Digitalisierung, Kommunikation und gesundes Wachstum  

Was ist Ihre erste Amtshandlung?
Streng genommen die Entgegennahme des Generalschlüssels für alle Uni-Gebäude und die Anpassung der IT-Infrastruktur. Dann kann ich loslegen.

Mit was genau? Welche Pläne haben Sie für die UBT?
Die UBT steckt mitten in Wandel und Wachstum. Es stehen tolle große Projekte an – der Ausbau der siebten Fakultät in Kulmbach, das Bayerische Zentrum für Batterieforschung BayBatt, um nur zwei zu nennen. Das alles muss vorangetrieben werden, ohne den Campus in Bayreuth aus dem Auge zu verlieren.

Welche Prioritäten setzen Sie bei den begonnenen Vorhaben?
Die oberste Priorität setzt mir die Realität: die Organisation von Arbeiten, Forschen und Lehren an der Universität Bayreuth unter Pandemiebedingungen. Wir müssen den Betrieb an immer neue Vorschriften anpassen, wie gerade ganz aktuell das neue Bundesgesetz zum Infektionsschutz. Wir müssen ihn so organisieren, dass alle Menschen, die auf dem Campus lehren und lernen, studieren und arbeiten müssen, sicher sind und auch Online-Lehre und Home-Office stabil laufen.

Welche Bauvorhaben stehen an?
Für das Afrikaforschungsgebäude werden gerade die Unterlagen für die Ausschreibung eines Totalunternehmens finalisiert. Zudem hat die Hightech Agenda einiges beschleunigt, daher geht es aktuell vor allem darum, den Projektantrag für die neue Erschließungsmaßnahme sowie die Unterlagen für die weiteren Planungen des E&I-Institut so voranzubringen, dass die nächsten Schritte gemacht werden können. Da sind wir gut im Zeitplan.


Dr. Nicole Kaiser

Sie sind an der UBT die erste Frau auf dem Job – spüren Sie das?
Nun, wie Ihre Frage zeigt, ist es wohl immer noch etwas Besonderes. Auch wenn ich finde, dass mehr Frauen in der Hochschulleitung im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein sollten. Ich freue mich aber dennoch über die vielen positiven Zuschriften auch dazu, die mich bereits erreicht haben. Die UBT strebt an, den Anteil von Frauen bei Neuberufungen zu erhöhen, insgesamt den Anteil weiblicher Professuren zu steigern. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Bereichen MINT, Jura und Philosophie, in denen Frauen vor allem auf der Ebene der Professuren noch unterrepräsentiert sind. So steht es in der Zielvereinbarung der UBT von 2019 – ich arbeite gerne daran mit, diese Ziele zu erreichen.

Ein großes Ziel der UBT ist es auch, klimaneutral zu werden. Wo rangiert das in Ihrer Agenda?
Sparsamer Ressourceneinsatz ist allein aufgrund der Jobbeschreibung einer Universitätskanzlerin - die einen sparsamen Umgang mit dem Geld des Steuerzahlers beinhaltet - automatisch ein wichtiges Anliegen. Seien Sie versichert, dass auch das Querschnittsthema Nachhaltigkeit bei mir mitgedacht wird.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen?
Ich führe eher situativ. Aber wenn Sie mich damit nach meinen Eigenschaften fragen, so würde ich mich als teamorientierten und kommunikativen Menschen bezeichnen, der die flachen Hierarchien an der UBT schätzt und junge Menschen fördern möchte. Ganz besonders wichtig finde ich Netzwerke. Ich sehe es als meine Aufgabe an, Menschen aus unterschiedlichen Bereichen aktiv zusammen zu bringen. Ich glaube, so entsteht Gutes.

Was sagen Ihre Freunde über Sie?
Das müssten Sie die fragen… aber ich würde mich wundern, wenn sie mich nicht verlässlich und ehrlich, manchmal zu ehrlich vielleicht, nennen würden. Und wenn sie nicht meinen starken Willen und großen Einsatz für mir wichtige Dinge erwähnen würden.

