Alumna der Universität Bayreuth gewinnt Kunstwettbewerb

Die Künstlerin Jasmin Schmidt wurde 1981 in Regensburg geboren. Von 2002 bis 2005 studierte sie "Kultur und Gesellschaft Afrikas" (B.A.) an der Universität Bayreuth, bevor sie für das Studium Freie Malerei an die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg (Klasse Prof. Thomas Hartmann, Meisterschülerin) wechselte. 

Nach Auslandsaufenthalten, Lehrtätigkeiten und diversen Preisen gewann sie im Frühjahr 2021 den Wettbewerb "Kunst am Bau", ausgelobt vom Staatlichen Bauamt Bayreuth, für das Gebäude Polymer Nanostructures (PNS) auf dem Campus der Universtität Bayreuth. Das Staatliche Bauamt verfolgt mit dem Kunstwettbewerb zwei Ziele: Junge Künstler*innen zu  fördern und Kunst einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Im Fokus steht dabei immer zeitgenössische Kunst, die inspirieren und zum Diskurs einladen soll.

Seit dieser Woche ist der Gewinnerentwurf von Jasmin Schmidt im Foyer des PNS-Gebäudes dauerhaft zu sehen. 

Der UBTaktuell-Redaktion stand die junge Künstlerin für ein Interview zur Verfügung.

Wie war Ihr persönlicher Weg zur Kunst?
Jasmin Schmidt: Über Umwege: Ich habe mich schon immer für Kunst interessiert, aber erst mit 27 Jahren Malerei studiert. Davor habe ich mich mit zeitgenössischer bildender Kunst des afrikanischen Kontinents auseinandergesetzt und glücklicherweise wurde ich während eines Studienaufenthalts bei einer Künstlerin in Südafrika motiviert, von der Rolle der Betrachterin zur Produzentin zu wechseln und ein Studium an einer Kunstakademie aufzunehmen.

Wie würden sie Ihre künstlerische Praxis beschreiben?
Ich betrachte mich als Malerin, meine Arbeit baut auf den Diskursen der Bildentstehung durch Farbe auf Bildträger der letzten Jahrhunderte auf. Dabei begreife ich Bilder als „neue Orte“. Diese Bild-Orte entstehen im Bild und können nur darin sichtbar sein. Ich beschreibe sie nicht, ich zeige sie nicht, sondern ich helfe ihnen, zu entstehen.

Was inspiriert Sie für Ihre Arbeit im Allgemeinen?
Zum einen arbeite ich gerne mit Fundstücken, die meiner Malerei einen Impuls geben, im fertigen Gemälde aber oftmals nicht mehr zu erkennen sind. Das können kleinere Gegenstände, Farben, aber auch Begriffe oder Klänge sein. Zum anderen gehe ich von dem Bildträger – dem Malgrund – aus, der unterschiedliche stoffliche Qualitäten besitzt und damit spezifische Eigenschaften ausbildet, auf die ich reagieren kann. Die Verbindung dieser beiden Aspekte und ein gleichermaßen forschendes wie abwartendes Beobachten führt zu einem andauernden Inspirationsvorgang, bis eine Arbeit fertiggestellt ist.

Nun ist Ihre Arbeit "perspective in surface" auf dem Campus der UBT sichtbar – im Gebäude für Polymer Nanostructures (PNS). Was ist die Geschichte dahinter?
Die Arbeit ,perspective in surface' habe ich eigens für das Gebäude und seinen Forschungsschwerpunkt entwickelt. Ich habe mich mit Kunststoff als Bildträger auseinandergesetzt und für mich Neuland betreten. Die Herausforderung bestand darin, mit diesem Material einen Weg zu einem Bild zu finden, der meiner künstlerischen Praxis entspricht. 

Formal orientiert sich die Gestaltung dabei an klaren Formen und Geometrien, die in vielem meiner Bilder eine Rolle spielen. Der Umgang mit dem Material als Bildträger hatte zur Folge, dass ich das Abperlen der Farbe auf Kunststoff thematisieren konnte und damit meinem grundlegenden Interesse, Bildträger, Bildgegenstand und Malerei in Entsprechung zu bringen, nachgehen konnte.

Warum entschied sich die Jury für Ihren Entwurf?
Die Jury würdigte die an Makro-Strukturen von Kunststoffen orientierten Verschlaufungen der geschwungenen Form als inhaltlichen Bezug zum Forschungsschwerpunkt und hob insbesondere die harmonische Gesamtwirkung dieser Arbeit hervor, die auf das räumliche Gefüge der Foyersituation sowie das Farbkonzept der Architektur reagiert.

