Was macht eigentlich…? – Die Professur für Ernährungssoziologie
Tina Bartelmess ist an der Fakultät VII der Universität Bayreuth am Campus Kulmbach Juniorprofessorin für Ernährungssoziologie. Im Interview erklärt sie, an was sie forscht und wie sich diese Forschung auf die Gesellschaft auswirken kann.
Was konkret erforschen Sie an der neuen Fakultät in Kulmbach?
„An der Juniorprofessur für Ernährungssoziologie beschäftigen wir uns mit den sozialen und kulturellen Aspekten der Ernährung. Unser Ernährungshandeln steht immer im Zusammenhang mit den sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen, in denen wir aufwachsen und leben. Wir untersuchen, wie diese Rahmenbedingungen entstehen, wie sie sich im Zeitverlauf verändern und wie sie unser Ernährungshandeln leiten und lenken. Unser besonderer Fokus liegt dabei auf der gesellschaftlichen Kommunikation über Ernährung und wie in und durch sie bestimmte soziokulturelle Muster entstehen, an denen sich das Ernährungshandeln orientiert. Durch die Analyse der gesellschaftlichen Ernährungskommunikation wollen wir verstehen, wie und warum sich bestimmte ernährungsbezogene Denk- und Handlungsweisen etablieren, und ableiten, wie sich andere, bspw. gesündere oder nachhaltigere fördern lassen.“
Worin sehen Sie den Nutzen dieser Forschung?
„Die Ernährungssoziologie greift den permanenten Wandel in der Gesellschaft auf und berücksichtigt sie in der Analyse und Deutung unseres Ernährungshandelns. Dadurch lassen sich neue Erklärungsansätze für das Ernährungshandeln ableiten und die gegenwärtige Praxis, beispielsweise in Bezug auf die Förderung gesunder oder nachhaltiger Ernährungsweisen vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse kritisch reflektieren. Maßnahmen zur Förderung gesunder und nachhaltiger Ernährung können nur dann erfolgreich sein, wenn sie von den Menschen als legitim und akzeptabel angesehen und als machbar wahrgenommen werden. Da versuchen wir durch unsere Forschung Ansatzpunkte zu identifizieren und möchten damit dazu beitragen, erfolgreiche und innovative Strategien für die Gesundheits- und Nachhaltigkeitsförderung abzuleiten.“
Kooperieren Sie dabei mit Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen in der Region? Mit welchen und wie?
„In der Lehre hatten wir bereits die GesundheitsregionPlus in Kulmbach zu Besuch, die uns einen Einblick in die Praxis der kommunalen Gesundheitsförderung gegeben hat. Auch im Caspar-Vischer-Gymnasium in Kulmbach waren wir schon zu Besuch, um den Schüler*innen einen Einblick in die Ernährungssoziologie zu geben. Im Interesse zukünftiger Forschungsvorhaben und Vernetzung unter den Studierenden stehen wir mit dem Ernährungsrat Oberfranken und besonders der Regionalgruppe Kulmbach im Austausch. Weitere Kooperationen folgen sowohl in Lehre als auch Forschung. Kulmbach hat in Bezug auf Unternehmen und Kultur im Bereich Lebensmittel und Ernährung noch viel ungenutztes Potential für Kooperationen.“


