“Staying on Track during the Pandemic – Ideas and Strategies from an International Network”
Internationale Workshop-Reihe für Doktorandinnen und Doktoranden zur Stärkung der psychischen Gesundheit in Zeiten von Lockdown und Kontaktbeschränkungen
Workshop-Serie für Doktorandinnen und Doktoranden zum Thema “Mental Health in Zeiten von Corona”
Das Schreiben einer Doktorarbeit ist an sich schon ein herausfordernder Prozess, der Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nicht zuletzt auch an psychische Grenzen führt. Nicht nur die oftmals frustrierende Datensammlung, auch die Herausforderung, das Thema und die Ergebnisse in die richtige schriftliche Form zu bringen, ist für die Doktorandinnen und Doktoranden ein oftmals langer Prozess, bei dem Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz gefragt sind. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl oder mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Workshops, auf Konferenzen oder im Rahmen von Forschungsaufenthalten ist ein wesentliches Element der Promotion, um die eigenen Arbeit voranzubringen und zu verbessern.
Seit mehr als 15 Monaten müssen durch COVID-19 persönliche Kontakte auf ein Minimum reduziert sowie Konferenzen und Forschungsaufenthalte abgesagt werden. Treffen mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit Betreuerinnen und Betreuern können allenfalls digital stattfinden, ebenso wie die Veranstaltungen, die die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im Rahmen ihres Lehrdeputats halten müssen. Diese beruflichen, wie auch im Privaten verschärften Bedingungen, führen Doktorandinnen und Doktoranden oftmals nicht nur an ihre Belastungsgrenze. Sie lassen viele auch psychisch in ein Loch fallen.
Die Doktorandinnen und Doktoranden mental zu unterstützen, war daher das Ziel der Workshop-Reihe „Staying on the Track during the Pandemic – Ideas and Strategies from an International Network“, die sich neben den Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in Bayreuth auch an die PhDs der über die Organisatoren angebundenen Partneruniversitäten richtete.
Organisiert und moderiert von den drei Auslandsbüros in Bordeaux, Melbourne und Shanghai, der Graduate School und dem Bayreuth-Melbourne Colloid/Polymer Network der Universität Bayreuth, griffen Referentinnen und Referenten aus Australien, Deutschland, Frankreich und China in den vier Workshops unterschiedliche Aspekte des Themas “Mental Health in Zeiten von Corona” auf. Sie gaben Einblicke in die unterschiedlichen Strategien und Pandemie-Reaktionen in ihren Ländern und teilten ihre persönlichen Erfahrungen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Wir mögen alle im selben Sturm sein, aber wir sitzen nicht alle im selben Boot
Finde deine Ressourcen und was für dich funktioniert
Eine Woche später, im zweiten Workshop mit Dr. habil. Helmut Strobl und Dr. Philipp Laemmert, sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeistert über 100 Ideen zu Bewältigungsstrategien für aktuelle und zukünftige Herausforderungen. Die Statements und Strategien sind unter folgenden Überschriften gruppiert:
- Work-Life-Harmony
- Motivation and Procrastination
- Constraints due to COVID 19
- Work Load
- External Appraisal
Im Workshop wurde für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dadurch unmittelbar erfahrbar, dass sie in ihrer Situation nicht allein sind und dass ihnen, unabhängig von der eigenen Persönlichkeitsstruktur, verschiedene Bewältigungsstrategien für die aktuelle Situation zur Verfügung stehen.
Entdecke unsere Anpassungsfähigkeit als Mensch
Die Gletscherforscherin Dr. Lydie Lescarmontier faszinierte im dritten Workshop mit Einblicken in ihren letzten von drei Forschungsaufenthalten in der Antarktis, die sie im Rahmen ihrer Promotion unternommen hat. Unerwartet und von einem Tag auf den anderen saß sie dort mit einem Forscherteam von zwölf Personen und drei Mann Besatzung insgesamt 56 Tage auf einem kleinen Forschungsschiff im Packeis fest. Sie fesselte die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht nur mit stimmungsvollen Fotos, sondern zog immer wieder Bezüge zum aktuellen Corona-Lockdown. Dabei ließ sie die Doktorandinnen und Doktoranden an den Strategien teilhaben, die sie entwickelte, um mit dieser Situation umzugehen, und gab den Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern Tipps, um ihre aktuelle Situation zu meistern.Lydie Lescarmontier
Finde den Regenbogen
Yixin Qiu und Xin Huang, zwei chinesische PhDs, die sich derzeit für einen Forschungsaufenthalt in London (UCL) und an der Universität Bayreuth aufhalten, beendeten die Reihe mit dem vierten Workshop. Als selbst Betroffene teilten sie ihre persönlichen Erfahrungen darüber, wie sie es schaffen, während der Pandemie für ihre Doktorarbeit motiviert und produktiv zu bleiben.
So zog Xin Huang, der im Bereich Mathematik promoviert, eine dahingehend positive Bilanz, dass ihm in Zeiten des Lockdowns (notgedrungen) mehr Zeit für die persönliche Forschung bleibt. Bemerkenswert auch sein vom Wort „Research“ abgeleiteter Ansatz, dass ein wesentlicher Kern der Forschung („re-search“) ist, sich von Misserfolgen und negativen Faktoren nicht demotivieren zu lassen, sondern immer wieder neu an ein Problem heranzugehen, bis man die Lösung gefunden hat.
RESEARCH = RE + SEARCH
priv.
Und es geht weiter!
Die zentralen Botschaften der Referentinnen und Referenten spiegeln das positive Momentum wider, das die Workshop-Reihe gesetzt hat. Für das Organisationsteam war es wichtig, die Doktorandinnen und Doktoranden in dieser schwierigen Zeit nicht allein zu lassen, sondern ihnen zu helfen, eine positive Einstellung zur aktuellen Situation zu entwickeln und ihr Gefühl der Isolation zu durchbrechen. Die internationale Dimension des virtuellen Austauschs bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit, ihre Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten, sondern auch eine schöne Gelegenheit, sich über Ländergrenzen hinweg mit Gleichgesinnten zu vernetzen, die sie sonst nicht getroffen hätten.