Oleksandra Merkushyna (Silber), Daryna Chalyk (Gold) und Luise Müller (Bronze).

Nach den olympischen und den paralympischen Spielen sind die FISU World University Games, ehemals Universiade, die drittgrößte internationale Multisportveranstaltung der Welt. Alle zwei Jahre wird sie über elf Tage in wechselnden Städten ausgetragen. Bei den diesjährigen Winterspielen im Januar in Turin nahmen über 1.500 Studierende aus 54 nationalen Hochschulsportverbänden teil – unter ihnen Luise Müller von der Universität Bayreuth: Sie ging im Biathlon an den Start. Ursprünglich stammt sie aus Rosenthal-Bielatal in Sachsen und studiert nun im dritten Semester Umwelt- und Ressourcentechnologie in Bayreuth. In ihrer Heimat im Erzgebirge fing sie mit 13 mit Biathlon an.

Die heute 24-Jährige galt als eine der großen Nachwuchshoffnungen im sächsischen Biathlonsport, gewann 2022 mit der Staffel die Silbermedaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft in den USA und wurde mit der Junioren-Staffel Vize-Europameisterin. Ein Jahr später verkündete sie überraschend das Ende ihrer Leistungssportkarriere. „Je weiter man im Leistungssport kommt, desto weniger wird nach meinem Empfinden auf die Persönlichkeit und die individuellen Ansprüche der Athletinnen und Athleten geschaut. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, andere Wege einzuschlagen“, sagt Müller.

Im Wintersemester 2023/24 begann sie ihr Bachelorstudium in Bayreuth, inzwischen ist das Skifahren zum reinen Hobby geworden. „Mein Kumpel Frederik Madersbacher Eide, den ich noch aus meiner aktiven Zeit im Leistungssport kenne und der mittlerweile an der FU Berlin studiert, kam letzten Herbst auf die Idee, zusammen an den FISU World University Games teilzunehmen“, schildert Müller. Gesagt, getan. Sie bewarben sich für einen Platz im Team StuDi, dem deutschen Studierendenteam, und bildeten vom 13. bis 23. Januar zusammen mit Janik Löw von der Uni Leipzig das deutsche Biathlon-Team.

„In der Vorbereitung habe ich zunächst mit Joggen, Rennradfahren, Klettern und Skitouren meine Grundfitness trainiert. Im Winter ging das Training vermehrt Richtung Biathlon“, sagt Müller. Fürs Schießtraining fuhr sie zurück in die Heimat zum Altenberg, über Weihnachten trainierte sie im Antholzertal in Südtirol.

Im Januar schließlich die lang ersehnte Ankunft in Turin – einen Tag vor der offiziellen Eröffnungsfeier. „Die Eröffnung in der Turiner Inalpi Arena war sehr beeindruckend mit den vielen internationalen Teilnehmenden, Showeinlagen, Reden und einem Auftritt des Pianisten Giovanni Allevi“, erinnert sich Müller. Bereits am nächsten Tag ging es mit Shuttlebussen vom Biathlon-Hotel in Pragelato, wo die Studierenden zusammen mit Trainerinnen und Trainern sowie Fachkräften für Physiotherapie und Sporttechnik vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) untergebracht waren, zum ersten Wettkampf. „Wir hatten über die elf Veranstaltungstage abwechselnd Wettkampftag und Ruhetag. An den Ruhetagen haben wir oft bei den anderen Sportarten zugesehen, vor allem beim Langlauf“, berichtet Müller.

Trotz dieser enormen Belastung erzielte Luise Müller in ihren ersten vier Rennen jeweils Top-Ten-Platzierungen, wobei sie in der Single Mixed Staffel zusammen mit Frederik Madersbacher Eide nur knapp die Bronzemedaille verpasste. „Das bevorstehende letzte Rennen war noch einmal ein richtiger Ansporn, alles zu geben“, erzählt die Athletin. In diesem Massenstart über 12,5 Kilometer konnte sich Müller früh in einer Spitzengruppe festsetzen und übernahm zwischenzeitlich sogar die Führung. Das dritte Schießen mit ihren einzigen beiden Fehlschüssen des Tages warf sie jedoch wieder zurück. Nach null Fehlern im letzten Schießen kam es auf der Schlussrunde zum packenden Finale um Silber und Bronze mit einer ukrainischen sowie einer französischen Studentin. Mit einem beherzten Zielsprint sicherte sich Müller den umjubelten dritten Platz und belohnte sich selbst und das deutsche Biathlon-Team doch noch mit einer Medaille.

Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Leible beglückwünscht die Medaillengewinnerin: „Respekt für diese großartige Leistung! Wir gratulieren Luise Müller von Herzen und freuen uns, dass mit ihr quasi auch die Uni Bayreuth aufs Treppchen kam.“

„Bei den ersten Wettkämpfen der World University Games hatte ich mit dem Schießen meine Schwierigkeiten, konnte das allerdings mit dem Laufen ganz gut ausgleichen. Das lag auch an den super Ski, da haben die Techniker des adh einen Top-Job gemacht“, resümiert sie.

Rückblickend ist sie dennoch froh, den Leistungssport beendet zu haben: „Ich kann die Wettkämpfe jetzt mit einer gewissen Distanz betrachten und bin mit mehr Leichtigkeit ins Rennen gegangen. Aber zugegeben hat es mich in der schönen Landschaft um Pragelato eher in die Berge als auf die Skipiste gezogen.“

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Theresa HübnerStellv. Pressesprecherin

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