Wo haben Sie gelernt, Verantwortung zu übernehmen?
Ich bin auf dem Bauernhof groß geworden. Da wird man schon früh in die Verantwortung genommen und bekommt betriebswirtschaftliches Wissen, denn so ein landwirtschaftlicher Betrieb ist auch ein Wirtschaftsbetrieb.

Sie kennen auch den Universitätsbetrieb – nahezu aus jeder Perspektive. Wie wird das einfließen?
Sagen wir es so: Dass ich schon einmal Studentin, Studierendenvertreterin, Studiengangskoordinatorin, in einer Servicestelle tätig, persönliche Referentin und Haushaltschefin war, bringt mir einen ganzheitlichen Blick auf den Universitätsbetrieb, der denke ich für die neue Aufgabe sehr hilfreich ist.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Chefin von etwa 1.000 Mitarbeiter*innen?
Ich möchte da gerne einen Kollegen zitieren, der sich als Uni-Kanzler einmal den „obersten Hausmeister“ nannte. Im Ernst: Es sind sehr viele Themen, die mich beschäftigen werden, sehr präsent sind sicherlich die Themen Bau, Finanzen und Personal. Das geht nur gut, wenn man ein gutes Team und Unterstützung hat. Wir haben gute Leute im Haus, die möchte ich halten und fördern, ich will unseren Mitarbeiter*innen Freiraum bei der Erfüllung ihrer Aufgaben geben. Denn ich finde, wir leben davon, dass die Leute ihren Job gerne machen.

Was wird anders unter Ihrer Ägide?
Wir haben im vergangenen Jahr gemerkt, was alles geht. Virtuelle Führung, digitale Kommunikation und transparente Workflows sind auch bei uns immer wichtiger geworden. Natürlich freue ich mich, wenn alle wieder hier sind und wir das Schöne an unserem Campus – die persönliche, familiäre Atmosphäre – wieder genießen können. Aber ich freue mich auch, wenn wir das, was jetzt online sehr gut lief, beibehalten. Das zahlt auch auf die zwei großen Themen ein, die mir besonders wichtig sind: der engere Austausch zwischen Wissenschaft und Verwaltung sowie eine intensivere interne Kommunikation. Beides wird mit digitalen Tools einfacher und kann neue Formate finden.

Kurzvita

Geboren am 19.02.1988 in Kulmbach, wo sie 2007 am Caspar-Vischer-Gymnasium Abitur machte. Es schloss sich ein Studium (2007 bis 2013) der Sozialökonomik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg an, während dessen sie sich bereits in der akademischen Selbstverwaltung engagierte. 2018 promovierte Nicole Kaiser an der FAU über „Individuelle und strukturelle Einflussfaktoren der Mobilität bei Bildungs- und Berufsübergängen“. Parallel dazu war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Dort eignete sie sich Fähigkeiten und Kenntnisse in Verwaltungsabläufen einer Universität, z.B. bei Gesamtsystemakkreditierung, Berufung und Studiengangskoordination an. Im Dezember 2017 wechselte sie an die Universität Bayreuth, wo sie persönliche Referentin des Kanzlers wurde. Im Januar 2020 wurde sie Leiterin der Abteilung für Haushaltsangelegenheiten an der UBT und hatte fortan die fachliche, organisatorische und personelle Führung der Bereiche Finanzen und Beschaffung inne. In dieser Aufgabe war sie bereits mit Teilprojekten bei der Umsetzung der Hightech Agenda betraut. Auch die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen beschäftigte sie bereits in dieser Funktion.

Dr Nicole Kaiser

Dr. Nicole KaiserKanzlerin der Universität Bayreuth

Universitätsstraße 30 / ZUV
95447 Bayreuth
Telefon: +49 (0) 921 / 55-5211
E-Mail: kanzlerin@uni-bayreuth.de

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