Prof. Dr. Thomas Kriecherbauer hat an der Universität Bayreuth den Lehrstuhl Mathematik VI Nichtlineare Analysis und Mathematische Physik inne. Mit 14 weiteren Hochschullehrerinnen und -lehrern staatlicher Universitäten in Bayern ist der Bayreuther Mathematiker von Wissenschaftsminister Bernd Sibler mit dem „Preis für gute Lehre“ 2019 ausgezeichnet worden. Die Übergabe der Verleihungsurkunde soll pandemiebedingt 2021 nachgeholt werden. Bei der Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger Ende 2020 erklärte der Wissenschaftsminister: „Ihre Arbeit ist mitentscheidend für den Studienerfolg von Studentinnen und Studenten und damit für die Ausbildung kluger Köpfe, die unsere Zukunft gestalten.“

"Ich entwickle und schärfe Werkzeuge aus dem mathematischen Baukasten, die bei dem Verständnis physikalischer Phänomene helfen können", so Prof. Dr. Thomas Kriecherbauer. "Dieser Baukasten ist riesig und ich habe mich auf eine Ecke spezialisiert, die Differential- und Integralrechnung und auch ein wenig Wahrscheinlichkeitstheorie verwendet. Faszinierend ist für mich, wie universell diese Werkzeuge einsetzbar sind."

Mit dem „Preis für gute Lehre“ honoriert das Bayerische Wissenschaftsministerium jedes Jahr die Arbeit der besten Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer an den staatlichen Universitäten im Freistaat. Der Preis verdeutliche, dass die Lehre gleichberechtigt neben Forschungsaufgaben stehe. „Hochschullehrerinnen und -lehrer sind mehr als Wissensvermittler, sie sind Vorbilder, Begleiter und Mentoren. Ihre Arbeit ist mitentscheidend für den Studienerfolg von Studentinnen und Studenten und damit für die Ausbildung kluger Köpfe, die unsere Zukunft gestalten. Die qualitativ hochwertige und anspruchsvolle Lehre an unseren Universitäten trägt maßgeblich zur hohen Attraktivität und großen Beliebtheit des Hochschulstandorts Bayern bei“, so Wissenschaftsminister Bernd Sibler.

Die Preisträgerinnen und -träger werden von ihrer Heimatuniversität vorgeschlagen. An dieser Entscheidung sind die Studierenden beteiligt. Voraussetzung für die Verleihung des Preises ist eine herausragende Lehrleistung über die Dauer von wenigstens zwei Studienjahren an einer Universität in Bayern. Die Auszeichnung ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. 2020 ist sie zum 22. Mal verliehen worden. Üblicherweise findet die Veranstaltung an einer der neun staatlichen Universitäten im Freistaat statt – die Übergabe der Verleihungsurkunde soll pandemiebedingt 2021 nachgeholt werden.

In der Begründung des Studierendenparlamentes der Universität Bayreuth, Prof. Kriecherbauer für den „Preis für gute Lehre“ 2019 vorzuschlagen, heißt es (Auszug): „Die Studierenden profitieren seit Jahren von seiner überaus geschätzten Lehre in der Mathematik für Physiker. Die Vorlesung, aber vor allem auch die Übungen, sind hervorragend an die Bedürfnisse der Studierenden angepasst. ... Ebenfalls zu schätzen wissen die Studierenden, dass der Arbeitsaufwand und die Lernziele klar kommuniziert werden. Der Stoff wird verständlich aufgearbeitet und mit Inhalten anderer Fächer verknüpft. ... Bemerkenswert ist außerdem, dass Prof. Kriecherbauer in seinen Veranstaltungen stets erreichbar ist und stets höflich, respektvoll und freundlich auf Fragen und Bedürfnisse der Studierenden eingeht. Die Fachschaft überzeugte das Gremium von ihrem Kandidaten ebenfalls mit dem Argument, dass Prof. Kriecherbauer häufig Vorlesungseinheiten zusammen mit anderen Lehrpersonen hält, in welchen konkrete physikalische Probleme mathematisch analysiert werden. Damit setzt er, in unseren Augen, die Ansprüche an eine Veranstaltung „Mathematik für Physiker“ hervorragend um.“

Lieber Herr Professor Kriecherbauer, unser Campusmagazin gratuliert Ihnen sehr herzlich zu dieser Auszeichnung! Der „Preis für gute Lehre“ – wie haben Sie von dieser Ehrung erfahren?
Zwei Mitglieder der Fachschaft MPI kamen in mein Büro und haben mir berichtet, dass die UBT mich für den Preis vorschlagen wird.


Was stellt diese Auszeichnung für Sie dar? Immerhin erhält den „Preis für gute Lehre“ jährlich nur eine Lehrperson der UBT vom Bayerischen Wissenschaftsministerium.
Diese Anerkennung bedeutet mir sehr viel und bereitet mir große und anhaltende Freude. Lehre sehe ich als einen ganz zentralen Aspekt meines Berufs, über den ich viel nachdenke und in dem ich auch immer versuche, es noch ein wenig besser zu machen. Dass meine Anstrengungen von den Studierenden als preiswürdig angesehen wurden, macht mich stolz und spornt mich weiter an.


