Den Bereich Internationalisierung, Chancengleichheit und Diversity verantwortet in der Hochschulleitung der Universität Bayreuth jetzt die Strafrechtlerin Prof. Dr. Nina Nestler als Vizepräsidentin. Im Interview mit UBTaktuell erläutert sie ihre Beweggründe und Ziele. 

Warum haben Sie sich als Vizepräsidentin für Internationalisierung, Chancengleichheit und Diversity beworben? 
Zum einen wegen des Blickwinkels. Als Mitglied der Hochschulleitung lernt man die Universität aus einer neuen Perspektive kennen, erhält Einblick in andere Fachbereiche, sieht übergeordnete Zusammenhänge und braucht strategische Weitsicht für das Gesamtgefüge. Dieser Sichtwechsel erweitert den eigenen Erkenntnishorizont, hilft fachspezifische Denkmuster aufzubrechen und stellt einen vor neue Herausforderungen. Das finde ich äußerst reizvoll und sogar erstrebenswert. Zum anderen, weil das Amt mir die Chance gibt, mich für die Universität auf einer neuen Ebene einzusetzen. An der Uni Bayreuth zu bleiben, war für mich vor ein paar Jahren eine ganz bewusste und wohlüberlegte Entscheidung. Ich habe sie so getroffen, weil ich hier mit meinen Forschungsschwerpunkten und meinen Projekten unfassbare Unterstützung und Offenheit für diese Themen erfahren habe. Davon möchte ich gern etwas zurückgeben.

Was wollen Sie in Ihrem neuen Amt als Erstes anpacken?
Die Frage müsste eher lauten: Wo ist der Bedarf am Größten? Die Ressorts Internationalisierung, Chancengleichheit und Diversity zu betreuen ist insbesondere aufgrund der politischen Umstände derzeit wahrlich kein Selbstläufer, da muss man schon realistisch sein. Trotzdem perspektivisch zu denken und gestalterisch zu handeln, Fragen anzugehen und zu beantworten, möglichst bevor sie jemand anderes von außerhalb der UBT stellt, und Konzepte für die aktuellen Herausforderungen zu entwickeln: dafür braucht man Voraussicht, einen umfassenden Überblick, aber letztlich auch Feedback zu ganz konkreten Bedarfen. Ich denke daher als allererstes muss ich mir die Strukturen für die notwendige Zweigleisigkeit – akute Punkte einerseits, gestalterisches Handeln andererseits – schaffen. Dann laufen im Idealfall die beiden Gleise irgendwann sogar zusammen.

Wo sehen Sie Veränderungs- oder Weiterentwicklungsbedarf?
Diese Frage schließt sich unmittelbar an die vorherige an. Wissenschaftscompliance beispielsweise muss heute insbesondere in Internationalisierungs- und Diversitätsfragen nicht nur ethische und rechtliche, sondern auch politische und gesellschaftliche Faktoren mitberücksichtigen. Abgewogen, differenziert und präzise zu denken und zu handeln – auch bei höchst streitigen Punkten oder in Krisensituationen – ist in meinen Augen eine der größten Stärken guter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Welche gesellschaftliche Signalwirkung Wissenschaft, Forschung und Lehre dadurch haben können, machen wir uns (und anderen) noch zu wenig klar. Auch das neue bayerische Hochschulrecht enthält zu den Themen meiner Ressorts Vorgaben und wichtige Handlungsaufträge an die Universitäten. Die gilt es, ebenfalls mit Leben zu füllen.

Was gilt es, in Ihrem VP-Bereich zu bewahren und zu stärken?
In den letzten Jahren ist in den Ressorts vieles entstanden und gewachsen. Mein Amtsvorgänger Thomas Scheibel und die Teams der Servicestellen haben etliches aufgebaut, das nun in schwierigen Zeiten fortgeführt und weiterentwickelt werden will. Dass die UBT zum Beispiel auf der internationalen Bühne so erfolgreich mitspielt, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit und heute ein tragender Grundpfeiler unserer hervorragenden Reputation – auch innerhalb Deutschlands! Hier laufen gerade einige neue Projekte an, insbesondere mit unseren internationalen strategischen Partnern, die dafür essentiell sind und die es voranzutreiben gilt. Im Diversity-Bereich, der in den letzten Jahren ja neben dem Chancengleichheitsbereich komplett neu konzipiert wurde, sind viele Strukturen gerade erst angelegt worden. Die müssen weiter ausdifferenziert und gestrafft werden, damit wir potentielle Synergien noch besser nutzen, die einzelnen betroffenen Personen und Personengruppen besser erreichen und so regional wie international Zeichen setzen können.

Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind solche Ämter ja immer eine zusätzliche Aufgabe. Wie bringen Sie Forschung und Vizepräsidentschaft zusammen? 
Ich habe hoffentlich das große Glück, meine Forschung (und Lehre) nicht nur mit dem Amt verbinden zu können, sondern sogar bei der Amtsausübung von einigen meiner Forschungsschwerpunkte zu profitieren. Beispielsweise rücken Compliancefragen auch für Universitäten gerade bei Kooperationsprojekten mit internationalen Partnern immer stärker in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit. Dasselbe gilt für den Umgang mit auswärtigen Beziehungen, kritischen Destinationen, aber auch bestimmten Personengruppen. Mit Themen dieser Art befasse ich mich auch aus fachlicher Perspektive und ich freue mich darauf, meine Expertise an dieser Stelle einzubringen.

Vita Prof. Dr. Nina Nestler:

Prof. Dr. Nina Nestler hat nach Jura-Studium und Referendariat 2008 mit summa cum laude promoviert. Ihrer Habilitation (2012) an der juristischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg schlossen sich Lehrstuhlvertretungen an der Universität Konstanz (Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Straf- und Strafprozessrecht) und der Universität Bayreuth an. Seit April 2014 ist sie hier Inhaberin des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht und internationales Strafrecht. Nestler ist seit Januar 2015 stellvertretende Vorsitzende der Ethikkommission der Universität Bayreuth und seit Oktober 2017 Studiendekanin der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (Fachgruppe Jura). Dem Thema Internationalisierung widmet sie sich auf zahlreichen Tätigkeitsfeldern: Sie war an der Erstellung der Internationalisierungsstrategie 2030 der Universität Bayreuth beteiligt, wirkt an Kooperationen mit den Partneruniversitäten Deakin und La Trobe in Melbourne mit und ist Ombudsfrau des Exzellenzclusters "Africa Multiple".

Anja-Maria Meister

Anja-Maria MeisterPressesprecherin der Universität Bayreuth

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