Im September war Prof. Dr. Franz Konstantin Fuss als Sachverständiger im Sportausschuss des Bundestags. Als Lehrstuhlinhaber für Biomechanik an der Universität Bayreuth forscht er unter anderem an Sporttechnik und -technologien. Immer wieder stößt er dabei auf Geschlechter-Ungerechtigkeiten.

„Oftmals ist es so, dass es für Frauen nur die Möglichkeit gibt, zwischen Männer- oder Kinderprodukten zu wählen“, sagt Prof. Fuss. Er forscht seit vielen Jahren in diesem Bereich; vor seinem Wechseln an die Universität Bayreuth tat er dies für 15 Jahre in Australien, davor in Singapur. Unter anderem wurde im Rahmen seiner Forschung sogar ein eigener Ball für die australische Frauen Football-Liga entwickelt. „Wir mussten damals das ideale Gewicht und den idealen Umfang erst erforschen“, sagt er. Mittlerweile ist dieser Ball Standard im Australian Football der Damen.

Mit seiner Forschung arbeitet Prof. Dr. Franz Konstantin Fuss explizit daran mit, die Sportwelt für Frauen passender zu machen. Die Universität Bayreuth befasst sich seit einigen Monaten in dem Projekt „Eine Uni – Ein Buch“ ebenfalls mit Geschlechter-Ungerechtigkeiten, indem sie das Buch „Das Patriarchat der Dinge, Warum die Welt Frauen nicht passt“ von Rebekka Endler auf verschiedene Arten liest und bearbeitet. In dem Kapitel „Pink it – Shrink it“ beschreibt die Autorin zum Beispiel, dass viele Dinge, darunter auch Sportartikel, für Frauen „angepasst“ werden, indem sie eine neue Farbe bekommen und einfach kleiner gemacht werden. Hierzu passt im weitesten Sinn auch die Forschung von Prof. Fuss. Er hat in seiner jahrelangen Forschung nämlich genau aufgezeigt, dass die Ergonomie nicht nur von der Größe eines Produktes abhängt. Im Sportausschuss des Bundestags gab er deshalb auch die Empfehlung ab, eine Initiative zur geförderten wissenschaftlichen Erforschung der Interaktion von Sportlerinnen und Sportgeräten, um geschlechtsungeeignete Produkte zu identifizieren und in der Folge geschlechtergerechte sowie -spezifische Sportprodukte zu entwickeln.

Auch das neuste Projekt am Lehrstuhl Biomechanik von Prof. Fuss beleuchtet ein Thema aus genau diesem komplexen Feld. Dort wird aktuell der Laufstil von Frauen erforscht, um dann für Frauen passende Laufschuhe zu entwickeln. „Bisher gibt es keine Literatur zu dem Thema“, sagt Fuss. Daher sei es für Sportartikel-Hersteller auch schwer, Schuhe für den weiblichen Laufstil zu designen. In einem auf drei Jahre angelegten Projekt, das zum Teil von einem Laufschuh-Hersteller mitfinanziert wird, forschen nun der Doktorand Tizian Scharl, Dr.-Ing. Michael Frisch und Prof Fuss gemeinsam mit der Senior Lecturer Dr. Clara Usma-Mansfield von der Deakin Universität in Victoria daran, einen Laufschuh speziell für Frauen zu entwickeln. „Die Laufstilforschung und Schuhoptimierung läuft dabei parallel“, erklärt Fuss. Dieser Forschung liegt parametrisches Design zu Grunde. Vereinfacht gesagt, es werden Geometrien anhand von Anfangsparametern erzeugt. Anschließend werden logische Regeln entwickelt, die das Modell und die Beziehungen zwischen den Objekten beschreiben und damit das Produkt (also den Laufschuh) entsprechend der Ergebnisse aus der Laufanalyse anpassen.

„Wir sind erst ganz am Anfang der Aufarbeitung der Ungleichheiten im Sport“, sagt Prof. Fuss. Auch Kinder oder Menschen mit Behinderungen werden noch immer stark benachteiligt. Die Anhörung von Prof. Fuss im Sportausschuss war ein erster Schritt, um mit wissenschaftlichem Know-How an Lösungsansätzen zu arbeiten. Die Verbindungen in den Sportausschuss werden weiterhin bestehen bleiben, Fuss soll in der weiteren Aufarbeitung als Sachverständiger wieder geladen werden. 

Jennifer Opel

Jennifer OpelStellvertretende Pressesprecherin, Leitung Campusmagazin UBTaktuell

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