Afrikaforschung an der Uni Bayreuth ist und bleibt exzellent
In einem überaus harten Wettbewerb hat sich der Exzellenzcluster Africa Multiple: Reconfiguring African Studies bei der DFG durchgesetzt: Er wird für weitere sieben Jahre gefördert.
Gespannte Stille im Saal: auf einer großen Leinwand die Übertragung der Pressekonferenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesforschungsministeriums. Etwa 50 Personen haben sich im neuen Forschungszentrum Afrika der Universität Bayreuth versammelt, um zu hören, wie es weitergeht mit der Afrikaforschung an der Universität Bayreuth. Und dann ist sie da, die Nachricht: Schon gleich in der zweiten Zeile auf der Liste, die an die Wand geworfen wird, steht „Universität Bayreuth, Africa Multiple: Reconfiguring African Studies“ – und es bricht Applaus aus.
Präsident und Clustersprecher umarmen sich, Forschende und Studierende geben sich High-Five, wissenschaftsunterstützendes Personal und Forschende gratulieren und danken sich gegenseitig. Fast zwei Jahre harte Arbeit liegt hinter ihnen. Denn zur Entstehung eines solchen mehr als hundert Seiten starken Antrags gehören nicht nur Forschende, auch die Mitarbeitenden aus der Forschungsförderung, in den Stäben des Präsidenten und der Kanzlerin, im Gremienbüro, in den Vorzimmern, in der Haushaltsabteilung, bei der Kommunikation und an anderen Stellen der Universität sind gefragt, wenn es um eine solche Großförderung geht. Und am Ende waren sie alle erfolgreich. Universitätspräsident Stefan Leible sagt: „Ich bin stolz und dankbar, dass unser Cluster weiterhin gefördert wird. Das ist nicht nur ein großer Erfolg für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch für den gesamten Standort.“
Das Thema der Forschenden in Bayreuth findet offenbar auch das internationale Auswahlgremium aus Bund, Ländern und DFG gesellschaftlich hoch relevant: „Dies zeigt, dass wir mit unseren Forschungsschwerpunkten den Nerv der Zeit treffen. Die Verlängerung ist auch ein starkes Signal an die internationale Wissenschaftsgemeinschaft: Bayreuth steht für Afrikaforschung auf höchstem Niveau. Die Entscheidung der DFG und der Wissenschaftspolitikerinnen und -politiker bestätigt die Innovationskraft, die interdisziplinäre Stärke und das unermüdliche Engagement unseres Clusters – und gibt uns die Möglichkeit, unsere Visionen weiterzuverfolgen. Die Verlängerung ist mehr als eine wissenschaftliche Anerkennung – sie ist Rückenwind für künftige Generationen von Forschenden und ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Spitzenforschung an unserer Universität“, sagt Leible.
Seit 2019 steht der Bayreuther Exzellenzcluster „Africa Multiple“ für eine grundlegende Neuausrichtung der Afrikaforschung. Im Zentrum steht eine enge, gleichberechtigte Zusammenarbeit mit afrikanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – interdisziplinär ausgerichtet und international vernetzt. Gemeinsam mit vier Partneruniversitäten auf dem afrikanischen Kontinent widmet sich die Universität Bayreuth sechs zentralen Themenfeldern: „Kunst und Ästhetik“, „Wissen“, „Mobilitäten“, „regionale Integration“, „Moralitäten“ und „Lernen“. Ziel ist es, neue Formen der Wissensproduktion zu etablieren und damit neue Maßstäbe in der Afrikaforschung zu setzen.
Ab Januar 2026 beginnt die zweite Förderphase, in der der Cluster seine Arbeit unter dem bekannten Titel „Africa Multiple“ intensiviert. Die wissenschaftliche Kooperation wird auf eine neue Ebene gehoben, mit inhaltlichen Schwerpunkten auf „Digitale Praktiken“, „Ökologie“, „Ungleichheit“, „Unsicherheit“, „Erinnerung“ und „Übersetzung“. Diese Themen wurden gemeinsam an allen fünf Clusterstandorten entwickelt. Interdisziplinarität, Gendergerechtigkeit, Diversität und ein gemeinsames Forschungsdatenmanagement stehen dabei besonders im Fokus. Zugleich werden neue Plattformen geschaffen, um Nachwuchsforschende zu fördern und die Mobilität zwischen den Partnerstandorten langfristig zu sichern. So entstehen tragfähige Strukturen, die über die Förderperiode hinauswirken.
