Gregor Aas erhält den Bayerischen Verfassungsorden
PD Dr. Gregor Aas, ehemaliger Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens (ÖBG) der Universität Bayreuth, hat aufgrund seines jahrelangen Einsatzes für eine nachhaltige Entwicklung und Öffnung des ÖBGs und sein Engagement für den Wald der Zukunft den Bayerischen Verfassungsorden erhalten.
Dr. Gregor Aas und Landtagspräsidentin Ilse Aigner bei der Verleihung des Bayerischen Verfassungsordens
Bildarchiv Bayerischer Landtag | Foto: Matthias Balk
„Wir bauen denjenigen Menschen hier im Hohen Haus – im Herzen der Demokratie in Bayern – die große Bühne, die sich über Jahre beruflich und vor allem ehrenamtlich um das Füreinander, das Miteinander in unserem Land verdient machen, um Nächstenliebe und um „Fernsten“-Liebe; Das sind Menschen, die unser Land, unser Leben, unsere Welt ein Stück besser machen. Heute ehren wir sie mit unserer höchsten Auszeichnung. Wir sind dankbar. Und wir sind stolz – auf Sie!“, sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner bei der Verleihung des Bayerischen Verfassungsordens im Rahmen eines Festakts in München. Mit dem Orden würdigt der Bayerische Landtag Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderer Weise um die Verwirklichung der Grundsätze der Bayerischen Verfassung verdient gemacht haben. Unter den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern ist mit Dr. Gregor Aas ein Forscher und Pädagoge, der den ÖBG der Universität Bayreuth und an Ökologie und Biodiversität interessierte Menschen außerhalb der akademischen Welt nachhaltig geprägt hat.
Sechsundzwanzig Jahre lang leitete Aas das etwa 16 Hektar große Areal mit Wildpflanzen aus allen Erdteilen auf dem Campus der Universität Bayreuth. Im August 1996 begann der studierte Forstwissenschaftler seinen Dienst am ÖBG, zuvor hatte er wissenschaftlich in Zürich gearbeitet. Über die Forschung und universitäre Lehre hinaus war ihm von Beginn an die Bedeutung des ÖBGs für Stadt und Region ein großes Anliegen: Er öffnete den Garten für alle Interessierten – bis heute ohne Eintrittsgelder – und verwandelte den ÖBG damit nicht nur in einen außeruniversitären und außerschulischen Bildungsstandort, sondern auch in eine touristische Attraktion und ein beliebtes Naherholungsziel, das jährlich mehr als 100.000 Besuchende anlockt.
Vielfältige Lehr- und Diskussionsveranstaltungen
Zum Erfolg des ÖBGs tragen auch die zahlreichen Lehrangebote bei, die nicht nur biologische Aspekte beinhalten, sondern umfassende ökologische Zusammenhänge verständlich machen und für den menschlichen Einfluss innerhalb dieser Zusammenhänge sensibilisieren. Mit Enthusiasmus leitete Aas in seiner Zeit als Direktor des ÖBGs aktiv mehr als 300 thematische Sonntagsführungen mit jeweils bis zu 200 Teilnehmenden und vermittelte unabhängig von deren Alter und Vorbildung ein umfassendes systemisches Verständnis für den Menschen und sein Umweltverhalten.
Der
ÖBG und die Leidenschaft, Menschen für die Pflanzenwelt zu begeistern, haben
Aas auch nach seinem offiziellen Dienstende im Sommer 2023 nicht losgelassen.
So war er einer der Initiatoren der Flora
von Bayreuth, der erstmaligen Kompletterfassung aller wildwachsenden Pflanzenarten in und um Bayreuth, und führte die Arbeit daran auch nach seiner Zeit als Direktor des Gartens weiter. Das Werk ist im November 2024 erschienen und basiert auf jahrzehntelanger ehrenamtlicher Tätigkeit: Aas leitete zusammen mit Dr. Marianne Lauerer vom ÖBG das Citizen Science-Projekt, für dessen Bestimmungs- und Kartierarbeiten ebenfalls ehrenamtlich Tätige eingebunden waren.
Zudem
hat Aas mit dem Forum Waldkontroversen
ein weiteres Format angestoßen, das weit über die ursprüngliche Bedeutung des
ÖBGs als universitärer Forschungseinrichtung hinausgeht. Das Forum bietet seit
2017 jährlich eine Diskussionsplattform für Vertreterinnen und Vertreter der
Forst- und Holzwirtschaft, des Naturschutzes und der Wissenschaft. In diesem
Jahr diskutierten über 120 Interessierte intensiv über das Thema „Klimawandel:
Neue Bäume braucht der Wald?“. Auch
über die Lehr- und Diskussionsformate hinaus stellt Aas sein Fachwissen
regelmäßig in Vortrags- und Beratungstätigkeiten für Waldbesitzer- und
Waldbauernvereinigungen bereit und betreut außerdem das Projekt Klimawald Bayreuth.
Gründung eines Fördervereins
Im Jahr 1998 wurde auf seine Initiative hin der „Freundeskreis ÖBG e. V.“ gegründet, satzungsgemäßer Zweck war und ist die Förderung des ÖBGs bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben für die Universität, die Öffentlichkeit, die Wissenschaft und die Forschung. Seit der Gründung bringt sich Aas mit unermüdlichem Engagement in die Aktivitäten des Vereins ein. Mittlerweile zählt der Verein über 700 Mitglieder, eine Zahl, die auch auf die aktive Mitgliedergewinnung und -pflege seitens Aas zurückzuführen ist. Der Freundeskreis ÖBG e.V. hat Gregor Aas in Würdigung seiner besonderen Verdienste um den ÖBG in der Mitgliederversammlung 2024 zum Ehrenmitglied berufen.
Private Interessen stellte Gregor Aas immer hinter das Engagement für den ÖBG, in dem er auch stets am Wochenende, an Sonn- und Feiertagen, morgens als Erster und abends als Letzter anzutreffen war. Für dieses langjährige ehrenamtliche Engagement ist Gregor Aas nun mit dem Bayerischen Verfassungsorden ausgezeichnet worden. „Ich nehme den Orden mit großer Dankbarkeit entgegen, jedoch stellvertretend. Denn diese Auszeichnung gebührt auch den vielen Mitwirkenden und dem Team des Ökologisch-Botanischen Gartens der Uni Bayreuth, den Engagierten des Freundeskreises ÖBG e.V., der Arbeitsgruppe Flora von Bayreuth und den vielen Leuten, die sich mit mir um die Zukunft des Waldes kümmern. Ohne ihre Leidenschaft und ihren Einsatz weit über die erforderliche Pflichterfüllung hinaus wären die Erfolge in meiner Zeit als Direktor des Gartens nicht möglich gewesen“, sagt Aas.

