Start von Experimenten in der aquatischen Mesokosmenanlage an der UBT
Auf dem UBT-Gelände bewässern Forschende aquatische Mesokosmen mit fluoreszierenden Mikroplastikpartikeln. Das Experiment, unter Leitung von Dr. Benjamin Gilfedder, misst den Transport und Verbleib der Partikel in Gewässern. Zukünftig sollen verschiedene Kunststoffsorten analysiert werden, um Methoden zur Verhinderung der ungewollten Verbreitung und Belastung der Umwelt mit Mikroplastik zu entwickeln. Prof. Dr. Christian Laforsch betont die Bedeutung der Mesokosmen für die Verbundforschung.
Es ist ein klarer, kalter Wintertag Mitte Dezember, an dem sieben Forschende mit großen Blech-Gießkannen volle Wasserbassins, aquatische Mesokosmen, die 2023 auf dem Gelände der UBT fertig gestellten wurden, wässern. Das im Gegenlicht grünlich schimmernde Gieß-Wasser beinhaltet aber keine Chemikalien, sondern fluoreszierende Mikroplastikpartikel.
„Beim Langzeit-Experiment“, erklärt Dr. Gilfedder, Leiter der Limnologischen Forschungsstation, während er und seine Technische Assistentin Silke Hammer die Kannen schwenken, „messen wir den Transport und Verbleib der Partikel und vergleichen die Ergebnisse mit den Modellrechnungen.“ Also wie lange bleibt Mikroplastik in den Wassersäulen von Seen? Für die vorherigen Experimente im Brombachsee wichen die Messungen stark von den Modellrechnungen ab, so dass nun in einem künstlichen Gewässer zuerst ohne Einwirkung von Lebewesen das Experiment neu aufgesetzt wird.
Der fakultätsübergreifende Ansatz des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs (SFB) 1357 Mikroplastik wird sehr deutlich, da hier neben Dr. Benjamin Gilfedder auch Professor Dr. Christoph Thomas für Mikrometeorologie und Professor Dr. Vadym Aizinger für numerische Methoden partieller Differentialgleichungen teilnehmen. Zusammen mit Dr. Hassan Elagami von der Limnologischen Forschungsstation sowie den Doktoranden Marco La Capra und Bashir Ayinde untersuchen sie gemeinsam das Verhalten von Mikroplastik in Fließgewässern und im System Landoberfläche-Atmosphäre. Das Forschungsteam deckt somit die volle wissenschaftliche Expertise für Transortprozesse an der Luft-Wasser-Grenze in Feldstudien und Modellierungen ab. Für das Experiment wird ein hellgrün fluoreszierender, kugelförmiger Kunststoff verwendet, der mit Partikelgrößen von 1 – 5 Mikrometer als Pulver in das Gießwasser eingerührt wird. Wie sich dieses nun verteilt absinkt und weiter verhält, kontrollieren die Forschenden mit ihren speziellen Fluoreszenzsonden.
Nach dem Winter soll das Experiment fortgesetzt werden, damit dann auch die Wechselwirkungen mit Planktonorganismen in Zusammenarbeit mit Dr. Matthias Schott aus der Arbeitsgruppe Tierökologie I untersucht werden kann. Und auch Weiteres ist in Planung: so sollen künftig eine große Bandbreite an Kunststoffsorten mit verschiedenen Oberflächen und Größen untersucht werden, u.a. werden genau charakterisierte PET-Fasern im SFB 1357 Mikroplastik für weitere Versuche hergestellt. „All das soll helfen Methoden zu entwickeln, wie wir eine weitere, ungewollte Verbreitung und Belastung der Umwelt mit Mikroplastik verhindern können“, erklärt Prof. Dr. Christian Laforsch, Sprecher des Sonderforschungsbereichs Mikroplastik. Zudem betont er die Bedeutung der neu errichteten Mesokosmen für die Verbundforschung, die die interdisziplinäre Zusammenarbeit erst ermöglicht.