Der Exzellenzcluster trägt damit wesentlich zur Internationalisierungsstrategie der Universität Bayreuth bei und stärkt deren Profil im globalen Wissenschaftsdialog. Die Afrikastudien in Bayreuth sind nun eine international sichtbare Plattform für innovative Forschung und akademischen Austausch.
Ein zentrales Element bleibt die enge Partnerschaft mit den vier afrikanischen Universitäten – der University of Lagos (Nigeria), der Moi University (Kenia), der Université Joseph Ki-Zerbo (Burkina Faso) und der Rhodes University (Südafrika). Diese Hochschulen fungieren nicht nur als Kooperationspartner, sondern als eigenständige „Africa Multiple Research Centres“ (AMRCs). In allen kommenden Projekten arbeiten Forschende dieser Institutionen gleichberechtigt zusammen – bei der Entwicklung von Fragestellungen, der Datenerhebung und -analyse sowie der Ausbildung einer neuen, vernetzten Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Gemeinsam fördern sie eine differenzierte, multiperspektivische Betrachtung der Vielfalt Afrikas und seiner Diasporas.Förderphase I:
Die Forschungsergebnisse zu den Themenfeldern „Kunst und Ästhetik“, „Wissen“, „Mobilitäten“, „regionale Integration“, „Moralitäten“ und „Lernen“ wurden in zahlreichen Publikationen veröffentlicht. Darüber hinaus fanden 15 internationale Konferenzen sowie über 600 wissenschaftliche Veranstaltungen statt, darunter rund 200 an den afrikanischen Partnerstandorten. Diese Veranstaltungen richteten sich sowohl an die wissenschaftliche Community als auch an nicht-akademische Zielgruppen und Multiplikator\:innen und trugen somit wesentlich zur Wissenschaftskommunikation in den jeweiligen Regionen und über die Universitäten hinaus bei.
In Bayreuth umfasste dieses Engagement auch schulische Aktivitäten, die darauf abzielten, die Wahrnehmung Afrikas kritisch zu reflektieren und Themen wie „gesellschaftliche Vielfalt“ und „Antidiskriminierung“ zu bearbeiten. Ein konkretes Ergebnis dieser Arbeit war die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für die 10. Jahrgangsstufe an bayerischen Schulen.
Auch die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden war wegweisend und eröffnete neue Perspektiven für transdisziplinäre Forschungsmethoden in den Afrikastudien.
Förderphase II:
Am 1. Januar 2026 beginnt die Umsetzung der neuen Forschungsagenda des Clusters. Bereits Anfang 2025 wurde die zuvor über mehrere Orte in der Stadt verteilte Bayreuther Afrikaforschung auf dem Campus zusammengeführt: Im neu errichteten Forschungszentrum Afrika (FZA) ermöglicht die räumliche Nähe in einer hochmodernen Forschungsumgebung intensive Synergien.
Neben den alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Konferenzen plant der Cluster künftig auch neue Veranstaltungsformate: Fachwissenschaftliche Tagungen werden mit öffentlichkeitswirksamen Events kombiniert, in die auch Kunstschaffende, politische Entscheidungsträgerinnen sowie Vertreterinnen der Zivilgesellschaft einbezogen werden.
Im Bereich schulischer Bildung wird die Zusammenarbeit mit Lehrkräften weiter ausgebaut. Ziel ist es, ein differenzierteres Bild Afrikas im Unterricht zu vermitteln – etwa durch Schulbesuche afrikanischer Forschender und Künstlerinnen. Die bestehende Plattform PLURA für Lehrmaterialien wird erweitert und künftig auch Inhalte in afrikanischen Sprachen wie Suaheli oder Yoruba bereitstellen.
Auch im Hochschulbereich entfaltet der Cluster durch neue digitale Lehrformate Wirkung – ergänzt durch etablierte Studienangebote wie Masterprogramme und das bayernweite afriZert-Zertifikatsprogramm.
Weitere Informationen zum Cluster: www.africamultiple.uni-bayreuth.de

