Sabine Dittmar, Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, betonte die Notwendigkeit einer guten, wohnortnahen Versorgung.  

VaO stellt sich der Herausforderung, die medizinische Versorgung in unterversorgten Regionen zu verbessern. Im Jahr 2023 wurde der erste Versorgungsraum des Projekts in der Gemeinde Stockheim eröffnet. Nun fand genau dort ein Round Table der Kooperationspartner statt. Im Mittelpunkt stand neben den vielversprechenden Evaluationsergebnissen vor allem die intensive Diskussion der Möglichkeiten einer langfristigen Verstetigung der Versorgungsinnovation. Rund 20 Teilnehmende aus Wissenschaft, Politik, Praxis und Öffentlichkeit stimmten in der Notwendigkeit dazu überein.

In seiner Begrüßung betonte Martin Link, 1. Vorsitzender Streutalallianz e. V. und Bürgermeister von Stockheim, die zentrale Rolle die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen. Diesen Aspekt griff auch Werner Palancares vom Heimatunternehmer e. V. auf, als er die Idee und die Genese des Projekts von der Ideenfindung über die Suche nach Projektpartnern bis zum heutigen Stand beleuchtete: „Viel Herzblut und Arbeit für einen minimalinvasiven Eingriff ins System, der aber die Schmerzen extrem stark lindern kann.“

Das Konzept setzt darauf, von Hausärztinnen und Hausärzten an ihre Assistenzkräfte delegierte Hausbesuche bei medizinischer Eignung der Patienten in sogenannte VaO-Räume zu verlagern, die fußläufig zu erreichen sind. Durch diese Bündelung sparen die Leistungserbringenden 8 % der Wegstrecke und über 20 % der Arbeitszeit. Anhand der Struktur und Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation zeigte Projektleiter Dr. Reiner Hofmann von der Projektgeschäftsstelle des Medizincampus Oberfranken an der Universität Bayreuth auf, dass „diese minimale Änderung zu einer signifikanten Einsparung ausschließlich patientenferner Arbeitszeit führt und die Versorgung selbst nicht ändert: Die Kombination aus Arzt, Assistenzkraft und Patient bleibt unverändert und vertrauensvoll“.

Im anschließenden Round Table diskutierten Fachleute verschiedener Professionen die zukünftige Implementierung der neuen Versorgungsform in die Regelversorgung. Die AOK Bayern setzt sich für eine qualitativ hochwertige wohnortnahe Gesundheitsversorgung in ganz Bayern ein – und unterstützt daher das Projekt „VERSORGT am ORT“. „Das Projekt zeigt einen vielversprechenden Ansatz, die hausärztliche Versorgungsituation vor allem in ländlichen Regionen wie z. B. in der Region Rhön-Grabfeld zu verbessern sowie den Herausforderungen des demografisch bedingten Hausärztemangels zu begegnen. Um das Projekt dauerhaft in die Versorgung vor Ort zu integrieren und noch mehr Patientinnen und Patienten zu erreichen, braucht es allerdings entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen“, sagte Frank Dünisch, Direktor der AOK Bayern in Schweinfurt. 

Franziska Beckebans, Bereichsleiterin Kundenmanagement und Versorgung bei der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse, ergänzt: „Die SBK hat „VERSORGT am ORT“ von Beginn an unterstützt. Denn wir sehen darin eine vielversprechende Lösung, die hausärztliche Versorgung der Versicherten in nicht ausreichend versorgten Gebieten zu verbessern. Nun geht es darum, Lösungen für die Finanzierung des Projektes nach Ablauf der Projektphase zu finden. Wichtig dabei ist, dass alle Versicherten vom Angebotenen profitieren können, unabhängig von ihrer Krankenkasse. Zudem brauchen wir eine Lösung, die im System schon angelegt ist. Dann können wir die Finanzierung langfristig auf solide Beine zu stellen. Eine solche Lösung würden wir als SBK unterstützen!“ 