Was, denken Sie, machen Sie anders als Ihre Kolleginnen und Kollegen? Was zeichnet eine wirklich gute Lehrkraft aus?
Das weiß ich nicht und wahrscheinlich gibt es auf die zweite Frage auch keine allgemeingültigen Antworten. Eine gute Vorbereitung der Veranstaltungen und fachdidaktische Überlegungen sind sicherlich hilfreich und notwendig. Für mich sind auch Evaluationen und möglichst zwanglose Diskussionen mit den Studierenden wichtige Rückmeldungen, die meine Lehre beeinflussen. Ein entscheidender Faktor ist sicherlich die eigene Begeisterung für die zu vermittelnden Inhalte und der dringende Wunsch, diese Begeisterung an die Studierenden weiterzugeben. Auch die Rahmenbedingungen spielen eine Rolle und die sind aus meiner Sicht an der UBT ideal. Wir haben einen sehr schönen Campus und tolle Studierende, mit denen ich fast ausnahmslos sehr gerne arbeite!

Ein wenig Zahlenmaterial: Sie haben Ihren Lehrstuhl seit 2010. Wie viele Studierenden kommen ca. pro Jahr in den Genuss Ihrer Lehre? Wie viele Bachelor-/Master-/Doktorarbeiten haben Sie als Lehrstuhlinhaber bisher betreut?
Da führe ich nicht Buch und würde die Frage lieber streichen. Geschätzt: 100-150 Studierende pro Jahr in Vorlesungen und Seminaren (die Zahl kann aber sehr stark schwanken von 30 bis 400), 30-40 Bachelor-/Masterarbeiten und zwei Doktorandinnen und zwei Doktoranden.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Studenten bzw. einer Studentin besonders?
Da gibt es nicht die eine Eigenschaft. Natürlich schätze ich es sehr, wenn Studierende ein tiefes Interesse an der Mathematik haben und hart daran arbeiten, die Schwierigkeiten und Frustrationen zu überwinden, die mit der Beschäftigung mit Mathematik meist verbunden sind (auch für mich). Aber auch wenn das Interesse nicht ganz so tief ist, habe ich große Freude daran, junge Menschen zu begleiten, die die Freiheiten des Studentenlebens nutzen, um Persönlichkeit, Interessen, Fähigkeiten und Wissen weiter zu entwickeln.

Was möchten Sie Studierenden ganz allgemein ans Herz legen?
Nutzt die Freiheiten des Studentenlebens, um Persönlichkeit, Interessen, Fähigkeiten und Wissen weiter zu entwickeln. Dazu kann es auch gehören, Irrwege einzuschlagen … und diese rechtzeitig zu erkennen.

Würden Sie bitte kurz (und allgemeinverständlich) erläutern, womit Sie sich am Lehrstuhl „Mathematik VI Nichtlineare Analysis und Mathematische Physik“ beschäftigen?
Ich entwickle und schärfe Werkzeuge aus dem mathematischen Baukasten, die bei dem Verständnis physikalischer Phänomene helfen können. Dieser Baukasten ist riesig und ich habe mich auf eine Ecke spezialisiert, die Differential- und Integralrechnung und auch ein wenig Wahrscheinlichkeitstheorie verwendet. Faszinierend ist für mich, wie universell diese Werkzeuge einsetzbar sind. So war ich beispielsweise an der Entwicklung einer Methode beteiligt, die eine detaillierte Analyse der Ausbreitung von Signalen in bestimmten nichtlinearen Medien erlaubt. Später stellte sich heraus, dass mit dieser Methode auch die Fluktuationen von Energiezuständen in energiereichen Atomkernen oder das Wachstum von Kristallen beschrieben werden kann.

Wie sind Sie persönlich zur Mathematik gekommen?
Die Mathematik ist wohl zu mir gekommen. Solange ich mich erinnern kann, hatte ich Spaß daran, an Mathematikaufgaben zu knobeln.


Was macht Professor Kriecherbauer, wenn er sich nicht mit Mathematik beschäftigt – was sind Ihre Hobbys?
Ausgeprägte Hobbys habe ich keine. Ich bewege mich gerne in den Bergen und spiele etwas Tennis und Badminton, wobei das alles in letzter Zeit viel zu kurz kommt. Ansonsten interessiert mich die Geschichte Europas sowie christliche Theologie und ich lese ab und zu populärwissenschaftliche Bücher und Artikel zu diesen Themen.

Prof. Dr. Thomas Kriecherbauer

Prof. Dr. Thomas KriecherbauerLehrstuhlinhaber

Lehrstuhl Mathematik VI Nichtlineare Analysis und Mathematische Physik
Fakultät für Mathematik, Physik und Informatik
Mathematisches Institut
Universität Bayreuth
Universitätsstraße 30 / NW II
95447 Bayreuth
Telefon: +49 (0) 921 / 55-3291
E-Mail: thomas.kriecherbauer@uni-bayreuth.de
www.diffgleichg.uni-bayreuth.de

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