Was konkret erforschen Sie an der neuen Fakultät in Kulmbach?
Gemüse ist eine hervorragende Quelle für Mikronährstoffe, Vitamine sowie gesundheitsfördernde pflanzliche Stoffwechselprodukte, die wir in der Forschung als sekundäre Metabolite bezeichnen. Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass sekundäre Pflanzenstoffe oder pflanzliche Lebensmittel das Risiko für verschiedene, nicht übertragbare Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken können. Es wird geschätzt, dass mehrere tausend Metaboliten in der menschlichen Nahrung vorkommen. Mittels massenspektrometrischer Methoden erforschen wir die komplexen, dynamischen Änderungen von Metabolitenprofilen und Anpassungsmechanismen, zum Beispiel in Bezug auf sich ändernde Umweltbedingungen und Produktionssysteme entlang der Lebensmittelversorgungskette (von A wie Anbaubedingungen bis Z wie Zubereitung), und deren Bedeutung für die menschliche Ernährung.

Worin sehen Sie den (potenziellen) Nutzen dieser Forschung?
Ich habe die Vision, dass unsere Forschung dazu beitragen kann, die Toleranz und Widerstandsfähigkeit von Lebensmittelsystemen sowie die Sicherheit und Qualität von pflanzlichen Lebensmitteln zu verbessern. Darüber hinaus bietet Metabolomics die Möglichkeit, das Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen Ernährung, Gesundheit und Bewegung zu erforschen.

Kooperieren Sie dabei mit Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen in der Region? Mit welchen und wie?
Auch wenn pandemiebedingt das Kennenlernen der lokalen Akteure etwas schwieriger war, haben wir in Kulmbach erste gemeinsame Ideen in der Forschung und Lehre realisieren können. Beispielsweise durften wir als Gäste im Max-Rubner unsere ersten Praktika durchführen und in den Museen im Mönchshof die regional bedeutsamen Produktgruppen im Rahmen eines Seminars kennenlernen. Gemeinsam mit meiner Kollegin Jun.-Prof. Dr. Laura M. König und unterstützt von Edeka Seidl werden wir uns mit dem Thema: "Frisch und aromatisch: Hält Vertical Farming was es verspricht?" beschäftigen. Ich freue mich, weitere Ideen in der Region in der Forschung und Lehre umzusetzen. 

Zur Person

Prof. Dr. Susanne Baldermann hat von 1996 bis 2001 Lebensmittelchemie an der TU Braunschweig studiert und im Anschluss die berufspraktische Ausbildung für Lebensmittelchemiker in Niedersachsen absolviert. Bereits während ihres Studiums und der Promotion über die Bildungswege von Aromastoffen durch Carotinoid-abbauende Enzyme in Tee, Nektarinen und der Süßen Duftblüte hat sie Teile ihrer Forschungsarbeiten im Ausland durchgeführt, bevor sie als Postdoc und wissenschaftliche Mitarbeiterin ab 2007 an der Universität in Shizuoka in Japan forschte und lehrte. Seit 2012 war sie an der Universität Potsdam und am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V. in Großbeeren tätig.

Was versteht man unter Metabolomics?

Das Ziel von Metabolomics ist es, möglichst viele niedermolekulare Stoffwechselprodukte (Metabolite) in einem Lebensmittel oder in einem biologischen System wie beispielsweise dem Menschen mittels einander ergänzenden analytischen Methoden zu erfassen. Schätzungen gehen von bis zu 250.000 Metaboliten aus, von denen wir etwa 5.000 bis 1.0000 mit unserer Nahrung aufnehmen. Erst durch die technologischen Entwicklungen in der Massenspektrometrie und der Weiterentwicklung der Datenanalyse ist es nun möglich, diese komplexen Metabolitenprofile und deren dynamische Änderungen zu erfassen.

Prof. Dr. Susanne Baldermann

Prof. Dr. Susanne BaldermannInhaberin der Professur für Food Metabolom

Fakultät VII für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit
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E-Mail: susanne.baldermann@uni-bayreuth.de
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