Bürgermeister Thomas Fischer aus Nordheim, ebenfalls Mitglied der Streutalallianz e. V., bringt auch die Relevanz des Engagements der regionalen Politik in die Diskussion mit ein: „Aktuell gibt es in unserer Region zwar noch eine gute hausärztliche Versorgung, doch die Belastung der Praxen ist bereits heute enorm. Schon jetzt können viele Hausärztinnen und Hausärzte das Patientenaufkommen kaum noch bewältigen. Daher sind wir als kommunale Verantwortungsträger gefordert, aktiv Lösungen zu unterstützen und gemeinsam mit Projekten wie „VERSORGT am ORT“ nachhaltige Strukturen für die Zukunft zu schaffen.“ 

Auch die Parlamentarische Staatsekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, Sabine Dittmar, stellte in der Diskussion die Notwendigkeit einer guten, wohnortnahen Versorgung heraus und könnte sich angesichts der guten Qualifikation des medizinischen Personals und weiterer Gesundheitsberufe eine Ausweitung der Leistungen vorstellen. „Es freut mich, dass das Angebot gut angenommen wird und die Patientinnen und Patienten offenbar zufrieden sind. Ich werde mich gerne auch weiterhin im Rahmen meiner Möglichkeiten für das Projekt einsetzen.“

Die Veranstaltung endete mit einem vielversprechenden Ausblick: Im Verlauf der Diskussion wurden mehrere konkrete Ansätze besprochen, wie die Implementierung des vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention geförderten Projekts VaO als regulär kassenfinanziertes Leistungsangebot realisiert werden kann. Vor allem die Kooperationspartnerinnen Ute Schloe, Hausärztin, und die im VaO-Raum tätige Assistenzkraft Simone Günther wünschen sich das sehr, denn „das VaO-Projekt ist zukunftsfähig und erweiterbar. Die Patienten fühlen sich gut betreut, gewinnen an Selbstständigkeit und entlasten ihre Angehörigen, da sie keinen Fahrdienst mehr benötigen. Dadurch wird die Praxis entlastet, und Notfallbehandlungen treten seltener auf. Als VERAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) wünsche ich mir die Fortsetzung des Projekts und eine Übernahme durch die Krankenkassen in die Regelversorgung, insbesondere in ländlichen, medizinisch unterversorgten Gebieten, wo gut ausgebildete VERAHs eine hochwertige Betreuung sicherstellen können“, so Simone Günther. Ute Schloe ergänzt dies: „VaO hat sich als wertvolle Unterstützung in unserer Praxis erwiesen. Durch die regelmäßige Betreuung der Patienten in den VaO-Räumen entlasten wir nicht nur unser medizinisches Team, sondern tragen auch zur Verbesserung der Versorgungsqualität bei. Das Angebot kommt den Wünschen und Bedürfnissen der Patienten sehr entgegen und führt zu einer optimierten Betreuung.“ Das sieht auch eine Angehörige einer Patientin von Frau Günther so, die zum Schluss ein offenes Geheimnis verrät: „Seit meine Mutter in den VaO-Raum gehen kann, freut sie sich auf jeden Donnerstag. Sie ist glücklich über eine wiedergewonnene Selbstständigkeit, da sie allein in den Raum gehen kann. Ein tolles Projekt, das unbedingt fortgeführt werden muss.“

Über VERSORGT am ORT (VaO)

VaO läuft seit Mai 2023 und hat sich zum Ziel gesetzt, die medizinische Versorgung in unterversorgten Regionen zu verbessern. Die Notwendigkeit des Projekts ergibt sich aus dem doppelten demographischen Wandel. So ist zu beobachten, dass zukünftig eine zunehmende Anzahl an älteren Menschen auf eine regelmäßige hausärztliche Versorgung angewiesen sein wird. Gleichzeitig nimmt jedoch die Zahl an versorgenden Hausärztinnen und Hausärzten immer weiter ab. Zu den Kooperationspartnern gehören unter anderem die Streutalallianz e. V., die HeimatUnternehmen Bayerische Rhön e. V., die AOK Bayern und die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse, die Gemeinschaftspraxis „Die Hausärzte“, die Praxis Ute Schloe, die Praxis Marcus Memmler sowie das ZTM Bad Kissingen.

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