Bayreuther Wissenschaftlerin forscht in Paris

Dr. Sophie Hermann von der Uni Bayreuth forscht ab August 2024 für zwei Jahre in Paris.

Forschungsdrang ist ein Stichwort, das Dr. Sophie Hermann zu definieren scheint. Der Wunsch zu forschen brachte sie im Wintersemester 14/15 aus der Oberpfalz, wo sie 1996 geboren wurde, an die Universität Bayreuth. „Es war eine eher zufällige Entscheidung, über die ich rückblickend sehr glücklich bin“, sagt Hermann im Interview mit UBTaktuell. Sie studierte Physik im Bachelor und im Master, schloss beides jeweils mit Bestnoten ab. Von 2019 bis 2022 promovierte sie bei Prof. Dr. Matthias Schmidt am Lehrstuhl für Theoretische Physik II. In ihrer Zeit als Doktorandin hielt sie zahlreiche Vorträge auf nationaler und internationaler Ebene. Zudem verlieh ihr die Fachschaft Mathematik, Physik und Informatik 2020 den Preis der Goldenen Kreide für ihre Arbeit als Übungsleiterin zur Vorlesung Quantenmechanik.

Im November 2022 verteidigte sie ihre Doktorarbeit mit dem Thema „Kräfte und Symmetrien in der statistischen Mechanik aktiver und thermischer Vielkörpersysteme“. Mit der Arbeit deckte sie eine breite Spanne aktueller Themen der statistischen Mechanik ab und erhielt für diese Leistung 2023 den Preis der Stadt Bayreuth sowie den Emil-Warburg-Forschungspreis.

Das Jahr 2022 war nicht nur durch die Erlangung des Doktortitels ein ereignisreiches Jahr für Hermann. Kurz zuvor besuchte sie die Konferenz New frontiers in liquid matter in Paris, bei der sie Dr. Sophie Marbach, ihre baldige Betreuerin im Marie-Sklodowska-Curie-Programm, kennenlernte. „Professor Schmidt hatte den Kontakt mit der jungen Wissenschaftlerin hergestellt, weil Sophie Marbach für mich als Vorbild fungieren könne“, erinnert sich Hermann. Nach fachlichem Austausch auf weiteren Konferenzen entstand die Idee, Dr. Marbach ans Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Paris zu folgen.

Im September 2023 reichte Hermann dafür den Antrag auf ein Postdoctoral Fellowship im Rahmen der Marie-Sklodowska-Curie Maßnahmen ein. Ein knappes halbes Jahr musste sie warten, bevor im Februar 2024 eine positive Beurteilung kam. Nun ist der Vertrag in trockenen Tüchern, im August 2024 geht es für zwei Jahre nach Paris, wofür Sophie Hermann aktuell einen Französisch-Kurs an der Uni Bayreuth belegt.

„Mit dem Aufenthalt in Frankreich möchte ich größere wissenschaftliche Unabhängigkeit erlangen“, sagt Hermann. „Ich habe meine Bachelor-, Master- und Doktorarbeit am Lehrstuhl von Professor Schmidt in Bayreuth gemacht. Jetzt möchte ich am CNRS in Paris meinen Horizont erweitern.“

Hermann wird in Paris ihre eigene Forschung vorantreiben, in der sie sich mit Kraft-Kraft-Korrelationen, sogenannten Hyperkräften, beschäftigt. Diese beschreiben den Zusammenhang zwischen Kräften auf verschiedene Teilchen in Abhängigkeit der Position und der Zeit. Die Arbeit gehört zur Grundlagenforschung der theoretischen Physik, mit der sich die physikalische Beschreibung von Flüssigkeiten verbessern könnte. Das hilft dabei, beobachtete Phänomene in geladenen Systemen wie in Batterien oder auch im Nervensystem zu erklären. Diese Forschung verknüpft sie mit Marbachs Ansätzen. „Ich schätze ihre Forschung sehr. In ihrer Arbeit entwickelt sie analytische Theorien zu experimentellen Ergebnissen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und darauf, meine theoretischen Modelle miteinzubringen“, sagt Hermann.

Ihr Doktorvater Professor Schmidt ist sich sicher, dass sie sich in Paris ihren Wunsch nach wissenschaftlicher Unabhängigkeit erfüllen wird: „Frau Dr. Hermann hat großartige und sehr fundamentale Arbeit in der Theoretischen Physik während ihrer Zeit in Bayreuth geleistet. Ich bin überzeugt, dass ihre vielen Fähigkeiten es ihr ermöglichen werden, in Paris neue wissenschaftliche Erfahrungen zu machen, dort fachlich wesentlich beizutragen und persönlich von dem Austausch zu profitieren“, sagt er.

Über die Marie-Sklodowska-Curie-Maßnahmen der EU

Die Marie-Sklodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA) unterstützen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der EU, die länder- und sektorübergreifend forschen. Sie sind Teil des europäischen Programms „Horizont 2020“ und haben das Ziel, einen starken Pool europäischer Forschender zu schaffen. Die MSCA haben verschieden Förderlinien wie Doktorandennetzwerke, Staff Exchange oder individuelle Postdoc-Förderungen. Das Postdoctoral Fellowship hat in der Wissenschaftscommunity ein großes Renommee. Das Auswahlverfahren ist sehr kompetitiv: Von allen Anträgen wurden 2023 europaweit lediglich 15,8 % gefördert.

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