Neu zum Sommersemester: International Legal Studies

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Thoko Kaime (Lehrstuhl African Legal) und seinem ILS-Team (von links) Freda Louwes, Isabelle Zundel, Prof. Kaime, Julia Reiher.

Warum gibt es den Bedarf für das Zusatzstudium?
Heute leben wir in einer Welt, die sich immer weiter wirtschaftlich und technisch vernetzt, wobei auch stets unterschiedliche Rechtssysteme aufeinandertreffen und juristische Lösungen auf internationaler Ebene gefunden werden müssen. Damit verbunden gewinnen die globalen Zusammenhänge der Rechtsprechung und auch die Entwicklungen unterschiedlichster Rechtssysteme an Relevanz. Wir als ILS-Team sind deshalb daran interessiert, dieses Gebiet möglichst umfassend und praxisnah zu erschließen. Das heißt konkret: Als Vorbereitung auf das zukünftige Arbeitsleben und auch internationale Praktika und Auslandsaufenthalte legen wir den Fokus nicht nicht nur auf Sprachfertigkeiten, sondern es liegt uns auch am Herzen,  allen Studierenden Einblicke in die Globalisierung zu ermöglichen. Ziel ist es über den gern zitierten „Tellerrand“ des sonst rein deutschen Jurastudiums hinauszuschauen. Die Studierenden haben die Möglichkeit, ihre Zusatzausbildung durch drei verschiedene Wahlmodule individuell nach ihren persönlichen Interessen zu gestalten. Neben dem verpflichteten Sprachmodul steht die Wahl zwischen Rechtsvergleichung, Wirtschaft- und Unternehmensrecht sowie afrikanischen Rechtssystemen und Perspektiven offen. 

Warum ist die Universität Bayreuth genau der richtige Ort für dieses Zusatzstudium?
Wir setzen hier auf der Internationalisierungsstrategie der Universität Bayreuth auf. Als eine von sehr wenigen Universitäten in Deutschland wollen wir den Status des Studiengangs Rechtswissenschaft mit internationaler Ausrichtung manifestieren. Ganz allgemein sind die verschieden Zusatzstudien, die die Universität Bayreuth anbietet, schon länger ein Markenzeichen unserer Universität und trotz ihrer teils jungen Geschichte in vielen Kanzleien und Unternehmen bekannt. 

Für wen lohnt es sich, das Zusatzstudium zu absolvieren bzw. welche Skills werden gelehrt?
Im Vordergrund von International Legal Studies steht - wie bereits erwähnt - der Begriff der Internationalisierung. Das Zusatzstudium beschränkt sich nicht nur auf Rechtswissenschaften und wie wir mit Normen umgehen; vielmehr bietet es uns die Möglichkeit, über Grenzen hinaus das Recht zu verstehen. Wo kommt es her? Wie ist es entstanden? Welche Wirkkraft hat das Recht und wo findet es Anwendung? Vor allem hilft die Verknüpfung verschiedenster Fachbereiche dabei, aktuelle Entwicklungen auf der Welt zu verstehen.

Generell liegt uns am Herzen, den wissenschaftlichen Blick der Studierenden von einer nationalen Ausrichtung der Rechtswissenschaften zu lösen und in ein kosmopolitisches Licht zu richten. Dabei geht es um eine Erweiterung des eigenen Wissenshorizontes: um internationale und vor allem interdisziplinäre Perspektiven. Mit Einblicken in verschiedenste Rechtssysteme und deren historische sowie soziale Hintergründe bauen die Studierenden umfassendes Wissen auf, um auf aktuelle Rechtsveränderungen in der Welt eingehen zu können. Trotz des hohen Niveaus der rechtswissenschaftlichen Ausbildung an der Universität Bayreuth, mangelt es an einem internationalen und anwendungsbasierten Zugang zu globalen Rechtsfragen - bis jetzt! Denn International Legal Studies eröffnet allen Interessierten die Möglichkeit, sich tiefgehender mit relevanten Fragen der heutigen Rechtswissenschaft zu beschäftigen. Alle, die an Globalisierung und Internationalisierung interessiert sind und wissen möchten, wie sich diese auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge auswirken, sind bei ILS genau richtig. 

Inwieweit qualifiziert das Zusatzstudium für die persönliche Karriere?
Rechtswissenschaften ist ein Studium, dass uns auf ein weites Feld des Arbeitsmarktes vorbereitet. Von Beratung, Anwalt oder Anwältin über Richter und Richterin bis zum Journalismus bietet das Jurastudium viele Möglichkeiten. Zeitgleich wird der Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt stetig schärfer und Individualisierung gewinnt an Bedeutung. Die Frage heißt also: Wie also können wir uns vorbereiten und spezialisieren, um in unserem präferierten Berufsfeld zu arbeiten? Mit International Legal Studies ermöglichen wir den Studierenden eine differenziertere Auseinandersetzung mit internationalen Themen. Studierende vertiefen ihre Fähigkeiten beispielsweise mit Blick auf fachspezifische Englischkenntnisse; eine Kompetenz, die auf dem aktuellen Arbeitsmarkt nicht zu unterschätzen ist. Weiter lernen die Studierenden den Entstehungskontext von Rechtssystemen und Rechtsnormen kritisch zu hinterfragen und eine komparative Perspektive einzunehmen. Dadurch können sie sich besser von anderen Studierenden abheben, weil sie in Fragen des internationalen Rechts bewandert sind und nicht nur im Rahmen des deutschen Rechts ihr Wissen anwenden können. International Legal Studies vermittelt die Fähigkeit, gelerntes Wissen in fremde Kontexte zu übertragen, wodurch sich die Absolventinnen und Absolventen problemlos in neue Themenschwerpunkte einfinden und dort kompetent und flexibel agieren können.

Was wir betonen möchten: Uns geht es nicht nur darum, das rechtliche Wissen zu erweitern.  Vielmehr ist Interdisziplinarität das Herzstück des Zusatzstudiums: Studierenden erweitern ihr Wissen um Kompetenzen in den Bereichen Soziologie, Ethnologie, Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften.

Bis wann kann man sich einschreiben und was wird dafür benötigt?
Der neue Zusatzstudiengang ist ab dem Sommersemester 2022 für Studierende offen. Die Studierenden der Rechtswissenschaft und des LL.B. Recht und Wirtschaft haben die Möglichkeit, sich semesterweise für das neue Zusatzstudium einzuschreiben. Die Immatrikulationsfrist für das Sommersemester 2022 endet am 25.05.2022. Da es sich bei International Legal Studies um ein englischsprachiges Zusatzstudium handelt, wird von den Studierenden die erfolgreiche Teilnahme an English for Lawyers I und II vorausgesetzt. Vorhandene Englischkenntnisse können in den Sprachkursen vertieft und je nach Sprachlevel ausgebaut werden. Ein grundsätzliches Interesse an politischen und sozialen Perspektiven des Rechts werden den Kern der Ausbildung formen.