawandel, Konnektivität und Mobilität.
Weitere Highlights im Programm bildeten zwei neue Tagungsformate:
In dem sogenannten ,Battle of Experts’ debattierten Prof. Dr. Alexander Woll (KIT), Prof. Dr. Filip Mess (TUM), Prof. Dr. Javier Gonzalez (University of Bath) und Jun.-Prof. Dr. Tina Bartelmeß (UBT) mit streng vorgegebenen Zeit- und Argumentationsregeln, angelehnt an Debattier-Regeln, ob Sport oder Bewegung oder Ernährung oder eher alle drei Bereiche die wichtigsten Zugänge zur Gesundheitsförderung bzw. Krankheitsvermeidung darstellen.
Ronay Firat Kücük, Digitalagentur Bayreuth
Entspannt, aber intensiv und persönlich, ging es im Café Bös & Brehm zu. Moderiert von Susanne Tittlbach und Othmar Moser beantworteten die beiden Gründungsvätern der dvs Kommission Ge-sundheit, Prof. Dr. Klaus Bös (KIT) und Prof. Dr. Walter Brehm (UBT) in gemütlicher Runde Fragen zur Gründung der Kommission Mitte der 1990er Jahre, zum Vergleich der damaligen und heutigen Situ-ation der Gesundheits- und Bewegungspolitik und gaben ihren Erfahrungsschatz zur Positionierung von Sport- und Ernährungswissenschaften im Handlungsfeld Gesundheit wieder.
Ronay Firat Kücük, Digitalagentur Bayreuth
Für den wissenschaftlichen Nachwuchs gab es mit dem Young Investigator Award, dotiert mit insgesamt 600€ für die ersten Plätze, ein Highlight am 2. Kongresstag. Sieger wurden Dr. Silas Dech von der Universität Potsdam mit seiner Präsentation einer Studie zu Bouldern in der Sporttherapie gegen Skoliose.
Ergänzend zu all den wissenschaftlichen Bereichen bot die Tagung eine vielfältige Auswahl an angewandten Arbeitskreisen, u.a. von DVGS und AOK, die einen Fokus auf den Transfer der Befunde in die Berufspraxis von Bewegungs-, Ernährungs- und Gesundheitsbereich legten. Die Praxis-workshops beschäftigten sich mit Themen wie Sport- und Bewegungstherapie, Ernährungstherapie in der Rehabilitation, Aktivitätstracking mit Wearables sowie Prävention durch Bewegung und Sport und nahmen dabei auch die mentale Gesundheit, insbesondere die Studierendengesundheit, in den Fokus.