Unterstützung für geflüchtete ukrainische Wissenschaftler*innen
Fünf Wissenschaftler*innen haben bereits Stipendien erhalten und das Engagement geht weiter.
Auch nach über einem Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist die Unterstützung und Zusammenarbeit ungebrochen wichtig und zentral. Um auch für Forschende den Versuch einer Art Normalität zu gewährleisten, engagiert sich die Universität Bayreuth seit Monaten intensiv in der Integration von geflüchteten Kolleg*innen und unterstützt die Anbahnung neuer und Vertiefung bestehender Kooperation mit der ukrainischen Wissenschaft. Dabei erhalten fünf Wissenschaftler*innen Stipendien der eigens gegründeten Bayreuth Bridge for Science der UBT und der Philipp Schwartz-Initiative (PSI) der Alexander von Humboldt-Stiftung.
Bereits seit Februar des vergangenen Jahres haben die Servicestelle Forschungsförderung und das International Office der UBT zahlreiche Forscher*innen beraten, die aus der Ukraine fliehen mussten, um sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Neben Deutschkursen und Informationen zum deutschen Wissenschaftssystem standen dabei auch immer Möglichkeiten zur Kooperation mit Bayreuther Kolleg*innen und die Finanzierung von Gastaufenthalten an der Universität Bayreuth im Mittelpunkt. Durch die VolkswagenStiftung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Bayerische Akademie der Wissenschaften, aber auch durch eigene finanzielle Mittel der Gastgeber*innen haben bis heute 12 ukrainische Wissenschaftler*innen an der UBT Förderungen erhalten. „Ich bin sehr dankbar, dass sich unsere UBT-Familie bei der Beratung und Unterstützung der ukrainischen Kolleg*innen so engagiert. Und ich bin zuversichtlich, dass die Kooperationen über diesen schrecklichen Krieg hinaus andauern werden, um die Ukraine als Wissenschaftsstandort zu stärken. Ich danke ganz herzlich den wissenschaftlichen Gastgeber*innen und den beteiligten Stiftungen für die großzügige Unterstützung und das Engagement“, sagt Prof. Dr. Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth.
Durch die eigens gegründete Bayreuth Bridge for Science finanziert die UBT mit der großzügigen Unterstützung der Rainer Markgraf Stiftung und der Adalbert Raps-Stiftung 4 Forscher*innen. Dr. Oksana Horbach ist Dozentin am Lehrstuhl für Rechtslinguistik der Nationalen Akademie für Innere Angelegenheiten in Kyjiw und ist seit Oktober bei Prof.in Dr. Karin Birkner, Lehrstuhl Germanistische Linguistik, zu Gast. Zusammen erarbeiten sie einen theoretisch-praktischen Fachkurs „Fachsprachen in der deutschen Gegenwartssprache“ mit Fokus auf die Bereiche Wirtschaft, Medien und Wissenschaft. Dr. Horbach engagiert sich zudem an der Bayreuther Luitpold-Schule für ukrainische Kinder, die nach Deutschland geflohen sind. Dr. Kateryna Tryma arbeitet seit August mit Kolleg*innen am Fortbildungszentrum Hochschullehre (FBZHL) unter Leitung von PD Dr. Frank Meyer zusammen. Im Zentrum der Kooperation stehen Prinzipien und Chancen des virtuellen Lernens mithilfe von sogenannten Massive Open Online Courses (MOOCs), die an der UBT gerade in Zeiten der Pandemie die Hochschullehre bereichern. Die Psychologin Dr. Olena Lytvynenko von der Borys Grinchenko Universität in Kyjiw kooperiert mit Junior-Professorin Laura König in Kulmbach und untersucht Essverhalten und Esstraditionen ukrainischer Geflüchteter in Deutschland. Im Rahmen der Bayreuth Bridge erhalten die Wissenschaftlerinnen ein Brückenstipendium, Deutsch-Sprachkurse sowie Zugang zu Vernetzungs- und Beratungsangeboten der Universität. Eine weitere Forschungskooperation ist derzeit in Vorbereitung. „Uns war als Stiftung schnell klar, dass wir aktiv und direkt helfen wollen. In Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth konnten wir diese direkte Hilfe glücklicherweise zügig umsetzen“, sagt der Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Rainer Markgraf-Stiftung, Florian Prosch. Und Frank Kühne, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Adalbert-Raps-Stiftung, ergänzt: „Durch die Finanzierung von Deutschkursen möchten wir einen substanziellen Beitrag zur Integration der geflüchteten Wissenschaftlerinnen in Bayreuth, Kulmbach und in der Region Oberfranken leisten.“
Prof. Dr. Natalia Morkun konnte bereits seit April 2022 über das Gastforschungsprogramm für geflohene ukrainische Wissenschaftler*innen der VolkswagenStiftung gefördert werden. Seit August ist sie nun eine PSI-Fellow der Alexander von Humboldt-Stiftung. Am Lehrstuhl ihres Gastgebers Prof. Dr.-Ing. Gerhard Fischerauer, dem Inhaber des Lehrstuhls für Mess- und Regeltechnik, arbeitet sie u.a. daran, die Gewinnung nützlicher Bestandteile in Konzentraten bei der Verarbeitung eisenhaltiger Erze zu verbessern, die Kosten der Endprodukte zu senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu steigern. Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen und ermöglicht Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland die Verleihung von Fellowships für Forschungsaufenthalte an gefährdete Forscher*innen.
Doch die Unterstützung ist nicht zu Ende: Durch Mittel des Bayerischen Notfonds Ukraine-Hilfe des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst können die auslaufenden Stipendien der Bayreuth Bridge verlängert und den Wissenschaftler*innen eine Unterstützung mindestens bis zum Ende diesen Jahres gesichert werden. „Wir sind dem Staatsministerium für diese wichtige Unterstützung sehr dankbar, die an der richtigen Stelle ansetzt“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Leible. Neben der Förderung von Stipendien für Wissenschaftler*innen gibt es noch weitere Unterstützungsangebote für Menschen aus der Ukraine. So gibt es vom DAAD geförderte Stipendien für Studierende und Studieninteressierte sowie verschiedene Sprachangebote. Das Pilotprojekt PROFI in MINT unterstützt beispielsweise gezielt geflüchtete Akademiker*innen beim Übergang in den Arbeitsmarkt. Zentral bleibt: die Universität Bayreuth versucht Ihrer Verantwortung gerecht zu werden und unterstützt weiter.

