Lachen, Gemurmel, quer über den Hof gerufene Witze, es geht zu wie auf einer Klassenfahrt – und so ganz unähnlich ist die Veranstaltung auf Schloss Thurnau auch nicht: Nach zwei Jahren Zwangspause ist es das erste echte, persönliche Doktoranden-Treffen des SFB Mikroplastik der Universität Bayreuth. Fast 40 junge Wissenschaftler*innen unterschiedlichster Fachrichtungen, die alle unter dem Dach des SFB 1357 an der Universität Bayreuth promovieren, erleben drei Tage voller Input, Unterhaltung und, ja auch: Klassenfahrtfeeling.

Verantwortlich für das Event - und die gute Stimmung - sind Dr. Melanie Pöhlmann und Dr. Hannes Imhof vom Büro des SFB 1357 und die Doktorandensprecher Gerasimos Gkoutselis, Doktorand in der Mykologie und Eike Esders, Doktorand in der Mikrometeorologie. Sie haben gemeinsam für die Doktorand*innen ein nicht alltägliches Programm zusammengestellt: Start-Up-Gründer, Entrepreneurship Professoren und ein bekannter ZDF-Moderator sind unter den Vortragenden, ein Schlossrundgang, ein Kneipenquiz und die Präsentation der eigenen Doktorarbeit sind Pflicht.

„Wir kennen uns natürlich längst, aber der direkte Austausch, das persönliche Gespräch über die Inhalte der Arbeiten, das hat gefehlt. Hier auf Schloss Thurnau können wir auch neue Kooperationsmöglichkeiten besprechen“, sagt Gerasimos Gkoutselis, Doktorandensprecher des SFB 1357. Das bestätigt Moritz Lehmann, Doktorand der Theoretischen Physik. Er sagt, sein Feld sei „zwar sehr speziell“, aber hier bekomme er Anfragen von anderen Doktoranden des SFB, ob er Berechnungen für sie anstellen könne. Davon profitieren beide Seiten: „Du bekommst hier Input von allen Seiten.“ Auch von externen Doktoranden wie Stefan Rohrbach (Mikrobiologie) von der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Er betont: „Jeder arbeitet an seinem Teilprojekt, aber hier werden die Schnittstellen sichtbar und es kommen neuen Schnittstellen hinzu.“

Super relevant!

Matthias Völkl, hat an der Universität Bayreuth Master of Science in Biotechnology studiert und promoviert gerade über die Auswirkungen von Mikroplastik auf zellulärer Ebene.

Als Gäste waren auch geladen: Prof. Dr. Eva Jakob und Prof. Dr. Matthias Baum von der Universität Bayreuth, die dem Nachwuchs Input zum Thema Social Entrepreneurship und Gründen geben. Wie Start-Up geht, berichten auch Dr. Jonas Schubert (Gründer des Hautschutzmittel-Startups DEMAPURGE) und Dr. Sebastian Porkert (Gründer von ECOFARIO, das eine preisgekrönte Methode zum Filtern von Mikroplastik aus Wasser entwickelt hat.)

Wie Wissenschaftskommunikation heute aussieht, erfahren die Doktorand*innen auch von Max Kortmann und Sebastian Pohl vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Sie haben im vergangenen Sommer eine Fahrt in die Arktis unternommen, um dort die Belastung mit Mikroplastik und dessen Einfluss auf das Ökosystem zu untersuchen – als Begleiter des Schweizers Dario Schwörer bei dessen medienwirksamer Reise. In Thurnau berichten sie von ihrem Trip: vom Filtern geschmolzener Schnee- und Eisproben, der Entnahme von Sedimentproben, von Seevögelexkrementen – um darin auf die Mikroplastikverbreitung in Tieren und durch Tiere schließen zu können - also der Forschungsseite. Aber auch von der Media Coverage: Das Medieninteresse war groß, sie selber haben gebloggt, nach der Rückkehr in Podcasts gesprochen und auf diversen Seiten und in den Sozialen Medien quasi live berichtet.

Max Kortmann und Sebastian Pohl vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck

Sprecht nicht für die Kollegen und Kolleginnen, sondern für die Menschen außerhalb eurer Blase.

Dirk Steffens, Ehrendoktor der Universität Bayreuth und Wissenschaftsjournalist, Moderator der ZDF-Sendung Terra X und seit neuestem Autor für GEO

Eine ganz andere Art der Wissenschaftskommunikation stellt Dirk Steffens vor, Ehrendoktor der Universität Bayreuth und bekannter Wissenschaftsjournalist, Moderator der ZDF-Sendung Terra X und seit neuestem Autor für GEO.  Steffens berichtet nicht nur über die Kraft von Fotos, sondern auch über den Gebrauch verständlicher Sprache („Wer Fachwörter benutzt, hat keine Ahnung. Sprecht nicht für die Kollegen und Kolleginnen, sondern für die Menschen außerhalb eurer Blase.“) und die Vor- und Nachteile von Kooperationen mit Industrie- oder Handelskonzernen, Politikberatung und die Medienwirkung all dessen. „Teilt eure Begeisterung für euer Fach. Erzählt von der Größe der Natur, die ihr erforscht. Lasst die Gefühle rein in eure Erzählung - die Gefühle, die ihr an der Universität außen vor lassen sollt, die dürfen raus, wenn ihr in die richtige Welt geht“, mit solch großen Worten begleitet Steffens seine Filmclips und Bilder, die er den kritisch fragenden und ehrlich begeisterten Doktorand*innen zeigt. Auch den Text seiner neuesten Kolumne, die erst Tage später auf GEO veröffentlicht werden soll, diskutiert er mit den jungen Wissenschaftler*innen. Das Thema: Ist Plastik böse?

Das ist auch die Klammer um alle Doktorarbeiten, die am SFB gerade entstehen. Die Doktorand*innen spiegeln die Bandbreite des Forschungsfelds: Hydrologen, Ökotoxikologinnen, Bodenökologen, Mikrometeorologinnen, Tierökologen, Mykologinnen, Chemiker, Polymerforscherinnen, Ökosystemforscher, Bioprozesstechniker und Physikerinnen. „Diese Diversität auf wissenschaftlicher Ebene und der Team-Spirit ist ein Ausweis unserer Interdisziplinarität und ein Qualitätsmerkmal unseres SFB“, sagt Dr. Melanie Pöhlmann. „Deshalb wollen wir den Austausch der Doktoranden und Doktorandinnen weiter intensivieren“, kündigt Dr. Hanns Imhof an. Das nächste Treffen steht schon im Kalender.

Dr. Melanie PöhlmannSonderforschungsbereich 1357 Mikroplastik Projektkoordination

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E-Mail: sfbmicroplastic@uni-bayreuth.de
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