Was macht das Kunstwerk mit dem Foyer des PNS-Gebäudes?
Mir war bei der Konzeption wichtig, dass die Arbeit ,perspective in surface' mit der Gebäudedynamik arbeitet. Der offene Charakter des sich über drei Etagen ersteckenden Foyers sollte nicht verstellt werden, sondern vielmehr eine Erweiterung erfahren. Dabei lässt sich die Wandgestaltung von keinem Standpunkt im Gebäude aus in vollen Umfang betrachten. ,Perspective in surface' betont durch Brechungen, Lücken, Spiegelungen, Wiederholungen und Transparenzen fortlaufend die vorhandene Architektur und die eigene Form. Mit jeder Bewegung der Betrachter*innen durch das Gebäude lädt die Wandgestaltung zum ständigen Perspektivenwechseln ein.

Wie erschließt sich ein*e Betrachter*in Ihr Kunstwerk auf dem Campus – und was ist die damit verbundene Idee Ihrer Arbeit?
Meine Wandgestaltung stellt Verbindungen zwischen Chemie und Kunst her. Grundlegend ist die Erkenntnis, dass sowohl die künstlerische als auch die chemische Forschung durch das Finden, Beobachten und anschließende Verändern von Strukturen geprägt sind. Durch die von der jeweiligen Forschung angestrebte Reorganisation von Strukturen erfolgt immer auch gleichzeitig eine Modellierung von Oberfläche. So können Oberflächen in Kunst und in Chemie als komplexe erforschbare Wirklichkeiten verstanden werden, welche die darunter liegenden Bedeutungen zum Ausdruck bringen. ,Perspective in surface' verdeutlicht, dass es Chemie und Kunst gemein ist, Perspektiven anhand von Oberflächen zu schaffen. Dabei ist Perspektive hier sowohl als der optische Standpunkt einer Betrachtung, als auch als zukunftweisendes, inhaltliches Moment zu verstehen.

Foto: Annette Kradisch

Stellt eine Universität eine besondere Umgebung für Kunst – und damit auch für Ihr Kunstwerk – dar? Nimmt die UBT, an der Sie ja auch studiert haben, hier einen besonderen Platz ein?
Eine Universität ist in der Tat ein besonderer Ort für Kunst, weil dort Verhandlung von Wissen und Forschung Konsens und Aufgabe sind. Dieser Raum für freie und konzentrierte Betrachtung ist wertvoll und ist vergleichbar mit der Situation im Atelier. ,Perspective in surface' an der Universität Bayreuth zu zeigen, schließt für mich persönlich einen Kreis.

Angeregt zum Denken und eigene Perspektiven entwickeln, wurde ich an der Universität Bayreuth. Visuell weiterentwickeln konnte ich das im Rahmen des Kunststudiums in Nürnberg und jetzt findet sich eine Fortführung dieses Wegs in Form eines Bildes wieder an der Uni Bayreuth. Ich freue mich über diese Möglichkeit daher ganz besonders.

Auszeichnungen / Stipendien

2021: Kulturpreis der Stadt Nürnberg

2020/21: Forschungsstipendium des Hochschul- und Wissenschaftsprogramms für Frauen in Forschung und Lehre

2020: Kunstpreis der Stadt Rastatt und des Kunstvereins Rastatt e.V.

2019: SI Kunstpreis (Soroptimist International, Metropolregion Nürnberg)

2017: USA Stipendium für Bildende Kunst (Bayerisches Staatsministerium)

2014/15: Forschungsstipendium des Hochschul- und Wissenschaftsprogramms für Frauen in Forschung und Lehre

2014: Bayerischer Kunstförderpreis für Bildende Kunst (Bayerisches Staatsministerium)

2013: Kulturpreis Bayern (Bayernwerk AG und Bayerisches Staatsministerium)

2009 – 2013: Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes

Tanja Heinlein

Tanja HeinleinLeitung Marketing Communications

Universität Bayreuth
Abteilung Presse, Marketing und Kommunikation
Zentrale Universitätsverwaltung – ZUV
Zimmer Nr. 3.07
Universitätsstraße 30
95447 Bayreuth
Tel.: +49 921 / 55-5317
E-Mail: tanja.heinlein@uni-bayreuth.de

Webmaster: Team UBTaktuell