Bayreuther Alumni auf Europas größter Games-Messe
Am 23. August startet die gamescom 2022: Rund 1.100 Ausstellende werden sich in Köln präsentieren, darunter auch das Studio Windsocke, Games-Entwickler mit Wurzeln an der Uni Bayreuth. Ein Interview mit Jan Milosch von Windsocke über die Gamesbranche.
Die Bayreuther Absolvent*innen (im Uhrzeigersinn) Hannah Kümmel, Jan Milosch, Ilona Treml, Marius Mühleck. (c) Studio Windsocke
„We're an indie studio making the multi-award-winning survival adventure #PassingBy“ heißt es in eurer Bio auf Instagram. Wie ist die Lage für unabhängige Studios in der Gamesbranche?
Wir werden immer mehr! Laut Verband der deutschen Games-Branche (game) hat allein in den vergangenen zwei Jahren die Anzahl der Games-Unternehmen, die entwickeln und publishen, hierzulande um 26 Prozent auf 786 zugenommen. Der Verband hat erst letzte Woche einen Start-Up-Guide veröffentlicht und auch die Fördermöglichkeiten auf Bundesebene werden seit Jahren ausgebaut. Zudem ist beachtlich, dass der „Indie Arena Booth“ auf der Gamescom dieses Jahr der Aussteller mit der größten Fläche ist. Man muss aber wissen, dass mehrere große Firmen im Vorfeld der Gamescom aus Nachhaltigkeits-, Corona- oder ähnlichen Gründen abgesagt haben. Für die Indie Games Szene im Allgemeinen ist es dennoch ein großartiges Zeichen und zeugt von deren Relevanz und Sichtbarkeit!
Wir erwischen Sie mitten in den Messevorbereitungen: Sie sind also in Köln dabei? Warum?
Ja, wir sind in der eben erwähnten Indie Arena dabei, mit uns übrigens noch andere „Bayreuther“: Emergo Entertainment, Besworn Games und NightinGames. Allesamt Unternehmen, die aus dem Studium an der UBT heraus entstanden sind. Wir vom Studio Windsocke wollen in Köln vor allem unser Spiel bewerben und neue Kontakte zu anderen großartigen Entwicklungsstudios knüpfen. Die Gamescom eignet sich dafür ideal, weil sie als größte B2C Messe für digitale Spiele sowohl potenzielle Kunden*innen als auch Geschäftspartner*innen anlockt. Zudem ist sie für uns das erste Event seit der Corona Pandemie, auf dem wir unser Spiel ausstellen dürfen.
Rund 1.100 Ausstellende aus 53 Ländern und etwa 220.000 Quadratmeter Fläche hat Europas größte Games-Messe in Köln.
Koelnmesse/gamescom
Herrscht knallharter Wettbewerb oder friedliche Koexistenz auf der Messe?
Die Antwort ist wahrscheinlich abhängig von der Perspektive. Es gab in den letzten Monaten viele große Aufkäufe von Firmen durch die Big Player. Aber Indie Games und AAA-Titel unterscheiden sich sehr stark, weshalb durchaus von einer Co-Existenz möglich ist. Wir, also Studio Windsocke, werden von Ubisoft, einem Konzern mit 21.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Studios und Büros auf der ganzen Welt, unterstützt. Wir erhalten Mentorings und Workshops von Ubisoft, und sie ermöglichen uns auch die Gamescom-Teilnahme. Das liegt daran, dass wir im Dezember 2021 den Ubisoft Newcomer Award gewonnen haben, der im Rahmen des Deutschen Entwicklerpreises verliehen worden ist. Große Firmen können also durchaus als Förderer agieren.
Wie kamen Sie und Ihre Kolleg*innen zur Spieleentwicklung?
Es gibt mittlerweile sehr viele Möglichkeiten, um in der Gamesbranche zu landen: eine Ausbildung, ein Studium oder der Quereinstieg. Da das Interesse groß ist, wächst das Angebot stetig. Wir haben den Einstieg über den Masterstudiengang "Computerspielwissenschaften" an der UBT gewählt. Hier hat alles angefangen, und hier wurden die kreativen, theoretischen und praktischen Grundlagen gelegt. Unser Spiel, "Passing By - A Tailwind Journey", haben wir im Rahmen des Studiums als Projekt begonnen. Eine polierte Version der Projektabgabe haben wir auf der Plattform itch.io veröffentlicht und damit im letzten Jahr die Nachwuchspreise des Deutschen Computerspielpreises ("Nachwuchspreis: Bester Prototyp") und des Deutschen Entwicklerpreises (Ubisoft Newcomer Award) gewonnen.

