Was macht eigentlich…? - Die Professur Digital Health
Aldo Faisal.
Was konkret erforschen Sie an der neuen Fakultät in Kulmbach?
Wir kombinieren computer-basierte und naturwissenschaftliche Ansätze, um zu untersuchen, wie Menschen und Maschinen zielgerichtetes komplexes Verhalten erlernen und steuern können. Der Lehrstuhl Digital Health in Kulmbach ist eine wichtige Säule eines grenzüberschreitenden Labors am Imperial College London und der Universität Bayreuth. Unsere Themen sind: AI for Healthcare, also lernende Entscheidungssysteme im Krankenhaus, Telemedizin, KI-gestützte Gesundheitsinterventionen zu Hause und in der Pflege, etc. Dann Human Augmentation mit einem Schwerpunkt auf der Wiederherstellung von Mobilität und motorischen Fähigkeiten der Hand, bzw. des Armes nach Krankheit, Unfall oder Alterung durch robotische Systeme, der Unterstützung von kognitiven Fähigkeiten im Heimbereich und unterwegs (cognitive prosthetics), sowie durch robotisch-digitalen Unterstützung von Patienten daheim und in Pflegeeinrichtungen. Außerdem Human-AI Interaction mit Kernzielen im Bereich der Explainable AI und Trusted AI die essentiell sind, wenn Künstliche Intelligenz in der Medizin und in der Gesellschaft als ein wertvoller individueller “Agent” handeln soll, der Menschen unterstützt und Vertrauen genießt. Und schließlich Grundlagen der Künstlichen Intelligenz: vorrangig Deep Reinforcement Learning, embedded AI, Causal Inference in Machine Learning und Wissensintegration und Kontextintegration von biomedizinischen und nicht-biomedizinischen Daten.
Worin sehen Sie den potenziellen Nutzen dieser Forschung?
Künstliche Intelligenz und speziell das Maschinelle Lernen stellen die tiefgreifendste Veränderung in der Frage, wie die Menschheit Innovation erzeugt, seit der Erfindung des Feuers und des Rads dar. Zum ersten Mal werden Lösungen und Innovationen nicht von Ingenieuren und Erfindern von Hand gebaut, sondern direkt von Maschinen anhand von Daten erlernt. Dieser Ansatz birgt das größte gesamtgesellschaftlichen Potential im Bereich der Gesundheit und Medizin, da durch die zunehmende Digitalisierung weltweit riesige Daten zur Verfügung stehen, mit denen man Menschen gezielt bei der Vorbeugung, Erkennung, Behandlung und Rehabilitation von Krankheiten und altersbedingten Problemen helfen kann.
Welches spannende konkrete Projekt steht jetzt in Kulmbach an?
Das Kulmbach Living Lab. Es ist ein EU-weit einzigartiges Forschungsvorhaben. Dort werden Ingenieure, Informatiker, Verhaltens-und Naturwissenschaftlicher, die sich der Analyse von menschlichem Verhalten und der Entwicklung neuer Technologien für ein gesundes langes und unabhängiges Leben verschrieben haben, Menschen in ihrem Verhalten beobachten. Diese Ideen bringen wir von unserem bereits existierenden Living Lab aus London mit, um dies nun in Oberfranken auf die nächste Stufe zu heben. So werden zum Beispiel Bewegungssensoren in einer speziell ausgestatteten Wohnung erfassen, wie oft ein Mensch am Tag zum Kühlschrank geht, was er dann zu sich nimmt und ob er dabei Gesundheitsaspekte berücksichtigt. Details dazu werden wir noch bekannt geben.