Bayreuther Lehrende und Studierende erarbeiten Museumsprojekt

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Konferenzraum des Stadtmuseums Fürth am 25 Mai, als zur Vernissage der Ausstellung „Dieweil das Land verheeret – Kriegserleben in Franken und Syrien vor 400 Jahren und heute“ geladen war. Schon zuvor konnten die Ausstellungsmacher, Dr. Marcus Mühlnikel vom Institut für fränkische Landesgeschichte in Thurnau und Prof. Dr. Stefan Benz, Leiter der Lehreinheit Geschichtsdidaktik an der Universität Bayreuth, und der Gastgeber Dr. Martin Schramm, Leiter von Museen und Archiv der Stadt Fürth und zugleich Absolvent der Universität Bayreuth, die Presse begrüßen. Die Fürther Nachrichteten berichteten ebenso wie der Bayerische Rundfunk.

Gelockt haben dürfte zunächst die ungewöhnliche Konzeption der Ausstellung, die auf Belehrung verzichtet und stattdessen auf die Vergegenwärtigung menschlicher Grunderfahrungen setzt, hier die von Krieg und Gewalt. Gegenwärtig und nah sind die militärischen Konflikte der heutigen Zeit. Kameras senden aktuelle Bilder rund um die Welt. Fremd und fern ist hingegen der Dreißigjährige Krieg, der vor 400 Jahren auch Franken heimsuchte. Bildlos bleibt der damalige Gewaltausbruch für uns heute. Nur Dokumente, oftmals erschütternde und anschauliche Zeugnisse menschlichen Erlebens, erzählen aus dem Dreißigjährigen Krieg. Die Ausstellung kontrastiert diese teils neu in den Archiven aufgefundenen Berichte und Sachzeugnisse mit den aktuellen Fotografien aus dem andauernden syrischen Bürgerkrieg. Oft stammen diese von direkt Betroffenen: alter Schrecken und modernes Grauen, ausgedrückt meist in Handyfotos syrischer Geflüchteter, die die Ausstellung mitgestalteten.

Grundlage der graphischen Konzeption der Ausstellung bildet das Ambiente der Flüchtlingslager um 2015, wovon sich die gestaltenden Grafiker der Designgruppe Koop inspirieren ließ. Die gelungene Korrespondenz zwischen der Gestaltung und dem Inhalt überzeugte auch das „International Insitute of Information Design“ (IIID) in Wien, das die Ausstellung beim alle drei Jahre stattfindenden Design-Wettbewerb mit einem Preis auszeichnete.

In ähnlicher Form war die Ausstellung schon 2019/20 im Stadtmuseum Bayreuth zu sehen. Nun wurde sie auf die Region Fürth zugeschnitten. Der damalige Markt Fürth erlebte 1634 seine fast komplette Vernichtung – Ausmaße, die an die Zerstörung Aleppos erinnern, von der Ausstellungsfotos zeugen. Schon zwei Jahre zuvor sah der Ort „Wallensteins Lager“, der das Ende des schwedischen Siegeszugs durch Deutschland markiert und die zweite, längere und grausamere Kriegshälfte einleitete. Ebenso wenig ist 2023 ein Ende des Kriegs in Syrien in Sicht. Aber auch die neuesten Ereignisse in Osteuropa unterstreichen die traurige Aktualität von Schrecken und Tod durch Krieg.

Begleitet wird die Ausstellung, die im Stadtmuseum Fürth noch bis zum 10.09.2023, dem Tag des offenen Denkmals, zu sehen ist, von einer Reihe Veranstaltungen, die sich auch auf den Ukrainekrieg beziehen werden. Daneben gibt es eine Printpublikation (auch im Unishop erhältlich) und für Lehrkräfte eine Handreichung zum Dreißigjährigen Krieg im Geschichtsunterricht, die heruntergeladen werden kann. Beide Publikationen entstanden in Übungen und Seminaren der Bayreuther Geschichtsdidaktik und des Instituts für fränkische Landesgeschichte.

Dr. Marcus MühlnikelAkademischer Oberrat am Institut für Fränkische Landesgeschichte

Marktplatz 1
95349 Thurnau
Tel.: +49 (0) 9228 / 99605-15
E-Mail: marcus.muehlnikel@uni-bayreuth.de & marcus.muehlnikel@uni-bamberg.de

Dr. Stefan BenzLeiter der Lehreinheit Geschichtsdidaktik

Didaktik der Geschichte
Kulturwissenschaftliche Fakultät
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Universitätsstraße 30 / GW2
95447 Bayreuth
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