"Mein Wunsch wäre, dass wir die beste Uni unserer Größenordnung werden."
Prof. Dr. Stefan Leible wurde für eine dritte Amtszeit wieder zum Präsidenten der Universität Bayreuth gewählt. Wir haben mit ihm über die bisherigen Jahre an der Uni-Spitze und seine Pläne für die kommenden gesprochen.
Von links: Prof. Dr. Volker Ulm, stv. Vorsitzender des Senats, Prof. Dr. Stefan Leible, wiedergewählter Präsident, und Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. phil. Dr. h.c. Sabine Kunst, Vorsitzende des Hochschulrats der Universität Bayreuth nach der Wahl.
UBT/Kolb
UBTaktuell: Sie sind seit 2013 im Amt. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Errungenschaften in Ihrer bisherigen Amtszeit?
Prof. Dr. Stefan Leible: Ganz sicher die Einrichtung eines Exzellenzclusters – wir waren die einzige Universität in Bayern, die 2019 einen eigenen, sozusagen „ungeteilten“ Cluster erhielt. Africa Multiple hat sich seither sehr gut etabliert und trägt wesentlich zum Renommee unserer Universität bei. Drücken wir die Daumen, dass der Cluster im Mai verlängert wird! Außerdem natürlich die Steigerung des Anteils internationaler Studierender an der Universität Bayreuth – von seinerzeit fünf auf aktuell 18 Prozent. Und schließlich die feste Etablierung unserer Start-Up-Aktivitäten und der Aufwuchs an Professorinnen und Professoren, die unser hervorragendes Profil weiter schärfen – über alle Fakultäten hinweg. Apropos Fakultät: Die siebte Fakultät in Kulmbach muss hier natürlich auch genannt werden – eine echte Erfolgsgeschichte. Aber bitte nicht missverstehen: Diese Erfolge beruhen alle auf echten Teamleistungen; denn ohne Unterstützung, also ganz alleine kann ein Präsident so etwas nicht erreichen. Ich danke daher allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern an dieser Stelle ganz herzlich!
UBTaktuell: Welche Themen liefen nicht so gut?
Leible: Sehr betrübt hat mich, dass wir in der aktuellen Exzellenzrunde, in der wir gerne neue Cluster dazugewonnen hätten, erfolglos blieben. Außerdem das unselige Hin und Her rund um das Regionale Innovationszentrum als Tandeminstitution zu unserem Institut für Entrepreneurship und Innovation. Aber das bewegt sich ja nun doch auf eine erfreuliche Lösung zu.
UBTaktuell: Welche Ziele haben Sie für die neue Amtszeit? Gibt es besondere Schwerpunkte, auf die Sie sich fokussieren möchten?
Leible: Ich hoffe, dass wir uns auf dem erfolgreichen Weg der Internationalisierung weiterbewegen. Und wir arbeiten daran, dass wir trotz einer immer schwieriger werdenden Haushaltslage auch künftig Forschung und Lehre ausbauen und unser Profil weiter schärfen können. Wir müssen also konsolidieren und nachjustieren, bei alldem – so widersprüchlich das klingen mag – aber innovativ bleiben, also zum Beispiel das Thema Nachhaltigkeit in allen Dimensionen auf dem Campus verankern oder Künstliche Intelligenz als Methode in Forschung und Lehre campusweit implementieren. Hinzu kommt das Thema Bau. Die Bausubstanz auf dem Campus ist noch ordentlich. Aber wenn wir nicht jetzt mit den Planungen für einige große Sanierungen beginnen, werden wir in absehbarer Zeit nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Das wird die Herausforderung.
UBTaktuell: Wo sehen Sie die UBT in den nächsten 25 Jahren?
Leible: Mein Wunsch wäre, dass wir die beste Uni unserer Größenordnung in Deutschland werden.
UBTaktuell: Wie kann die UBT Ihrer Meinung nach den Wissenstransfer in die Gesellschaft in Zeiten von Fake News stärken?
Leible: Wir müssen unsere Kanäle in die Gesellschaft nutzen, um Sachverhalte aus wissenschaftlicher Sicht zu erklären und Wissenschaftsskepsis abzubauen. Und wir müssen ein Ort des Diskurses bleiben und dürfen das Thema „Cancel Culture“ gar nicht erst aufkommen lassen; denn wo, wenn nicht an einer Universität, soll – immer im Rahmen der geltenden Gesetze – offen und frei diskutiert werden können?
UBTaktuell: Was motiviert Sie, das anspruchsvolle Amt als Präsident weiterhin zu übernehmen?
Leible: Die Gestaltungsmöglichkeiten, das Gefühl, im Team viel bewegen zu können und zu einem wissenschaftsbasierten Diskurs beitragen zu dürfen.
UBTaktuell: Wie hat sich die Wissenschaftslandschaft seit Ihrem Amtsantritt 2013 verändert?
Leible: Der Wind ist rauer geworden. Selbst noch so fundierte Erkenntnisse aus der Universität werden unsachlich hinterfragt und – oft auch auf absurde Weise – ins Gegenteil uminterpretiert. Zudem ist der internationale Wettbewerb um die besten Köpfe deutlich härter geworden – bei einer seit dem letzten Jahr in Bayern und Deutschland deutlich schlechter werdenden Haushaltslage.
UBTaktuell: Sie haben an der UBT studiert. Hätten Sie sich während Ihres Studiums jemals vorstellen können, Präsident dieser Uni zu werden?
Leible: Nein, daran habe ich selbst im Traum nicht gedacht.
UBTaktuell: Was macht die UBT aus Ihrer Sicht besonders?
Leible: Der schönste Campus Deutschlands, unsere Interdisziplinarität, die Überschaubarkeit bei aller internationalen Weltoffenheit – und vor allem die tollen Menschen, die unseren Campus mit Leben füllen und sich für ihn engagieren.
