Prof. Dr. Martin Huber, Vizepräsident Bereich Lehre und Studierende

UBTaktuell: Herr Professor Huber, endlich beginnt wieder ein Semester in Präsenz. Was hat sich im Vergleich zu den letzten Semestern geändert?

Prof. Dr. Martin Huber: Seit März 2020 mussten wir aus Infektionsschutzgründen weitgehend digital lehren. Jetzt können wir endlich wieder Präsenz anbieten, die den Namen auch verdient. Das zeigt ein Blick zurück: Im vergangenen Wintersemester konnten wir vier Wochen Lehre mit Präsenzangeboten abhalten. Damals mussten wir allerdings 1,5 Meter Abstand einhalten. Das hat im Klartext bedeutet, dass im Audimax 90 anstatt 600 Leute an einer Veranstaltung teilnehmen konnten. Wir haben seit Mai 2021 gegen den fixen Abstand gekämpft und schließlich hat es auch geklappt: die 1,5 Meter Abstand müssen in der Präsenzlehre nicht mehr eingehalten werden.

Werden nun die Hörsäle wieder voll besetzt sein?

Theoretisch dürften wir das. Wir wollen aber einen verantwortungsvollen Umgang mit den Freiheiten und haben daher beschlossen, die Räume im Wintersemester nur zu 50 Prozent auszulasten.

Präsenz hängt von der Größe des Faches ab

Bedeutet das dann auch, dass nur für 50 Prozent der Studierenden die Veranstaltungen in Präsenz stattfinden können?

Nein, so kann man das nicht sagen. Der Anteil der Präsenzlehre hängt von der Größe des Faches ab. Große Fächer, wie Wirtschaftswissenschaften oder Jura können auch jetzt noch nicht alle Studierenden einer Kohorte in einem Raum unterbringen. Dort arbeiten wir mit klugen und mittlerweile bewährten Modellen digital unterstützter Lehre. Aber kleinere Fächer können schon jetzt einen wirklich hohen Anteil ihrer Lehre wieder in Präsenz anbieten. Grundsätzlich ist die Präsenzlehre abhängig von einer optimalen Raumbelegung auf dem Campus. An dieser Stelle möchte ich allen danken, die in den letzten Semestern dazu beigetragen haben, dass ein Maximum unserer Lehre in Präsenz stattfinden konnte.

Präsenz ist also wieder möglich. Für jede und jeden?

Uns ist es wichtig, dass vor allem die Eingangsphase des Studiums möglichst in Präsenz stattfinden kann. Das heißt, wir wollen, dass möglichst viele Erstsemester und die, die seit Ausbruch der Pandemie begonnen haben hier zu studieren, den Campus kennenlernen können. Natürlich gibt es Risikogruppen – die gab es auch schon vor Corona – bei denen eine Präsenz zu ihrem Schutz nicht sinnvoll ist. Das sind aber Ausnahmen und da finden wir maßgeschneiderte Lösungen. Ansonsten gilt für uns die Ansage: Das Wintersemester 2021/22 ist ein Präsenzsemester. Wir freuen uns darauf, denn wir sind schließlich keine Fernuni.

Gemeinsames Arbeiten schätzen gelernt

Sie sind nicht nur Vizepräsident Lehre, sondern auch selbst Lehrperson. Was nehmen Sie von der digitalen Lehre mit ins Präsenzsemester?

Eine der wichtigsten Erfahrungen aus dieser Zeit für mich ist, dass Präsenz eine wertvolle Zeit ist, um synchron miteinander wissenschaftlich zu arbeiten. Das haben die Studierenden auch erkannt. Die Wissensvermittlung kann auch über andere Wege stattfinden. Das funktioniert besonders gut, wenn von uns Dozierenden gut strukturiertes Material vorab digital zur Verfügung gestellt wird. Wie alle Kolleg*innen habe auch ich mich in der digitalen Lehre weiterentwickelt und meine Lehre mit digitalen Elementen angereichert. Ich persönlich habe zuletzt mit Audiofiles zur Wissensvermittlung gearbeitet. Die Studierenden konnten so noch einmal nachhören, wenn etwas unklar war.

Wie spiegelt sich das nun wider?

Digital gestützte Lehre, also vielfältige Formen des blended learning sowie hybride Elemente in der Lehre, sind nun etabliert und werden beibehalten, wo immer sie sich bewährt haben. Das Fortbildungszentrum Hochschullehre (FBZHL) ist in den letzten Semestern mit Angeboten zur digital unterstützten Lehre von vielen Lehrenden als wertvolle Unterstützungsstruktur erlebt worden. Was vor März 2020 als das Interesse von Einzelnen galt, ist durch die disruptiven Herausforderungen der Pandemie, die wir gemeinsam gut bewältigt haben, mittlerweile Teil des Lehralltags geworden. Unsere Präsenzlehre wird auch künftig mit digitalen Elementen ergänzt und didaktisch sinnvoll unterstützt werden. Seit 2018 gibt es bei uns den Lehrpreis für digital unterstütze Lehre. In diesem Jahr hatten wir 18 wirklich hervorragende Bewerbungen, die im Querschnitt verdeutlichen, was sich in der Lehre am Campus verändert hat. Besonders freut mich das hohe Engagement und die große Kreativität, mit der digitale Elemente in die Lehre integriert werden.

Und wie geht es nun weiter?

Ich hoffe, dass wir die Pandemie bald soweit im Griff haben, dass wir zum Sommersemester 2022 eine Lehre ohne Einschränkungen durchführen können und im Sinne der Studierenden wieder von einem "normalen" Semester sprechen. Klar ist aber auch, dass diese neue Normalität ein verändertes Lehren und Studieren bedeutet: es wird nicht wieder so werden, wie es einmal war. Unsere Universität hat sich weiterentwickelt.

Martin Huber

Prof. Dr. Martin HuberProfessor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Universität Bayreuth
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